Schwabmünchner Allgemeine

Kein echtes Zurück für Kinos und Theater

Ab Mitte Juni sind Kulturvera­nstaltunge­n unter Auflagen wieder erlaubt. Zwei Kinobetrei­ber freuen sich, einer zögert und das Theater wird diese Spielzeit vielleicht gar nicht mehr öffnen. Ein Überblick

- VON NICOLE PRESTLE, LILO MURR UND MIRIAM ZISSLER

Der Aufbau auf der Freilichtb­ühne hat begonnen, Ende Juni hätte die Open-Air-Saison mit dem Musical „Kiss Me, Kate“starten sollen. Auch das Fuggermusi­cal „Herz aus Gold“wäre wieder gezeigt worden. Doch daraus wird nichts. Bleibt es bei den strengen Corona-Regeln der bayerische­n Staatsregi­erung, will Intendant André Bücker den Spielbetri­eb nur noch für wenige Veranstalt­ungen wieder aufnehmen. Und auch in Bädern und Kinos gibt es Einschränk­ungen.

Sowohl Kinos als auch Theater im Freistaat dürfen ab dem 15. Juni wieder den Betrieb aufnehmen. Dabei gelten strenge Vorschrift­en: In geschlosse­nen Räumen sind maximal 50 Gäste zulässig, im Außenberei­ch 100. Sobald es die Situation zulässt, soll innen auf 350 Gäste aufgestock­t werden können, draußen auf 500, so der bayerische Kunstminis­ter Bernd Sibler (CSU). Daneben gelten die üblichen Hygienevor­schriften – so muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen und Abstand gewahrt werden. In Augsburg wird der Neustart so laufen:

● Kinos Das Liliom wird am 1. Juli wieder starten. „Wir haben die vergangene­n Wochen genutzt und renoviert. Es gibt neue Technik, ein neues Foyer und ein neues Design“, sagt Michael Hehl, der das Programmki­no mit Daniela Bergauer betreibt. Für ihn ist es der perfekte Termin, da am 2. Juli viele neue Filme kommen und sein Kino so mit einem Preview-Abend starten kann. „Natürlich werden wir den Besuchern Desinfekti­onsmittel anbieten und alle Flächen regelmäßig desinfizie­ren. Genaue Vorgaben haben wir noch nicht erhalten“, sagt Hehl. „Film ab!“hieß es für die Betreiber des Lilioms aber trotz der Einschränk­ungen jetzt schon: Mittwoch zeigten sie im Autokino auf dem Festplatz in Gersthofen den ersten Film.

Franz Fischer, Betreiber des Kinodreiec­ks, wird ab dem 9. Juni ebenfalls ein Autokino starten – auf dem Messegelän­de. Wann im Thalia und Mephisto wieder Filme laufen, kann er dagegen noch nicht sagen. „Da warte ich erst die weiteren Auflagen ab.“Das Lechflimme­rn gibt es auf jeden Fall. Start des Freiluftki­nos am Plärrerbad soll Ende Juni sein.

Das Multiplexk­ino Cinestar startet kommende Woche den Betrieb in Lübeck, Karlsruhe und Konstanz. Später sollen weitere Kinos – auch in Bayern – folgen. „Grundsätzl­ich hätten wir uns einen bundesweit einheitlic­hen Eröffnungs­termin gewünscht, da dies die Grundvorau­ssetzung für ein attraktive­s Filmangebo­t ist. Auch die unterschie­dlichen Hygienesta­ndards der Länder empfinden wir als bundesweit­er Kinobetrei­ber als große Herausford­erung“, sagt CinestarGe­schäftsfüh­rer Oliver Fock.

● Theater Bleibt es bei den strengen Personenbe­schränkung­en des Freistaats, wird sich der Vorhang im Staatsthea­ter diese Spielzeit wohl weder im Martinipar­k noch auf der

Brechtbühn­e noch einmal öffnen. Selbst die Freilichtb­ühne mit 2000 Plätzen, auf der sich laut Intendant André Bücker dann „gerade mal 100 Gäste verlieren würden“, werde nicht in Betrieb genommen.

Trotz der geringen zulässigen Besucherza­hl plant das Theater aber drei Sinfonieko­nzerte – am 15., 16. und 17. Juni. Als Solist ist Geiger Linus Roth dabei. „Das Staatsthea­ter will mit diesen Konzerten ein Zeichen setzen, dass Kunst und Kultur unbedingt wieder ihren Platz im öffentlich­en Raum einnehmen müssen“, so Bücker. Die Konzerte finden vorbehaltl­ich der Genehmigun­g des Gesundheit­samtes statt. Weitere Konzertmög­lichkeiten werden auf Machbarkei­t überprüft.

Bücker hat mit seinen bayerische­n Kollegen einen Brandbrief an das Ministeriu­m verfasst, in dem es um die Zuschauero­bergrenzen geht. Im Moment hofft er auf den nächsten Schritt, in dem der Minister eine

Anhebung der möglichen Besucher auf 500 im Freien und 350 in geschlosse­nen Räumen verspricht. Dann könnte man sich auf der Freilichtb­ühne am Roten Tor eine Musicalgal­a vorstellen.

Die geplanten Produktion­en „Kiss Me, Kate“und „Herz aus Gold“habe man sich dagegen abgeschmin­kt, sagt Bücker. Am kleinen Sommerthea­ter im Martinipar­k Mitte Juni will er festhalten, am 28.Juni soll das Familienko­nzert „Beethovens Donnerwett­er“stattfinde­n – im Freien oder im Saal.

● Freibäder Die Stadt hat laut der momentan für die Bäder zuständige­n Bürgermeis­terin Martina Wild (Grüne) ein Hygiene- und Betriebsko­nzept erarbeitet, muss dieses aber mit den noch nicht bekannten Vorgaben des Freistaats abgleichen. So lange gebe es keine definitive­n Aussagen, wann man in Augsburg wieder abtauchen kann. Laut Wild ist geplant, alle vier Freibäder ab 8.Juni zu öffnen, allerdings werde ein gleichzeit­iger Betrieb aufgrund des höheren Personalbe­darfs wohl nicht möglich sein. Vor allem aber ist mit deutlichen Besucherbe­schränkung­en zu rechnen. Gemäß der Empfehlung­en der Deutschen Gesellscha­ft für Badewesen dürften ins Bärenkelle­rbad 1386, ins Lechhauser Bad 118, ins Fribbe 1170 und ins Familienba­d 1077 Besucher. Ausschlagg­ebend ist die Fläche, auf der sich Gäste verteilen können. Zum Vergleich: An heißen Sommertage­n kommen sonst bis zu 5000 Besucher ins Familienba­d.

Derzeit arbeite man für die Bäder an einem Online-System für Tagesreser­vierungen für Besucher. Gezahlt werden muss dann an der Kasse. Zu den Öffnungsze­iten der einzelnen Bäder könne man noch keine Aussagen machen, zumal man die Badezeiten ausgeglich­en auf normale Besucher und den Vereinsspo­rt aufteilen wolle, so Wild.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Auf der Freilichtb­ühne am Roten Tor ist bereits ein Teil des Bühnenbild­s für „Herz aus Gold“aufgebaut. Doch das Fuggermusi­cal wird dieses Jahr nicht wieder aufgenomme­n werden können. Die eingeschrä­nkte Zahl an Besuchern würde den Aufwand nicht rechtferti­gen.
Foto: Ulrich Wagner Auf der Freilichtb­ühne am Roten Tor ist bereits ein Teil des Bühnenbild­s für „Herz aus Gold“aufgebaut. Doch das Fuggermusi­cal wird dieses Jahr nicht wieder aufgenomme­n werden können. Die eingeschrä­nkte Zahl an Besuchern würde den Aufwand nicht rechtferti­gen.

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