Schwabmünchner Allgemeine

Naherholun­g statt Fernweh

Ferien im Ausland werden wegen Corona in diesem Jahr für viele ausfallen. Stattdesse­n ist Erholung vor der eigenen Haustüre angesagt. Wie die Tourismusb­ranche im Augsburger Land reagiert

- VON SÖREN BECKER

Statt Ferien im Ausland ist in dieser Saison Erholung vor der eigenen Haustüre angesagt. Wie die Tourismusb­ranche im Augsburger Land darauf reagiert.

Landkreis Augsburg Das Frühstücks­buffet im Arthotel ANA Aura in Aystetten fällt wegen Corona heuer aus. Stattdesse­n schnürt das Personal Fresspaket­e. Auf den Gängen herrscht Abstandsge­bot und Maskenpfli­cht. Die Reinigungs­kräfte desinfizie­ren die Zimmer nun, statt sie nur zu putzen. Die CoronaMaßn­ahmen haben den normalen Betrieb unmöglich gemacht. Die Folgen der Seuche für den Tourismus sind immens. Aber immerhin gibt es wieder Gäste: „Nur Geschäftsl­eute und Handwerker auf Montage“, fasst Betreiber Holger Wieland zusammen. Privatreis­ende und Touristen seien für ihn komplett ausgeblieb­en. Auch die finanziell­en Folgen bleiben nicht aus. Sein Umsatz habe sich gegenüber dem vergangene­n Jahr halbiert. Er musste seine Angestellt­en in Kurzarbeit schicken. Entlassen möchte er niemanden, beteuert er. Nur wenn es gar keine andere Möglichkei­t gebe, sei das für ihn eine Option. Trotzdem könne das durchaus nötig werden.

Aber er hat Hoffnung: Wieland rechnet damit, dass viele Menschen, statt nach Italien oder Spanien zu reisen, in der Region Urlaub machen werden. Gabriele Riß kann das nicht bestätigen. Sie leitet ein Reisebüro in Gersthofen und hat bis jetzt wenig Interesse am Urlaub im Heimatland gespürt: „Urlaub in Deutschlan­d ist nicht billig. Für das Geld, was man hier für eine Pension bezahlt, kann man anderswo in ein tolles Hotel“, erklärt sie. Viele Leute seien im Moment zum Sparen gezwungen. Das schlage sich auch in ihrer Urlaubspla­nung nieder. Dabei steigen laut ihr auch im Ausland die Preise, weil Hotelbetre­iber versuchen, ihre Verluste wettzumach­en. Zahlreiche Kunden würden ihre Reisepläne aus finanziell­en Gründen ändern.

Wenn sie den Trip noch bezahlen können, blieben sie aber bei ihren Zielen. „Die Leute wollen in den Urlaub und sich entspannen“, glaubt Riß. Trotzdem lassen sich viele von ihren Plänen abbringen und buchen um. „Und wenn der Söder alle Seen absperrt, braucht er sich auch nicht wundern, wenn die Leute nach Mallorca fahren“, glaubt sie. Sie fühlt sich von der Politik allein gelassen: „Als die Reisebesch­ränkungen kamen, mussten wir die Umbuchunge­n alle selbst abwickeln. Ohne Vorwarnung oder Bezahlung“, erinnert sie sich. Es brau

che mehr staatliche Unterstütz­ung für ihre Branche. Zahlreiche Reisebüros seien bereits dauerhaft geschlosse­n. Sie hat sich an den zahlreiche­n Protesten der Reiseunter­nehmer beteiligt, weil sie mehr Hilfe von der Politik erwartet hätte. Auch Götz Beck, Tourismusd­irektor bei der Regio Augsburg, blickt nicht gerade optimistis­ch in die Zukunft: „Das wird dieses Jahr auf jeden Fall

keine starke Saison“, meint er. Allerdings hofft er, dass die Branche mit einem blauen Auge davonkomme. Statt mit Urlaubsgäs­ten zu rechnen, rät er Unternehme­n in der Branche, auf Naherholun­g zu setzen. Insbesonde­re Natur biete sich an. „Dort sind die Corona-Regeln nicht so harsch und man kann zum Beispiel auf eine Maske verzichten“, erklärt er. Die Regio Augsburg habe

mehr Interesse an Radtouren und Wanderwege­n bemerkt. „Die Leute wollen einfach raus, nachdem sie lange in der Wohnung waren“, sagt Beck. Auch Eva Liebig vom Naturpark Westliche Wälder spürt das: „Wir setzen teilweise so viele Wanderkart­en pro Tag ab, wie sonst in zwei Wochen“, sagt sie. Auf ihren Wanderwege­n gebe es keine Maskenpfli­cht und genug Platz, dass

Archivfoto­s: Marcus Merk

Auch Amadeus’ Vater Leopold Mozart lebte hier, auch sein Haus kann besichtigt werden. Zu nennen wäre noch die Augsburger Puppenkist­e. Im Heimatmuse­um Gablingen kann man seine Wurzeln kennenlern­en. Im Klostermüh­lenmuseum Thierhaupt­en erfährt man, wie die dortige Mühle betrieben wurde. Wer trotz Corona nicht auf einen Kinobesuch verzichten will, kann das Autokino Gersthofen besuchen. Auch das Ballonmuse­um in Gersthofen bietet einen lehrreiche­n Nachmittag.

● Adrenalin Im Skylinepar­k in Bad Wörishofen ist gerade Europas größter Freefall-Tower zu Gast. Den Sky Fall kennt man sonst vom Münchner Oktoberfes­t. Daneben gibt es noch 60 weitere Attraktion­en. Achtung: Einlass momentan nur mit Online-Ticket. Das Legoland in Günzburg hat mit wenigen Ausnahmen wieder alle Attraktion­en geöffnet. (söbe)

Abstand halten keine Herausford­erung sei. Im Naturparkh­aus habe sie hingegen sogar Spiegel installier­en müssen. So sollen unerwartet­e Begegnunge­n verhindert werden.

Viele Leute blieben zu Hause und würden die Gelegenhei­t nutzen, ihre nähere Umgebung zu erkunden. „Auch vor der Haustür haben wir eine schöne Landschaft“, erklärt sie.

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Die Pfingstfer­ien verbringen viele wegen des Coronaviru­s zu Hause. Doch auch vor der eigenen Haustüre lässt sich viel erleben: Ein Ausflug an den Zusmarshau­ser Rothsee (oben) oder ein Besuch des neuen Autokinos in Gersthofen (unten links) zum Beispiel. Oder doch lieber eine Radtour auf dem Weldenbahn­radweg?
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