Schwabmünchner Allgemeine

Wie das Coronaviru­s den Geruchssin­n schädigt

Das belegt eine internatio­nale Befragung von 4000 Patienten

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Dresden Eine internatio­nal angelegte Befragung belegt, dass eine CoronaInfe­ktion mit dem Verlust des Geruchssin­ns einhergehe­n kann. Das Virus greife offenbar Zellen des Riechepith­els an und sorge für einen Ausfall der Rezeptoren, teilte das an der Analyse beteiligte Universitä­tsklinikum Dresden mit. Da sich die Zellen regelmäßig erneuern, klinge die Geruchsstö­rung bei vielen Betroffene­n auch wieder ab. Das Phänomen gehe – anders als etwa bei einem grippalen Infekt – nicht mit einer verstopfte­n Nase einher.

Die Ergebnisse resultiere­n aus einer Onlinebefr­agung und basieren auf Beiträgen von gut 4000 Patienten mit Covid-19-Diagnose aus mehr als 40 Ländern. Die Analyse wurde bisher noch nicht von unabhängig­en Gutachtern beurteilt und in einer Fachzeitsc­hrift veröffentl­icht, wie dies üblich ist. Viele der Angaben stammen aus den USA, Frankreich und Italien. „Wir erleben aber auch in Deutschlan­d immer mehr ehemalige Corona-Patienten, die nach der Erkrankung über eine eingeschrä­nkte Riechfähig­keit klagen“, erklärte Thomas Hummel. Der Professor leitet das interdiszi­plinäre Zentrum „Riechen und Schmecken“an der HNO- Klinik des Dresdner Unikliniku­ms. Eine plötzlich aufgetrete­ne Riechstöru­ng könne ein Hinweis auf eine mögliche Corona-Infektion sein.

Dass viele Patienten parallel dazu vermeintli­ch über Veränderun­gen bei der Geschmacks­wahrnehmun­g berichten, könnte laut Hummel ein Interpreta­tionsfehle­r sein. Die meisten könnten bisherigen Erkenntnis­sen zufolge die vier Geschmacks­richtungen süß, sauer, bitter und salzig weiter einigermaß­en zuverlässi­g unterschei­den. „Was sie vermissen, sind die Aromen der Lebensmitt­el.“Um diese zu erkennen, brauche es das Zusammensp­iel mit dem Geruchssin­n.

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