Der Eiskanal ist nun eine Großbaustelle
Im Sommer 2022 soll in Augsburg die Kanuslalom-WM stattfinden. Damit das klappt, müssen auf dem Areal des Eiskanals umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt werden. Und auch die Corona-Krise spielt eine Rolle
Seit Ende April ist die Olympia-Anlage in Augsburg-Hochzoll vom Kegelzentrum bis zum Hochablass gesperrt. Der Grund: Das gesamte Areal wird einer umfangreichen Sanierung unterzogen, damit es modernen Ansprüchen genügt, wenn vom 26. bis 31. Juli 2022 die Kanuslalom-WM in Augsburg stattfindet. Es ist seit 2003 die erste SlalomWM in Augsburg, die Anlage wurde zu den Olympischen Spielen 1972 errichtet. Sie bot damals das erste Kanuslalom-Stadion der Welt. Die Wildwasseranlage selbst steht seit 2017 unter Denkmalschutz.
Ein Hauptaugenmerk liegt laut Bildungsreferentin und Bürgermeisterin Martina Wild (Grüne) daher darauf, „insbesondere die technische Funktionalität der Gesamtanlage bis April 2022 herzustellen“. Das bedeutet, dass nicht nur die Anlagen zur Zeitmessung und Videoauswertung auf den neuesten Stand gebracht werden müssen, sondern auch die für die heutige Presseberichterstattung notwendige Infrastruktur. Dann sollen sowohl der Testlauf für die Strecke als auch die deutsche WM-Qualifikation durchgeführt werden. Restarbeiten könnten dann bis Juni 2022 erfolgen. Da es bisher noch keinen Kultur- und Sportreferenten gibt, übernimmt Wilds Referat dessen Aufgaben interimsweise.
Voraussichtlich bis zum Frühjahr 2022 gilt: Fußgänger und Radler müssen eine Umleitung über die Spickelstraße nutzen, wollen sie zum Hochablass und Kuhsee gelangen. Diese führt am Kanu-Leistungszentrum und dem historischen Wasserwerk vorbei. Die Zufahrtsstraße „Am Eiskanal“ist ab der Kreuzung an der Friedberger Straße als Sackgasse beschildert. Autofahrer betreffen auch weitere Änderungen.
Wie Michael Hegele, persönlicher Referent der Zweiten Bürgermeisterin Wild, erläutert, gibt es vorerst am Kegelzentrum keine öffentlichen Parkplätze mehr. Diese seien nun Anliegern des Kegelzentrums, sowie als Interim Kanuvereinen und dem Bundesleistungszentrum vorbehalten. Das Bootshaus bleibt wie alle Olympiabauten als Fassade erhalten. 2022 ist geplant, das Gebäude als Athletenzentrum zu nutzen. Unter anderem werden dort barrierefreie Zugänge geschaffen und die Aufenthalts- und Umkleideräume saniert.
Umfangreiche Arbeiten stehen auch am Organisationszentrum an – in der ehemaligen Schaller-Gaststätte sollen unter anderem ein Pressezentrum, ein Cateringbereich und
Wettkampfräume eingerichtet werden. In den Außenanlagen werden alle Stehplätze ausgetauscht und das Gelände neu modelliert. Auch temporäre Sitzplatztribünen soll es geben, konkrete Pläne dazu gibt es aber noch nicht. Entlang der Strecke soll es an erhöhten Sichtpunkten Rollstuhlplätze geben. An allen drei Baubereichen wird parallel gearbeitet.
Weil so eine Großbaustelle entsteht, sei die weiträumige Absperrung des Areals unumgänglich. Hegele erklärt, „für die Versorgung der drei Baustellen werden auf dem Areal mehrere Baukräne, Lagerbereiche für Baustoffe und im Bereich der ehemaligen Parkplätze eine Be
errichtet“. Eine solch umfangreiche Baumaßnahme kostet entsprechend.
Laut Hegele liegen die Netto-Gesamtkosten bei 19,8 Millionen Euro. Etwa 50 Prozent davon muss die Stadt bezahlen, der Rest kommt aus
Fördertöpfen von Bund und Freistaat. Probleme bei den Kosten erwarte man durch die Corona-Krise aktuell nicht. Man gehe jedoch davon aus, dass durch die Pandemie zeitversetzt logistische oder auch organisatorische Einschränkungen auftauchen werden – etwa durch Schwierigkeiten bei den beteiligten Unternehmen oder benötigten Lieferketten.
Das Problem hierbei: Die KanuWM ist terminiert. Hegele erklärt, die finanziellen Auswirkungen des Coronavirus, bedingt durch massive Einbrüche der Gewerbesteuern, ließen Mittelaufstockungen des kommunalen Haushaltes nicht zu, sollte es zu erhöhten Baukosten kommen. Daher prüfe die Stadt Vorsorgemaßnahmen. Diese Optionen würden sowohl Reduzierungen in Einzelmaßnahmen als auch „Modelle einer stufenweisen Fertigstellung“in den Bereichen beinhalten, die nicht absolut notwendig zur Durchtankungsstation führung der WM seien. Sowohl Freizeitsportler als auch Vereinsathleten müssen sich bis zum Frühjahr 2022 wohl in Geduld üben.
Der Vereinsbetrieb auf den Trainingsstrecken kann laut Hegele sichergestellt werden. Er unterliegt jedoch insbesondere im Bereich Olympiastrecke – bedingt durch die umfangreichen Baumaßnahmen – Einschränkungen.
Mit den Kanuvereinen und dem Olympiastützpunkt Bayern würden für die Zeit der Baumaßnahme Vereinbarungen der Sondernutzung geschlossen. Schlimmer trifft es Freizeitsportler und kommerzielle Anbieter: Sie dürfen während der Baumaßnahmen nicht auf die Strecke.
Finanzierung gilt trotz Corona-Krise als gesichert