Diese Hilfe ist kein Denunziantentum
Man mag es sich nicht vorstellen, dass das enge Zusammenleben während der Corona-Isolation aus Freunden oder Anvertrauten Gewaltopfer gemacht haben soll. Und doch sagen Experten, dass in Familien genau das geschehen ist. Dass Familienväter, aber durchaus auch Mütter, die Nerven verloren und ihre Angst, ihren Frust oder welche negativen Gefühle auch immer an ihren Liebsten ausgelassen haben. Und jetzt, wo Sozialkontakte wieder möglich sind und das Leben langsam wieder seinen gewohnten Lauf nimmt, sind wir, sind Freunde, Vertraute, Lehrer und Erzieher aufgerufen, den Opfern beizustehen.
Das kann unter Umständen nicht einfach sein, denn nur in den seltensten Fällen haben diese sichtbare Blessuren – und psychische Gewalt sieht man dem Menschen gar nicht an. Doch wer Schlimmes erleben musste, will sich den Schmerz von der Seele reden und sucht nach Verbündeten, sagen Psychologen. Für Lehrer und Erzieher bedeutet das, jetzt ganz genau hinzuhören, wenn Kinder von ihren Erlebnissen erzählen. Und Freundinnen oder Freunde müssen ein offenes Ohr haben und vor allem das Erlebte nicht abtun, nicht kleinreden, wenn sich ein Freund ihnen öffnet. Und wer auch nur vermutet, dass ein Mensch zum Opfer geworden ist, sollte sich nicht scheuen, auch die offiziellen Stellen wie Polizei, Jugendämter oder Opferschutzstellen zu informieren, betonen Experten. Gerade wenn Kinder betroffen sind, brauchen diese jede Hilfe. Das ist kein Denunziantentum, sondern Opferschutz.