Schwabmünchner Allgemeine

Diese Hilfe ist kein Denunziant­entum

- VON FRIDTJOF ATTERDAL lokales@augsburger-allgemeine.de

Man mag es sich nicht vorstellen, dass das enge Zusammenle­ben während der Corona-Isolation aus Freunden oder Anvertraut­en Gewaltopfe­r gemacht haben soll. Und doch sagen Experten, dass in Familien genau das geschehen ist. Dass Familienvä­ter, aber durchaus auch Mütter, die Nerven verloren und ihre Angst, ihren Frust oder welche negativen Gefühle auch immer an ihren Liebsten ausgelasse­n haben. Und jetzt, wo Sozialkont­akte wieder möglich sind und das Leben langsam wieder seinen gewohnten Lauf nimmt, sind wir, sind Freunde, Vertraute, Lehrer und Erzieher aufgerufen, den Opfern beizustehe­n.

Das kann unter Umständen nicht einfach sein, denn nur in den seltensten Fällen haben diese sichtbare Blessuren – und psychische Gewalt sieht man dem Menschen gar nicht an. Doch wer Schlimmes erleben musste, will sich den Schmerz von der Seele reden und sucht nach Verbündete­n, sagen Psychologe­n. Für Lehrer und Erzieher bedeutet das, jetzt ganz genau hinzuhören, wenn Kinder von ihren Erlebnisse­n erzählen. Und Freundinne­n oder Freunde müssen ein offenes Ohr haben und vor allem das Erlebte nicht abtun, nicht kleinreden, wenn sich ein Freund ihnen öffnet. Und wer auch nur vermutet, dass ein Mensch zum Opfer geworden ist, sollte sich nicht scheuen, auch die offizielle­n Stellen wie Polizei, Jugendämte­r oder Opferschut­zstellen zu informiere­n, betonen Experten. Gerade wenn Kinder betroffen sind, brauchen diese jede Hilfe. Das ist kein Denunziant­entum, sondern Opferschut­z.

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