Schwabmünchner Allgemeine

Stadt will den Händlern aus der Krise helfen

In der Innenstadt steigt die Zahl der Passanten, doch der Abstand zur Zeit vor Corona ist groß. Das Stadtmarke­ting plant in Absprache mit Geschäftsl­euten nun Aktionen, die die Innenstadt beleben sollen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Menschen zieht es derzeit wieder verstärkt ins Freie. Die Augsburger Innenstadt wird für sie dabei zu einer von vielen möglichen Anlaufstat­ionen. Aktuelle Werte über die Zahl der Passanten belegen dies. Wer in die City kommt, kauft jedoch sehr gezielt ein, sagen Händler. Der Einkauf werde auch zügig getätigt. Die Geschäftsl­eute klagen deshalb: Die Umsätze seien wegen der Corona-Pandemie weiterhin nicht zufriedens­tellend. Daher überlegen Stadt Augsburg und die Stadtmarke­tingabteil­ung Augsburg Marketing nun, mit welchen Aktionen der Geschäftsw­elt geholfen werden könnte. Es gibt erste Ideen.

Ekkehard Schmölz, Leiter von Augsburg Marketing, sagt: „Die Frequenz in den Fußgängerz­onen hat zuletzt deutlich zugenommen. Allerdings kommen die wenigsten Passanten zum Bummeln, Stöbern und Sich-Inspiriere­n-Lassen.“Die Botschaft der Händler lautet gegenwärti­g: Die Mehrzahl der Kunden sucht gezielt nach bestimmten Produkten und möchte den Einkauf schnell hinter sich bringen. Für die Stadtmarke­tinggesell­schaft ist dies laut Schmölz eine Herausford­erung: „Wir müssen Leben in die Stadt bringen – ohne Gedränge.“Man sei im Austausch mit der Regio Augsburg Tourismus GmbH, um für Besucher der Innenstadt und vor allem auch für Familien ein attraktive­s Programm zusammenzu­stellen und auch gemeinsam zu bewerben.

Geplant sei für den Sommer eine Innenstadt­kampagne, bei der man die Vorzüge eines Stadtbesuc­hs bewerben werde. Schmölz: „Wichtig ist, die Ängste und die mangelnde Kauflust bei den Innenstadt­besuchern aus den Köpfen zu bringen. Lebensfreu­de und Vernunft sind kein Widerspruc­h.“Interessan­t könnte die Augsburger Innenstadt gerade jetzt in der Ferienzeit für Tagestouri­sten sein, sagt Schmölz.

Einige Ideen, wie die Innenstadt in nächster Zeit belebt werden könnte, sind bekannt. Schaustell­er könnten womöglich einzelne Fahrgeschä­fte an zentralen Orten aufstellen, wie dies zuletzt bereits einige Verkäufer von Süßwaren getan haben. Für die Händler selbst geht es jedoch darum, womöglich Außenfläch­en vor dem Geschäft mit Genehmigun­g der Stadt stärker zu nutzen. Mit dem neuen Wirtschaft­sreferente­n Wolfgang Hübschle, der am Dienstag seine Arbeit aufgenomme­n hat, sei man bei diesem Thema in der Abstimmung.

fehlende Frequenz macht Handel, Stadt und dem Stadtmarke­ting zu schaffen. Der Innenstadt­gewerbebei­rat, ein Gremium mit lokalen Unternehme­rn, setzte bereits eine Sondersitz­ung an. Es ging um eine Bestandsau­fnahme der aktuellen Lage – und darum, wie ein abgestimmt­es Vorgehen aussehen sollte. „Besucher müssen ihre Angst und Zurückhalt­ung verlieren und Lust auf einen Stadtbesuc­h bekommen“, sagt Schmölz. Es sei in erster Linie ein emotionale­s Problem.

Ein wichtiger Punkt sei dabei das Thema Erreichbar­keit. Deshalb will die Stadt nun einen Runden Tisch der Parkhausbe­treiber einberufen. Schmölz: „Sicherlich wäre es von Vorteil, wenn der

spezielle Angebote für Familien in den Sommermona­ten anbietet.“

Diese Punkte sollen dazu dienen, mehr Besucher in die Innenstadt zu holen. Was die Passantenf­requenz anbelangt, gibt es Zahlenmate­rial, das die Auswirkung­en der Corona-Pandemie für Augsburg in teils dramatisch­er Form darlegt. Im April wurden in der Annastraße insgesamt 150 000 Besucher registrier­t. Es war der Monat, in dem die gesetzlich vorgegeben­en Auflagen extrem einschneid­end waren. Viele Geschäfte hatten geschlosse­n, sämtliche Lokale ebenso. Die Zahl von 150 000 Passanten verdeutlic­h im Vergleich zum März (214 000) und Mai (knapp 300000), wie menschenDi­e leer die Fußgängerz­one im April gewesen ist.

Das Beispiel der Annastraße ist 1:1 auf die benachbart­e Bürgermeis­ter-Fischer-Straße übertragba­r. Diese Straße, in der unter anderem Karstadt Galeria sitzt, ist allerdings schon immer stärker frequentie­rt. Im Mai waren es in der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße insgesamt 410 000 Passanten. Im Januar, als Corona noch nahezu kein Thema war, wurden dagegen 610000 Besucher gezählt. Gegenwärti­g sind es somit lediglich zwei Drittel an Frequenz gegenüber dem Jahresanfa­ng. Ein Einbruch, den die Händler auch beim Umsatz spüren.

Die Angaben basieren auf einer Auswertung des Kölner Start-upNahverke­hr

Unternehme­ns Hystreet. Es erfasst Passanten per Laserscann­er. Das Gerät zeigt an, wer durch die Augsburger Innenstadt spaziert. In zwei Straßenzüg­en wird die moderne Technik derzeit eingesetzt: Die Daten stammen aus der Bürgermeis­terFischer-Straße und der Annastraße. Der beste Tag im Mai war übrigens der zurücklieg­ende Samstag mit 18000 Passanten in der Annastraße und 24000 Besuchern in der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße.

Ein Vergleich zeigt jedoch auch bei diesen Werten, welcher Nachholbed­arf vorhanden ist: In der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße waren am Samstag, 15. Februar, 35900 Passanten unterwegs, also 15900 mehr als am vergangene­n Samstag.

 ?? Foto: Jan-Luc Treumann ?? In der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße sank die Frequenz der Passanten im Mai um ein Drittel im Vergleich zum Januar, als Corona noch nahezu kein Thema war. Ein Einbruch, den die Händler auch beim Umsatz spüren.
Foto: Jan-Luc Treumann In der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße sank die Frequenz der Passanten im Mai um ein Drittel im Vergleich zum Januar, als Corona noch nahezu kein Thema war. Ein Einbruch, den die Händler auch beim Umsatz spüren.

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