Stadt will den Händlern aus der Krise helfen
In der Innenstadt steigt die Zahl der Passanten, doch der Abstand zur Zeit vor Corona ist groß. Das Stadtmarketing plant in Absprache mit Geschäftsleuten nun Aktionen, die die Innenstadt beleben sollen
Die Menschen zieht es derzeit wieder verstärkt ins Freie. Die Augsburger Innenstadt wird für sie dabei zu einer von vielen möglichen Anlaufstationen. Aktuelle Werte über die Zahl der Passanten belegen dies. Wer in die City kommt, kauft jedoch sehr gezielt ein, sagen Händler. Der Einkauf werde auch zügig getätigt. Die Geschäftsleute klagen deshalb: Die Umsätze seien wegen der Corona-Pandemie weiterhin nicht zufriedenstellend. Daher überlegen Stadt Augsburg und die Stadtmarketingabteilung Augsburg Marketing nun, mit welchen Aktionen der Geschäftswelt geholfen werden könnte. Es gibt erste Ideen.
Ekkehard Schmölz, Leiter von Augsburg Marketing, sagt: „Die Frequenz in den Fußgängerzonen hat zuletzt deutlich zugenommen. Allerdings kommen die wenigsten Passanten zum Bummeln, Stöbern und Sich-Inspirieren-Lassen.“Die Botschaft der Händler lautet gegenwärtig: Die Mehrzahl der Kunden sucht gezielt nach bestimmten Produkten und möchte den Einkauf schnell hinter sich bringen. Für die Stadtmarketinggesellschaft ist dies laut Schmölz eine Herausforderung: „Wir müssen Leben in die Stadt bringen – ohne Gedränge.“Man sei im Austausch mit der Regio Augsburg Tourismus GmbH, um für Besucher der Innenstadt und vor allem auch für Familien ein attraktives Programm zusammenzustellen und auch gemeinsam zu bewerben.
Geplant sei für den Sommer eine Innenstadtkampagne, bei der man die Vorzüge eines Stadtbesuchs bewerben werde. Schmölz: „Wichtig ist, die Ängste und die mangelnde Kauflust bei den Innenstadtbesuchern aus den Köpfen zu bringen. Lebensfreude und Vernunft sind kein Widerspruch.“Interessant könnte die Augsburger Innenstadt gerade jetzt in der Ferienzeit für Tagestouristen sein, sagt Schmölz.
Einige Ideen, wie die Innenstadt in nächster Zeit belebt werden könnte, sind bekannt. Schausteller könnten womöglich einzelne Fahrgeschäfte an zentralen Orten aufstellen, wie dies zuletzt bereits einige Verkäufer von Süßwaren getan haben. Für die Händler selbst geht es jedoch darum, womöglich Außenflächen vor dem Geschäft mit Genehmigung der Stadt stärker zu nutzen. Mit dem neuen Wirtschaftsreferenten Wolfgang Hübschle, der am Dienstag seine Arbeit aufgenommen hat, sei man bei diesem Thema in der Abstimmung.
fehlende Frequenz macht Handel, Stadt und dem Stadtmarketing zu schaffen. Der Innenstadtgewerbebeirat, ein Gremium mit lokalen Unternehmern, setzte bereits eine Sondersitzung an. Es ging um eine Bestandsaufnahme der aktuellen Lage – und darum, wie ein abgestimmtes Vorgehen aussehen sollte. „Besucher müssen ihre Angst und Zurückhaltung verlieren und Lust auf einen Stadtbesuch bekommen“, sagt Schmölz. Es sei in erster Linie ein emotionales Problem.
Ein wichtiger Punkt sei dabei das Thema Erreichbarkeit. Deshalb will die Stadt nun einen Runden Tisch der Parkhausbetreiber einberufen. Schmölz: „Sicherlich wäre es von Vorteil, wenn der
spezielle Angebote für Familien in den Sommermonaten anbietet.“
Diese Punkte sollen dazu dienen, mehr Besucher in die Innenstadt zu holen. Was die Passantenfrequenz anbelangt, gibt es Zahlenmaterial, das die Auswirkungen der Corona-Pandemie für Augsburg in teils dramatischer Form darlegt. Im April wurden in der Annastraße insgesamt 150 000 Besucher registriert. Es war der Monat, in dem die gesetzlich vorgegebenen Auflagen extrem einschneidend waren. Viele Geschäfte hatten geschlossen, sämtliche Lokale ebenso. Die Zahl von 150 000 Passanten verdeutlich im Vergleich zum März (214 000) und Mai (knapp 300000), wie menschenDie leer die Fußgängerzone im April gewesen ist.
Das Beispiel der Annastraße ist 1:1 auf die benachbarte Bürgermeister-Fischer-Straße übertragbar. Diese Straße, in der unter anderem Karstadt Galeria sitzt, ist allerdings schon immer stärker frequentiert. Im Mai waren es in der Bürgermeister-Fischer-Straße insgesamt 410 000 Passanten. Im Januar, als Corona noch nahezu kein Thema war, wurden dagegen 610000 Besucher gezählt. Gegenwärtig sind es somit lediglich zwei Drittel an Frequenz gegenüber dem Jahresanfang. Ein Einbruch, den die Händler auch beim Umsatz spüren.
Die Angaben basieren auf einer Auswertung des Kölner Start-upNahverkehr
Unternehmens Hystreet. Es erfasst Passanten per Laserscanner. Das Gerät zeigt an, wer durch die Augsburger Innenstadt spaziert. In zwei Straßenzügen wird die moderne Technik derzeit eingesetzt: Die Daten stammen aus der BürgermeisterFischer-Straße und der Annastraße. Der beste Tag im Mai war übrigens der zurückliegende Samstag mit 18000 Passanten in der Annastraße und 24000 Besuchern in der Bürgermeister-Fischer-Straße.
Ein Vergleich zeigt jedoch auch bei diesen Werten, welcher Nachholbedarf vorhanden ist: In der Bürgermeister-Fischer-Straße waren am Samstag, 15. Februar, 35900 Passanten unterwegs, also 15900 mehr als am vergangenen Samstag.