Corona: 84 Prozent weniger Verkehr auf der A 8
Rund 480 000 Kilometer weniger werden während der Ausgangsbeschränkungen zurückgelegt. Anwohner und Natur profitieren
Zusmarshausen Etwas Positives hatten die Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie für Stefan Vogg: „Es war deutlich leiser. Man konnte sogar die Vögel zwitschern hören“, sagt der Streitheimer. Vogg wohnt in der Nähe der A8 und ist vom Verkehr und den zahlreichen Unfällen auf der Autobahn genervt. Immer wieder beschwert er sich bei Politikern über die Lärmbelästigung und den Schleichverkehr nach Vollsperrungen. Vogg hat bereits Dutzende E-Mails unter anderem an Verkehrsminister Scheuer geschrieben, in denen er ein Tempolimit fordert.
Und sein Wunsch wurde nun zumindest während des Lockdowns für kurze Zeit erreicht.
„Es wäre gut, wenn wir dauerhaft für weniger Autoverkehr sorgen könnten“, sagt Vogg. Während der Ausgangsbeschränkungen in Bayern war dies der Fall. Dies belegen auch die Zahlen der Autobahndirektion an der Messstelle Zusmarshausen. In dieser Zeit sind deutlich weniger Autos vorbeigefahren. Im April fuhren durchschnittlich nur 29000 Fahrzeuge pro Tag dort entlang. Im April vor einem Jahr waren es dagegen 71700. Das bedeutet einen Rückgang um fast 60 Prozent.
Die Zahlen für März und Mai sind zwar weniger imposant – aber dennoch deutlich. Das liegt daran, dass die Beschränkungen nicht den ganzen Monat gültig waren. Im März reduzierte sich der Verkehr, im Vergleich zum Vorjahr, um rund 35 Prozent von 68300 Fahrzeugen auf 45 000. Und im Mai waren es circa 42 Prozent weniger Fahrzeuge. Statt 68 600 fuhren nur 39 900 Autos und Lastwagen über die A 8.
Besonders stark zurückgegangen ist der Verkehr am Ostersonntag. Während im Vorjahr noch 46650 Fahrzeuge an dem einen Tag unterwegs waren, fuhren in diesem Jahr gerade einmal 7550 Fahrzeuge am Feiertag über die Schnellstraße. Dies bedeutet einen Rückgang um 84 Prozent. Das hängt laut einem
Sprecher der Autobahndirektion vor allem mit der Reduzierung des Reiseverkehrs zusammen. Der Appell, auf Besuche und Ausflüge zu verzichten, hat offenbar gefruchtet.
Laut den Zahlen von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union mit Sitz in Luxemburg, beträgt die Länge einer durchschnittliche deutschen Autofahrt etwa elf Kilometer. Demzufolge wurden allein im April auf der A8 bei Zusmarshausen mehr als 477 000 Kilometer eingespart. Eine Strecke, die fast zwölfmal um den Äquator führt. Würde diese Strecke mit einem Kraftfahrzeug zurückgelegt, hätte der Ausstoß an Treibhausgasen rund 46 Tonnen betragen.
Seitdem die Ausgangssperren gelockert wurden, sind die Verkehrszahlen noch nicht auf das Normalmaß zurückgekehrt. Am 25. Mai fuhren 51400 Fahrzeuge an der Messstelle vorbei. Im Jahr zuvor waren es an diesem Datum 69000. Das entspricht einem Rückgang um 26 Prozent. Laut Seebacher fahren aktuell sogar elf Prozent mehr Lastwagen als letztes Jahr um diese Zeit. Er begründet das mit Nachholeffekte nach den Öffnungen.
Josef Sitterer von der Autobahnpolizei in Gersthofen rechnet nun mit steigenden Unfallzahlen: „Verkehrsunfälle steigen zusammen mit dem Verkehrsaufkommen. Das ist ein Zusammenhang“, erklärt er.