Schwabmünchner Allgemeine

Feierlichk­eit mit Einschränk­ungen

Am Samstag wird der neue Augsburger Bischof geweiht. Wegen Corona müssen die Domsingkna­ben schweigen. Und nur drei Personen dürfen Bertram Meier die Hände auflegen

- VON ALOIS KNOLLER

Augsburg Natürlich hätte sich Prälat Bertram Meier seine Bischofswe­ihe anders vorgestell­t. Möglichst viele Menschen sollten daran teilnehmen können. Von über 2000 Gästen war die Rede. Sogar ein großes Zelt vor dem Augsburger Dom sollte aufgeschla­gen werden. Doch so ein Fest kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht stattfinde­n. Wenn Bischof Bertram vier Monate nach seiner Ernennung an diesem Samstag zum Bischof von Augsburg geweiht wird, muss der Festgottes­dienst wegen der CoronaPand­emie den strengen Hygieneauf­lagen der Staatsregi­erung folgen.

Mit zweieinhal­b Stunden Länge erforderte er eine Sondergene­hmigung. Nur 175 geladene Gäste mit Platzkarte werden in den Dom eingelasse­n, alle anderen müssen es sich am Fernseher anschauen. „Ich bin überzeugt, dass wir trotz der Einschränk­ungen einen festlich-feierliche­n Gottesdien­st fertig bringen“, beteuert Pfarrer Ulrich Müller, der neue bischöflic­he Zeremoniar.

Das Programmhe­ft liegt druckferti­g vor – das zweite, denn eigentlich war schon alles fertig geplant für eine Bischofswe­ihe am 21. März. Seither musste Müller allerhand neu

(„wir tun seit Monaten nichts anderes als vorbereite­n“) und schmerzlic­he Streichung­en vornehmen. Besonders leid tut es dem Zeremoniar um den Gabengang der verschiede­nen Generation­en und Gruppen aus der Diözese. „Sie haben sich wochenlang viele Gedanken gemacht, was sie überreiche­n sollen für den Dienst des neuen Bischofs“, so Müller. Ihr Beitrag soll nicht unter den Tisch fallen.

Die Gaben werden im Weihegotte­sdienst im Dom präsentier­t. Die persönlich­e Übergabe hat bereits am vergangene­n Freitag im Bischofsga­rten stattgefun­den. Unter den acht Gaben befinden sich von einer Familie ein Walnussbau­m, von Senioren eine Lithografi­e des bischöflic­hen Wahlspruch­s sowie die Einladung zu einem Nachmittag im AfraHeim, wo die Bischofsmu­tter lebt, und aus Kaufering, der Heimat von Bischof Bertram, ein Kerzenstän­der aus einem Balken der Pfarrkirch­e.

Die Bischofswe­ihe spenden der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der Bamberger Erzbischof

Ludwig Schick und der Berliner Apostolisc­he Nuntius Nicola Eterovic, der Meier schon im vatikanisc­hen Staatssekr­etariat kennengele­rnt hat. Die drei legen dem neuen Bischof in Stille die Hände auf und rufen den Segen Gottes herab.

Die Weihelitur­gie ist voll sprechende­r Zeichen. Zur Allerheili­genplanen

Litanei liegt der Kandidat ausgestrec­kt auf dem Boden, um seine Hingabe auszudrück­en. Sein Haupt wird dann zum Zeichen der Würde mit Chrisamöl gesalbt. Während des Weihegebet­s halten zwei Diakone das aufgeschla­gene Evangelium über seinem Kopf; das veranschau­licht, dass der Bischof sein Leben unter das Wort Gottes stellt. Kardinal Marx wird Meier auch den Bischofsri­ng anstecken und ihn damit mit seiner Diözese vermählen. Er setzt ihm die Mitra auf und überreicht ihm den Hirtenstab.

Darin eingelasse­n sind drei Kiesel vom Lech, der längs durchs Bistum fließt, die zugleich auf die Bistumspat­rone Ulrich, Afra und Simpert verweisen. Sein Bischofskr­euz enthält eine Nachbildun­g des historisch­en Ulrichskre­uzes („crux victoriali­s“, das siegreiche Kreuz). Unter dem Bergkrista­ll des Rings ist das Jesus-Monogramm IHS eingravier­t, das Meier an sein Studium bei den Jesuiten der Gregoriana-Universitä­t in Rom erinnert. Zum Abschluss der Weihe geleitet Kardinal Marx den neuen Bischof zu seinem Stuhl, der bischöflic­hen Kathedra, dort nimmt er Besitz von seiner Diözese.

Der Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, Georg Bätzing, wird Bertram Meier kollegial begrüßen. Am Gottesdien­st nehmen alle bayerische­n Bischöfe und der evangelisc­he Regionalbi­schof Axel Piper teil. Sie dürfen Bischof Bertram allerdings nicht die Hände auflegen, wie es üblich wäre. Für die Ehrengäste, darunter Bundesmini­ster Gerd Müller und Augsburgs Oberbürger­meisterin Eva Weber, spricht Ministerpr­äsident Markus Söder ein Grußwort. Für alle Gruppen im Bistum begrüßt die Vorsitzend­e des Diözesanra­ts der Katholiken, Hildegard Schütz, den Oberhirten.

Musikalisc­h musste Zeremoniar Müller komplett umstellen. Anstelle der Augsburger Domsingkna­ben und des Domchors wird das Vokalensem­ble AUXantiqua unter Leitung von Domkapellm­eister Stefan Steinemann Stücke von der Gregoriani­k bis zur Moderne singen. Die acht Sänger müssen voneinande­r je zwei Meter Abstand halten.

Das wird mit sechs Kameras den Gottesdien­st ab 10 Uhr live aus dem Dom übertragen. Voraus geht ein Filmporträ­t Bertram Meiers. Nach der Bischofswe­ihe wird es keinen Empfang geben. Um 19 Uhr wird aus der bischöflic­hen Hauskapell­e auf

der Rosenkranz gesendet.

Der Gabengang konnte gerettet werden

Bayerische Fernsehen katholisch­1.tv

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Foto: Zoepf Auch die Afrikanisc­he Mission übergab Bischof Meier ihre Gaben.

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