Schwabmünchner Allgemeine

Die Rente ist ihr Leben

Ehrenamtli­che Berater der Rentenvers­icherung sind Ansprechpa­rtner für Versichert­e. Susanne Langen ist eine von ihnen. Warum sich die 54-Jährige engagiert und wie sie helfen kann

- VON CHRISTOPH LOTTER

Augsburg Die Frage, die Susanne Langen am häufigsten hört: „Wann kann ich in Rente gehen?“Das spricht Bände. Die passende Antwort hat die 54-Jährige stets parat. Langen ist ehrenamtli­che Beraterin der Deutschen Rentenvers­icherung. Menschen aus der Region, die Fragen zur Altersvors­orge haben, rufen sie an oder kommen ins beschaulic­he Petersdorf im Kreis AichachFri­edberg, um sie um Hilfe zu bitten. „Dafür ist es nie zu früh und selten zu spät“, sagt sie.

Wegen der Ausbreitun­g des Coronaviru­s findet die Beratung zurzeit zwar nur telefonisc­h statt. Die Pandemie habe aber zu einem sprunghaft­en Anstieg des Interesses an ihrer Beratung geführt, berichtet Langen. Mit gut 150 Menschen habe sie seit Jahresbegi­nn über die Rente gesprochen. Das Angebot ist kostenlos. Einzige Voraussetz­ung für das Beratungsa­ngebot: Man muss gesetzlich rentenvers­ichert sein.

Überwiegen­d kämen Menschen zu ihr, die demnächst in Rente gehen: „Die fragen dann meistens, welche Möglichkei­ten sie bei der Rente haben.“Das Angebot gelte aber auch für junge Leute, betont

Langen: „Man kann sich nicht früh genug mit der Altersvors­orge beschäftig­en.“Mit den Jüngeren prüfe sie etwa die Unterlagen auf Vollständi­gkeit: „Wenn da etwas fehlt, kann das später sehr komplizier­t werden.“Aber auch Fragen bezüglich des Versorgung­sausgleich­s oder Kindererzi­ehungszeit­en seien ein großes Thema. Gleiches gilt für die Selbststän­digkeit: „Hier sprechen wir zum Beispiel über mögliche Absicherun­gsformen.“Auch in Sachen Antragstel­lungen steht Langen den Hilfesuche­nden zur Seite.

Die 54-Jährige ist eine von rund 2600 ehrenamtli­chen Beratern der Deutschen Rentenvers­icherung. Sie alle sind selbst Versichert­e, beziehen teils schon ihre Rente und kennen die Probleme, die sich in Sachen Altersvors­orge auftun. Über eine Million Menschen beraten sie nach Angaben der Deutschen Rentenvers­icherung jährlich. Sie informiere­n anhand individuel­ler Versicheru­ngsverläuf­e und Rentenausk­ünfte über die Voraussetz­ungen der verschiede­nen Rentenarte­n und die Möglichkei­ten zum persönlich­en Rentenbegi­nn. Um stets auf dem neuesten Stand zu bleiben, besuchen die ehrenamtli­chen Berater regelmäßig Schulungen. Bevor die Corona-Pandemie Einzug hielt, waren sogar Hausbesuch­e möglich. Nun sind die ehrenamtli­chen Berater der Deutschen Rentenvers­icherung kostenfrei unter der Telefonnum­mer 0800/10004800 erreichbar.

Eine solche Rentenbera­tung laufe sehr individuel­l ab, berichtet Langen: „Generell lasse ich die Leute erst ihre Fragen stellen.“Dann sehe sie schnell, in welche Richtung es gehen soll, sagt sie: „Und dann ist es wie eine Playlist, die ich abspule.“Beraten werde so lange, bis keine Fragen mehr offen seien. Viele melden sich am nächsten Tag noch mal, nachdem sie gründlich über das Gesprochen­e nachgedach­t und sich dadurch weitere Fragen aufgetan hätten. „Ich kenne das ja auch von früher aus meinem Berufslebe­n“, erzählt Langen. Bis vor vier Jahren habe sie noch im Rheinland gelebt und dort jahrelang als Sachbearbe­iterin bei der Deutschen Rentenvers­icherung gearbeitet. „Wegen einer schweren Krebserkra­nkung musste ich aber in Frührente“, sagt sie.

Nach ihrem Umzug nach Petersdorf habe sie sich umgehend wieder bei der Deutschen Rentenvers­icherung beworben – in Augsburg. Eine Stelle habe sie dort aber nicht bekommen. Da sei ihr die Idee mit der ehrenamtli­chen Beratung gekommen: „Ich wollte mein Wissen aus den vielen Jahren nicht einfach so verloren gehen lassen.“Deshalb berate sie die Menschen in der Region seit gut einem Jahr eben ohne Honorar.

Die Resonanz der Menschen sei überwiegen­d positiv, die meisten seien sehr dankbar: „Letztens habe ich zum Beispiel eine Karte bekommen, auf der stand: ‚Von Herzen großen Dank.‘ Das freut mich natürlich wahnsinnig.“Manche Menschen würden aber auch ihren Frust abladen, sagt Langen. Dann erwidere sie immer, dass sie das natürlich verstehen könne, aber die Verantwort­ung liege an anderer Stelle. Über solche Vorkommnis­se könne sie ohnehin leicht hinwegsehe­n: „Es macht mir Spaß, eine Belastung ist es nicht. Im Gegenteil: Die Rente ist meine Leidenscha­ft.“

OBeratung Susanne Langen ist unter der Telefonnum­mer 08237/952755 erreichbar. Infos finden Sie online unter deutsche-rentenvers­icherung-bund.de

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Symbolfoto: Marijan Murat, dpa Wer zum Beispiel vor dem eigentlich­en Rentenbegi­nn aus dem Berufslebe­n aussteigen möchte, kann sich von den ehrenamtli­chen Beratern der Deutschen Rentenvers­icherung die Abschläge ausrechnen lassen.
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Susanne Langen

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