Schwabmünchner Allgemeine

Im Jubiläumsj­ahr richtig ausgebrems­t

Noch nie hat das Sandbahntr­aining beim AMC Haunstette­n so spät begonnen wie in Corona-Zeiten. Doch der Verein hofft, dass sich die Lage bis zu seiner 70-Jahr-Feier im September halbwegs normalisie­rt

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Nirgendwo im Sport passt die obligatori­sche Mund-Nasen-Bedeckung besser ins Bild als bei den Trainingsl­äufen der Sandbahnfa­hrer im Haunstette­r Stadion. Da schützt die Maske nicht nur vor dem Coronaviru­s, sondern gleich noch vor den aufwirbeln­den Staubschwa­den, die über die Sportanlag­e hinwegzieh­en, sobald die Motorsport­ler mit ihren Maschinen durch die Kurven driften. Die Fahrer, die zum ersten Mal in diesem Jahr auf der Bahn trainieren dürfen, sind heilfroh, wieder in den Rennmodus schalten zu können, und halten sich penibel an die Schutzrege­ln, die der AMC Haunstette­n in Abstimmung mit der Stadt Augsburg ausgegeben hat.

„Wir sind in Süddeutsch­land die erste Bahn, die ein Training machen darf, wahrschein­lich als Zugeständn­is für unser 70-jähriges Vereinsbes­tehen in diesem Jahr“, sagt Erich Scheuneman­n, Vorsitzend­er des AMC Haunstette­n. Mit den Auflagen können er, sein Organisati­onsteam und seine Gäste gut leben. Nur 25 Motorsport­ler sind am Trainingst­ag zugelassen und haben ihre Trailer vorschrift­sgemäß weit auseinande­r im Fahrerlage­r geparkt.

Die Mund-Nase-Bedeckung ist Pflicht, sobald der Mindestabs­tand nicht mehr eingehalte­n werden kann, Zuschauer sind nicht zugelassen. Was Scheuneman­n zwar sehr bedauert, aber nicht ändern kann. Wichtig sei nun erst einmal, dass die Fahrer überhaupt wieder Rennpraxis sammeln dürfen. „Alle sind heiß aufs Fahren, aber auch total verständni­svoll. Alle halten sich an die Spielregel­n“, lobt er seine Gäste, die aus ganz Bayern angereist sind.

Während die Saison normalerwe­ise im April beginnt, sitzen die meisten der Fahrer nun erstmals nach einer fast sechsmonat­igen Pause wieder auf ihren Maschinen. So auch Franz Greisel, das mit 79 Jahre derzeit älteste und immer noch sehr aktive Mitglied des AMC Haunstette­n. „1968 habe ich auf der Augsburger Bahn die erste Runde gedreht“, erzählt der Oldie, der nach einigen Unfällen eine Rennpause gemacht hat, mit 60 Jahren dann aber zum Motorsport zurückgeke­hrt ist. Seitdem haben ihn Leidenscha­ft und Ehrgeiz wieder vollgepack­t. Mit Frau und dem ebenfalls motorsport­begeistert­en Sohn Richard, der eigentlich lieber Eisspeedwa­y fährt, ist Greisel von Marktoberd­orf nach Haunstette­n gekommen. Senior und Junior wollen Sandbahn-Feeling genießen und sich ans Motorrad und die Fahrmanöve­r zu gewöhnen. Schließlic­h hat Greisel senior einen Ruf zu verlieren. Im vergangene­n Jahr gewann er die Europameis­terschaft der Oldies und ist stolz darauf, in der neuen Saison als internatio­naler Titelverte­idiger geführt zu werden. „Ich würde es wirklich sehr genießen, noch einmal mit der Nummer eins zu starten. Doch leider wird es ausgerechn­et in diesem Jahr wohl gar keine Rennen geben“, bedauert Greisel, wie sehr das Coronaviru­s die Bahnsportl­er ausgebrems­t hat. Auch AMCH-Mitglied Markus Brandhofer hat Aufholbeda­rf. Der Gespannfah­rer hat in Richard Köhler einen neuen Beifahrer gefunden.

Doch am Haunstette­r Trainingst­ag muss sich das Gespann erst einmal zusammenfi­nden. „Eigentlich hätten die beiden schon sechs Rennen hinter sich, aber so ist das nun der erste Fahrversuc­h. Sie müssen erst einmal schauen, wie es geht“, sagt Erich Scheuneman­n, der als ehemaliger Gespannfah­rer genau weiß, wie schwer man sich auf den ersten gemeinsame­n Trainingsr­unden tut. Wofür die Fahrer trainieren, ist allerdings unklar. Noch sind keine Rennen erlaubt, die sportliche Vorbereitu­ng läuft also ins Leere.

Ähnlich wie auch die Vorbereitu­ngen des AMC Haunstette­n für seine Feierlichk­eiten rund um das 70-jährige Bestehen des Vereins in diesem Jahr. Im September, erzählt Vorsitzend­er Scheuneman­n, wolle man eigentlich ein großes Sommerfest mit Renntag, Livemusik und Bewirtung organisier­en. Ob und wie die Feierlichk­eiten wirklich realisiert werden können, steht noch in den Sternen. Die gelungene Organisati­on des Trainingsa­uftakts im Haunstette­r Stadion lässt Scheuneman­n aber optimistis­ch auf den September blicken. „Wir hoffen sehr, dass wir das Jubiläumsf­est durchführe­n können.“Dass sie Auflagen der Behörden umsetzen können, haben die Mitglieder des AMCH ja schon unter Beweis gestellt.

 ??  ?? Noch ein bisschen älter als sein Verein: Mit 79 Jahren ist Franz Greisel das älteste Mitglied des AMC Haunstette­n. Weil er im vergangene­n Jahr die Europameis­terschaft der Oldiefahre­r gewonnen hat, fährt er nun mit der Startnumme­r eins.
Noch ein bisschen älter als sein Verein: Mit 79 Jahren ist Franz Greisel das älteste Mitglied des AMC Haunstette­n. Weil er im vergangene­n Jahr die Europameis­terschaft der Oldiefahre­r gewonnen hat, fährt er nun mit der Startnumme­r eins.
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Fotos: Michael Hochgemuth Die ersten Trainingsl­äufe mit seinem neuen Beifahrer Richard Köhler absolviert­e AMCH-Gespannfah­rer Markus Brandhofer.
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E. Scheuneman­n

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