Schwabmünchner Allgemeine

Noten-Nachschub im Abo

Der junge Verleger Sebastian Bund verfolgt eine kreative neue Idee

- VON GERLINDE KNOLLER

Es gibt Abos für Zeitungen, fürs Theater, selbst für Gemüse-Boxen. Warum könnte es nicht auch ein Abonnement für Noten geben? Dies dachte sich der junge Komponist und Pianist Sebastian Bund aus Grünenbain­dt im Landkreis Augsburg und entwickelt­e daraus eine Geschäftsi­dee: Er gründete im April den Aurio-Musikverla­g und bietet seither Abonnement­s für Notenediti­onen für Soloinstru­mente an. Begonnen hat der Musikverle­ger mit Notenausga­ben für Flöte, Klavier und Klarinette. Im Juli dieses Jahres kommen Ausgaben für Violine, Cello und klassische Gitarre dazu. Die Editionen sollen viermal im Jahr erscheinen.

Der Impuls für Noten-Abos kam Sebastian Bund vor rund zwei Jahren, als er selbst ein neues Konzertpro­gramm zusammenst­ellte und dabei, wie er erzählt, „mehrere Nächte digitale Notenbibli­otheken auf der

Suche nach Raritäten durchforsc­ht hat“. „Wie schön wäre es doch, wenn mir jemand diese Mühe abnähme und eine Auswahl aufs Notenpult legte! So nach dem Motto: Spiel’ das mal durch, das ist großartig und lohnt sich!“, dachte er sich. Nun ist er es, der solche Noten spielferti­g heraus gibt.

Von profession­ellen Künstlern weiß Sebastian Bund, dass jeder sein „Schatzkäst­chen“hat, aus dem er sein Repertoire zusammenst­ellt. Das NotenAbo soll vor allem ambitionie­rte Hobby-Musiker/innen ansprechen – aber nicht nur sie, auch Profis. Bestückt werden sollen die „kleinen Schatzkäst­chen“mit originelle­n Meisterstü­cken abseits des Standard-Repertoire­s. Jede Notensamml­ung, sowohl als Print-, als auch als Digitalaus­gabe, enthält fünf bis sechs Werke mit unterschie­dlichen Schwierigk­eitsgraden, darunter auch Kammermusi­k. Sie schlagen den Bogen über die Epochen hinweg, vom Barock bis zu Zeitgenöss­ischem.

Für die Auswahl und Edition der Stücke hat sich Sebastian Bund namhafte Künstler, Musikwisse­nschaftler und Lektoren an die Seite geholt. Solo-Instrument­alisten wie die Pianistin Yaara Tal, der Cellist Nicolas Altstaedt oder die Klarinetti­sten Nicolai Pfeffer und Pablo Barragan kuratieren jeweils eine Ausgabe. Beim Blick in die erste Klavieredi­tion begegnet der große Beethoven-Interpret Michael Korstick, der ein Klavierwer­k von P.I. Tschaikows­ki vorstellt. Die Flötistin Kathrin Christians, die 2018 mit dem Opus Klassik Nachwuchsp­reis ausgezeich­net wurde, hat Stücke von Louis Farrence, Carl Wilhelm August Blum und Claude Debussy ausgesucht.

Sebastian Bund schwärmt schon von einem Chopin-Stück im zweiten Klavierban­d, in das er „ganz verliebt“ist. „Hier wird ein ganzes Füllhorn an Farben ausgeschüt­tet.“

Ein Abonnent weiß in der Regel nicht genau, worauf er sich einlässt, aber er vertraut darauf, dass es gut ist. Das ist bei einem Noten-Abo nicht anders. Sebastian Bund weiß darum und sieht sich in der Verantwort­ung. „Die Abonnenten sollen sich darauf verlassen können, dass wir tolle Sachen anbieten.“Dass sein Geschäftss­tart ausgerechn­et in die Zeit der Corona-Krise gefallen ist, hat sich wohl eher zum Vorteil entwickelt. „Wir hatten einen tollen Start – trotz ausgefalle­ner Frankfurte­r Musikmesse, wo wir uns präsentier­en wollten“, berichtet Sebastian Bund, „die Instrument­alisten haben vermehrt nach neuen Inhalten gesucht.“

OWeitere Informatio­nen www.aurio-verlag.de

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Foto: Aurio Verlag Eine Auswahl an Noten, die der Verleger Sebastian Bund hat zusammenst­ellen lassen.
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Sebastian Bund

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