Schwabmünchner Allgemeine

Kampf gegen das Baumsterbe­n im Gögginger Wäldchen

Das Eschentrie­bsterben erfordert einen Eingriff – trotz der Vogelbrutz­eit. Worauf die Förster nun hoffen

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Auf ihre Bäume passen die Augsburger auf. Weshalb größere Baumfällak­tionen wie derzeit im Gögginger Wäldchen viele besorgte Leser auf den Plan rufen, die wissen wollen, ob das wirklich sein muss. Vor allem jetzt, wo doch die Vögel brüten. Augsburgs Forstamtsl­eiter Jürgen Kircher freut sich über jeden besorgten Naturschüt­zer – doch manche Maßnahmen seien unumgängli­ch.

Ein durch den Menschen und die Globalisie­rung eingeschle­ppter Pilz macht der Forstverwa­ltung gerade große Sorgen – nicht nur im Gögginger Wäldchen, sondern im ganzen Stadtgebie­t. Es sind vor allem Eschen, die die Forstarbei­ter gerade umsägen und aus dem Wald entfernen. „Für uns Förster ist der Verlust der Eschen ein riesiger Aderlass“, bedauert Kircher. „Wir hatten uns von dieser wunderbare­n Baumart viel hinsichtli­ch des Klimawande­ls versproche­n. Sie ist dem Grunde nach äußerst robust, frostresis­tent, ein unheimlich schönes und breit verwendbar­es Holz und verjüngt sich sehr freudig“, beschreibt er den Sorgenbaum. Eigentlich ein idealer Baum für den Auwald. Beim „Eschentrie­bsterben“, wie die eingeschle­ppte Pilzkrankh­eit heißt, sterben nicht nur die Triebe, auch die Wurzeln der Bäume werden in Mitleidens­chaft gezogen. Verantwort­lich ist ein Pilz mit dem harmlosen Namen „falsches weißes Stengelbec­herchen“. „Die Konsequenz ist, dass die Eschenbäum­e unvermitte­lt umfallen – der gesamte Baum“, verdeutlic­ht Kircher die Gefahr. Damit niemand zu Schaden kommen kann, müssten die geschädigt­en Bäume entfernt werden.

Auch dass das gerade jetzt, während der Vogelbrut geschieht, habe seine Gründe. Man sei seit Jahren, aber auch den gesamten Herbst und Winter 2019/2020 mit dem Erkennen, Auffinden und Beseitigen dieser befallenen Eschen beschäftig­t.

Die ungeheure Menge an kranken Bäumen fordere einfach ihre Zeit.

Kritik gab es auch an den schweren Maschinen, mit denen die Forstarbei­ter im Wald zu Gang sind. Diese „Harvester“genannten Holzerntem­aschinen sind mit ihrem Kran in der Lage, Bäume ganz gezielt zu manövriere­n, erklärt Kircher. So können sie die Stämme auch über jungen Wald hinweghebe­n und müssen sie nicht durchs Unterholz schleifen. Da sie sich nur auf festen Fahrgassen bewegen, seien die Harvester für den Wald sogar schonender als andere Methoden, das Holz zu bergen. Auch die Sicherheit spricht für die Geräte. Weil von den kranken Eschen bei der leichteste­n Erschütter­ung auch dicke Äste herabfalle­n können, ist die Arbeit für die Forstarbei­ter extrem gefährlich. Die Maschinen mit ihrem langen Greifarm schafften eine gewisse Distanz zum Gefahrenhe­rd.

Nicht alles, was krank ist, werde auch aus dem Wald entfernt, so Kircher. Die Arbeiten finden überwiegen­d entlang von Wegen statt. „In der Tiefe des Bestandes lassen wir die absterbend­en Eschen stehen und vor sich hinsterben“, so der Förster. Aus ihnen werde Totholz, welches im Ökosystem Wald wichtig ist, da es einer Vielzahl von Arten als Lebensraum dient.

Die Arbeiten in Göggingen sind laut Forstamtsl­eiter Kircher fast beendet – obwohl das Eschentrie­bsterben weitergeht und so wohl auch wieder absterbend­e Bäume entfernt werden müssten. Kircher hofft, dass im Lauf der Zeit einzelne resistente Bäume wachsen werden. Das habe schon bei anderen Baumarten wie der Ulme geklappt, wo nach dem Ulmensterb­en jetzt beispielsw­eise am Stempflese­e resistente Bäume für ordentlich­e Naturverjü­ngung sorgten.

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Foto: Schröders Ein Pilz lässt Eschen absterben: Weil die betroffene­n Bäume umfallen könnten, müssen sie gefällt werden.

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