Eine Kirche auf den Resten einer Burg
Wer mit dem Fahrrad von Langerringen nach Siebnach im Unterallgäu fährt, entdeckt Tiere aus dem Orient und begibt sich auf mittelalterliche Spuren. Um das Gotteshaus in Kirch-Siebnach rankt sich auch eine Sage
Siebnach Idyllisch liegt die Wallfahrtskirche St. Georg auf einer Anhöhe inmitten von Bäumen. Sie ist Pilgerstation des schwäbischen Jakobsweges nach Lindau und ein lohnenswertes Ziel für eine Fahrradtour. Denn die alten Gemäuer stecken voller Geschichten. So soll sich dort einst eine mittelalterliche Burg befunden haben. Und auch um den Bau des Gotteshauses rankt sich eine Sage.
Von Langerringen aus führt der Weg über Gennach nach KirchSiebnach und zurück. Die etwa zwanzig Kilometer lange Fahrradtour ist auch für Familien geeignet, da sie keine Steigungen enthält und bis auf eine kurze Ausnahme über verkehrsarme Wege führt.
Der Ausgangspunkt befindet sich am Ortsende der Hiltenfinger Straße in Langerringen. Gleich zu Beginn fühlen sich Ausflügler in den Orient versetzt. Denn neben großen Zelten weiden Kamele auf der grünen Wiese. Die Kameloase Kerler hat hier ihr Domizil errichtet. Neben Kamelen gibt es hier aber auch Esel und Pferde zu bestaunen, was vor allem freuen dürfte. Der Weg führt zweieinhalb Kilometer am Riedweilergraben bis zur Malzfabrik Malteurop. Ab hier muss die Straße mit Autofahrern geteilt werden.
Im idyllischen Ort Gennach empfängt die St.-Johannes-Kirche die Besucher am Ortseingang. Der malerische Rosengarten im Ort lädt zu einer
Rast ein. Auf den Ruhebänken lassen sich die Schönheit und der Duft verschiedener Rosenarten und anderer Ziersträucher genießen.
Nach der Rast folgt man der Ettringer Straße bis zum Ortsende und fährt am Schwarzbach entlang zum Birkensee. Auch dieser ist eine Augenweide und bietet eine Abkühlung.
Von dort verläuft der Weg am Schwarzbach entlang bis zur Staatsstraße, die von Hiltenfingen nach Ettringen führt. Das ist der einzige kritische Punkt der Tour, denn nun müssen Fahrradfahrer die 1,2 Kilometer auf der viel befahrenen Straße bis zum Gut Goldene Weide überstehen. Ein Radweg ist erst in Planung. Gleich nach dem Gutshof kommt aber schon die Abzweigung nach Siebnach im Unterallgäu.
Im Ort biegt man die erste Straße nach rechts ab. Deren Namen St.Georg-Straße weist schon auf das Ziel hin, und nach den letzten Häusern öffnet sich der Blick auf die malerisch auf einem Hügel gelegene Kirche St. Georg.
Die einst bedeutende Wallfahrtskirche mit ihrem Terrassenfriedhof wurde erstmals im Jahr 1238 urkundlich erwähnt. Der Ort KirchSiebnach bestand damals neben der Kirche nur aus einem Mesnerhaus und einem Bauernhof. Bis 1593 erfolgte eine erste größere Restaurierung sowie die Festlegung der Kirchenpatrone.
Für die abgeschiedene Lage der Kirche – sie befindet sich etwa zwei Kilometer vom Ortskern von Siebnach entfernt – gibt es eine plausible Erklärung. So ist heute bekannt, dass das Gotteshaus auf dem Grund einer mittelalterlichen Burg steht, die von den Herren von Siebeneich bewohnt wurde. Es wird angenomKinder men, dass die Kirche auf die einstige Burgkapelle zurückgeht. Der Kirchturmsockel gilt als einziges Relikt aus dieser Zeit.
Daneben kursiert im Dorf die Sage, dass die Kirche eigentlich in Siebnach errichtet werden sollte. Die Fuhrleute und Bauern transportierten fleißig Steine, Holz und Kies, mussten über Nacht jedoch verwundert feststellen, dass das gesamte Baumaterial wie von Geisterhand ins zwei Kilometer entfernte KirchSiebnach gekommen war. Als sich dieser Zauber dreimal wiederholt hatte, interpretierten die Bewohner dies als Zeichen Gottes und erbauten die Kirche an der von dieser überirdischen Macht gezeigten Stelle.
Besuchern steht das Gotteshaus sonntags von 14 bis 16 Uhr zur Besichtigung offen. Unterhalb der Kirche lädt das gemütliche Wirtshaus beim Füchsle zu einer Stärkung ein. Auf der Karte stehen Schmankerln wie Schnitzel, Krustenbraten oder Wurstsalat.
Der Rückweg führt über Oberhöfen nach Höfen. Auf einem Radweg entlang der Staatsstraße gelangt man über Hiltenfingen nach Langerringen.