Schwabmünchner Allgemeine

Königsbrun­n

Für die Kinos geht der Horrorfilm weiter

- Interview: Norbert Staub

Nach dem ersten Lockdown hatten sie gerade wieder Fuß gefasst – und dann kam der nächste Tiefschlag für die Kinobetrei­ber. Seit November sind die Kinos dicht – der Horrorfilm geht weiter. Wir haben bei Alexander Rusch nachgefrag­t, der mit seiner Familie die Cineplex-Gruppe betreibt, die unter anderem Kinos in Königsbrun­n, Meitingen, Penzing bei Landsberg und Aichach hat.

Herr Rusch, ist das Kinojahr 2020 noch zu retten oder werden Sie es mit einem Minus abschließe­n?

Alexander Rusch: Stand jetzt werden wir 2020 nicht kostendeck­end arbeiten können. Aber das hängt natürlich sehr davon ab, wie es mit den staatliche­n Hilfen aussieht und was von den versproche­nen 75 Prozent dann wirklich bei uns ankommt.

Können Sie Zahlen nennen?

Rusch: Wir gehen davon aus, dass wir 60 bis 70 Prozent weniger Einnahmen haben als im vergangene­n Jahr.

Ist angesichts solcher Prognosen nicht irgendwann auch mal das Unternehme­n gefährdet?

Rusch: Noch geht es, aber wohl nicht mehr lange. Das kommt halt stark darauf an, was wir an staatliche­r Hilfe bekommen. Wir haben einen Sonderkred­it erhalten, der uns geholfen hat. Wir sind gut aufgestell­t und wären sicher nicht die Ersten, die in der Kinobranch­e aufgeben müssten, aber das bringt uns auch nichts, wenn es wirklich mal so weit kommen sollte.

Gibt es denn Überlegung­en, bestimmte Standorte zu schließen?

Rusch: Nein, da gilt bei uns das Prinzip ganz oder gar nicht. Wenn wir ein Kino schließen, das vielleicht weniger gut läuft, dann sind die anderen auch nicht kostendeck­end, sodass das nichts bringt.

Wie lief es denn bei Ihnen nach dem ersten Lockdown?

Rusch: Zwischen den beiden Lockdowns lief es bei uns den Umständen entspreche­nd gut. Der Film „Tenet“hat uns sehr geholfen, und ich bin mir sicher, dass er ohne die Corona-Pandemie kein so gutes Ergebnis eingespiel­t hätte. Das war der einzige echte Blockbuste­r, und auf einmal war der Film in aller Munde. Man hat gemerkt, dass die Leute froh waren, wieder ins Kino zu können. Hygieneund Abstandsko­nzepte haben gut funktionie­rt, und ich hatte das Gefühl, dass sich die Leute sicher fühlen. Aber trotzdem waren die Zahlen schlechter als in den Vergleichs­monaten der Vorjahre, weil wir einfach nicht so viele Plätze anbieten konnten. Mit elf Besuchern ist wegen der Abstandsre­geln ein kleiner Saal schon mal voll, da sprechen wir dann von einer Auslastung von 20 bis 30 Prozent.

Haben Sie damit gerechnet, im November wieder schließen zu müssen?

Rusch: Vor zwei Monaten war ich noch optimistis­ch, zumal Kinos ja keine Hotspots waren. Als dann vor dem Lockdown die Maskenpfli­cht kam, ist gut die Hälfte der Besucher zu Hause geblieben, und Ende Oktober hatte ich schon die Befürchtun­g, dass wir wieder schließen müssen. Der November ist halt für uns normalerwe­ise ein sehr starker Monat, was die ganze Sache noch schlimmer macht.

Glauben Sie, dass die Kinos im Dezember wieder öffnen?

Rusch: Ich denke, dass es frühestens Mitte Dezember wieder so weit ist und dass die Chancen dafür 50:50 stehen.

Und wird 2021 ein besseres Jahr?

Rusch: Für das kommende Jahr bin ich sehr optimistis­ch. Die Meldungen über die Impfstoffe sind ja sehr ermutigend, und deshalb hoffe ich, dass es im März oder April wieder aufwärtsge­ht. Die Hollywood-Produzente­n haben ja viele große Filme noch in der Pipeline, sodass wir dann richtig durchstart­en könnten. Aber das hängt natürlich auch vom Infektions­geschehen in den USA ab, denn wenn dort die Kinos nicht öffnen dürfen, werden viele dieser Filme auch bei uns nicht anlaufen.

Verstärkt die Corona-Pandemie den Trend, dass sich die Menschen Filme lieber per Stream als in den Kinos anschauen?

Rusch: Klar streamen die Leute mehr, aber das sind oft Serien. Ich denke, da reden wir von unterschie­dlichen Zielgruppe­n. Und man hat ja auch nach dem ersten Lockdown gesehen, dass die Leute wieder gerne in die Kinos kommen, weil das halt doch ein anderes Erlebnis ist, als sich den Film auf dem Fernseher anzuschaue­n.

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 ?? Archivfoto: Adrian Bauer ?? Das Königsbrun­ner Cineplex‰Kino musste Anfang November wegen der Corona‰Pandemie wieder schließen. Betreiber Alexander Rusch bereitet das vor allem deshalb Sorgen, weil der Monat sonst einer der umsatz‰ stärksten im ganzen Jahr ist. Die Chancen, dass der Betrieb im Dezember wieder anlaufen kann, schätzt er als 50:50 ein.
Archivfoto: Adrian Bauer Das Königsbrun­ner Cineplex‰Kino musste Anfang November wegen der Corona‰Pandemie wieder schließen. Betreiber Alexander Rusch bereitet das vor allem deshalb Sorgen, weil der Monat sonst einer der umsatz‰ stärksten im ganzen Jahr ist. Die Chancen, dass der Betrieb im Dezember wieder anlaufen kann, schätzt er als 50:50 ein.
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Alexander Rusch

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