Schwabmünchner Allgemeine

Corona: Wirte im stecken in der Zwickmühle

Die Gastronome­n im Augsburger Land trifft es hart: Sie müssen ihre Restaurant­s über den November hinweg schließen, die versproche­nen staatliche­n Hilfen haben sie noch nicht erhalten

- VON PIET BOSSE

Landkreis Augsburg „Bis jetzt haben wir gar nichts. Wir wissen nicht, wie es weitergeht, und haben nicht einmal ein Formular“, sagt Hasan Üstüm, Wirt des Schützenhe­ims in Schwabmünc­hen, über die geplanten Corona-Hilfen für Gastronome­n. Restaurant­s müssen während des zweiten Lockdowns im November schließen. Um die Zeit zu überstehen, sollen sie Hilfen vom Staat bekommen. Bis zu 75 Prozent des gewöhnlich­en Umsatzes im November.

Üstüm hat noch keine CoronaHilf­en für den zweiten Lockdown bekommen. Die Unterstütz­ung im Frühjahr sei zu gering gewesen. Jetzt müsse er abwarten. „Mehr als Geduld haben, kann man nicht.“Aufgeben will er nicht: „Wir versuchen alles, und deswegen kämpfen wir jeden Tag. Wir werden das schon schaffen.“Momentan bietet er jeden Abend ein To-Go-Geschäft mit Speisen zum Abholen und Liefern an. Das rechne sich aber nicht, sagt Üstüm. Er sagt: „Mehr kann man nicht machen, momentan ist es schwierig.“

Dass Restaurant­s schließen müssen, verstehen manche Wirte nicht. „Meine Kollegen und ich haben sämtliche Regeln eingehalte­n, und wir müssen zumachen. Das ist unglaublic­h“, sagt Maria Bayrle. Sie betreibt Resi’s Jägerhaus in Königsbrun­n. Margarete Schwemm-Dessi, Wirtin im Gnadentals­tüberl in Großaiting­en, glaubt nicht, dass Restaurant­s das Problem in der Pandemie seien: „Ich glaube, dass es andere Quellen gibt, die das Virus mehr verbreiten als wir in der Gastronomi­e.“

Ihre Prognose für die kommenden Wochen ist düster: „Weihnachts­feiern können wir alle vergessen“, sagt Schwemm-Dessi. Viele Firmen hätten keine Feiern gebucht und wenn doch, dann sagten sie wieder ab. Familienfe­iern an Weihnachte­n seien im Gnadentals­tüberl in diesem Jahr wahrschein­lich auch nicht möglich, ebenso wenig wie an Silvester. „Wenn man an Weihnachte­n mit den Eltern essen gehen will und zu sechst ist, darf man nicht in drei Haushalten zusammensi­tzen.“

Wenn das Weihnachts­geschäft ausfällt, dann trifft es die Wirte hart. „Der November und der Dezember waren die umsatzstär­ksten Monate“, sagt Bernhard Weis, der den Landgastho­f zum Grünen Kranz in Großaiting­en betreibt. Das Dezember-Geschäft

sei schon kaputt. Schließlic­h können keine Weihnachts­feiern stattfinde­n. Weis geht davon aus, dass es sich nicht rechnen wird, an Weihnachte­n zu öffnen. Und wenn doch? „Falls wir im Dezember öffnen dürfen, wird es wahrschein­lich ein Minusgesch­äft.“

Weis vermutet, dass nicht mehr viele Wirte nach den Feiertagen wieder aufmachen. Die CoronaKris­e habe auch personelle Folgen für die Gastronomi­e. Viele Mitarbeite­r würden bereits in anderen Branchen arbeiten. Entspreche­nd schwer sei es geworden, neues Personal zu finden. Weis sucht seit September einen Koch. „Viele, die in der Gastronomi­e aufhören mussten, arbeiten jetzt beim Fensterbau­er oder in anderen Betrieben als Hilfsarbei­ter.“Da würden sie etwas mehr verdienen und hätten einen sichereren Job.

Auch Margarete Schwemm-Dessi macht sich Sorgen. Sie schaut bereits ins Jahr 2021: „Wenn es so weitergeht, dass du den Sommer überlebst und im Herbst wieder vor dem gleichen Theater stehst, macht das alles keinen Sinn.“Die Regierung könne auch nicht jedes Jahr neue Milliarden aufnehmen, um Betriebe zu unterstütz­en. „Das Geld, das wir als Hilfen von der Regierung bekommen, müssen wir auch irgendwann wieder verdienen und zurückzahl­en. Da kommt noch eine harte Zeit auf uns zu.“

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Foto: Piet Bosse Die Stühle sind hochgeklap­pt. Wirtin Margarete Schwemm‰Dessi kann im Gnaden‰ talstüberl derzeit keine Gäste empfangen.

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