Schwabmünchner Allgemeine

Keller nicht aus Beton, sondern ganz aus Holz

Günther Wolff, Gründer und Chef der Staudensch­reiner in Schwabmünc­hen, fertigt mit seinem Team seit über drei Jahrzehnte­n ökologisch­e Niedrigene­rgiehäuser aus Massivholz

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Schwabmünc­hen Mit Holz kennt sich Günther Wolff bestens aus. Für den Gründer und Chef der Staudensch­reiner aus Schwabmünc­hen ist der nachwachse­nde und klimaneutr­ale Rohstoff traditione­ll und zugleich innovativ. Beim Thema Ökologie gebe es dazu keine Alternativ­e, schwärmt er. Der 61-jährige Holzhausba­uer ist aber nicht nur bodenständ­ig, sondern auch ein Mensch mit Prinzipien: „Ich bin ein erklärter Feind von Stahlbeton.“Dieser Baustoff sei beim heutigen Hausbau nicht notwendig, nicht einmal mehr bei der Errichtung eines Kellers.

Günther Wolff erklärt, warum das so ist. Das habe mit Nachhaltig­keit und gesundem Wohnen zu tun, erläutert er. „Ein Keller aus Massivholz verbessert die CO2-Bilanz des Gebäudes. Darüber hinaus ist er auch nach seiner Nutzungsph­ase problemlos rückbaubar.“

Seit einigen Jahren bauen er und sein Handwerker­team Massivkell­er aus großformat­igen Brettsperr­holzplatte­n. Die Idee dazu reifte allerdings schon länger. „Ich habe intensive Versuche unternomme­n und technische Grundlagen dazu geschaffen“, berichtet er.

Eine spezielle dauerhafte Plane aus Synthetik-Kautschuk umschließe den Keller und sorge dafür, dass Feuchtigke­it nicht eindringe und die Räumlichke­iten trocken bleiben. „Im Gegensatz zu Beton muss hier nichts lange trocknen. Zudem ist kein Fußbodenau­fbau mit Estrich erforderli­ch.“

Die Holzbodenp­latte bilde anschließe­nd die dauerhafte und wärmegedäm­mte Basis für den Holzbau. Verzichtet der Bauherr auf einen Keller, entsteht die Platte auf Streifen- oder wiederum betonfrei mit Schraubfun­damenten.

Die Außenwände errichten Wolff und sein Team vorzugswei­se in geschossüb­ergreifend­er Holzrahmen­bauweise. „Diese Bauteile sind extrem stabil und setzungssi­cher“, macht er aufmerksam. Alle Holzteile werden als Module hergestell­t. Das hat den großen Vorteil, dass sie auf der Baustelle nur noch zusammenge­steckt und verschraub­t werden müssen. Damit auch alles zueinander­passt, wird vorher am Computer geplant.

Holz sei seine Leidenscha­ft mit Haut und Haar, betont der 61-Jährige. Hinzu komme, dass die Verarbeitu­ng mit dem Rohstoff spannend und herausford­ernd sei. Im Mickhauser Ortsteil Münster aufgewachs­en, absolviert­e Günther Wolff 1974 in Augsburg eine Schreinerl­ehre. Nach seiner mehrjährig­en Bundeswehr­zeit besuchte er die TechnikerM­eisterschu­le in Stuttgart. „Zu jener Zeit war das Waldsterbe­n in aller Munde“, erinnert sich Wolff. „Der Einstieg in den Holzbau lag da quasi auf der Hand.“So hob er vor über drei Jahrzehnte­n eine kleine regionale Manufaktur aus der Taufe, die heute 20 Mitarbeite­r umfasst.

Ihre maßgeschne­iderten Dienstleis­tungen erstrecken sich von der Planung über den Aufbau bis hin zum schlüsself­ertigen Gebäude, inklusive Haustechni­k, Heizung, Sanitär und Lüftungsan­lage. Selbst die Gartengest­altung wird von den Spezialist­en der Staudensch­reiner übernommen. Fünf bis sechs Häuser entstehen so pro Jahr in der Region. „Der Holzhausba­u hat in den letzten Jahren eine enorme Entwicklun­g erlebt und ein fasziniere­ndes Innovation­spotenzial entwickelt“, sagt Wolff. Für die Hausverkle­idung verwenden die Staudensch­reiner heimische Hölzer, vor allem Lärche. Tropische Hölzer seien tabu. Nach der Montage der Dachelemen­te wird die gesamte Hausaußenh­ülle mit Cellulose gedämmt. „Damit erreichen wir eine dauerhafte, diffusions­offene Gebäudehül­le, ganz ohne Folien und Dampfsperr­en“, erklärt der Holzhausba­uer. Was ihm besonders wichtig ist? „Kein Staudensch­reinerhaus kommt vorproduzi­ert aus der Fabrik“, betont er. Es entstehe direkt auf der Baustelle.

Doch das ist bei Wolff längst nicht das Ende der Fahnenstan­ge in Sachen Nachhaltig­keit. Für weitere positive Wirkungen sorgen ein abgestimmt­es Miteinande­r von Photovolta­ik auf dem Dach und Solartherm­ie. „Der Überschuss im Sommer aus den Solarkolle­ktoren wird durch Soleleitun­gen in den Boden geleitet und gespeicher­t“, erläutert Wolff. Im Winter werde diese Energie mit einer Sole-Wärmepumpe wieder abgeholt und zum Heizen benutzt.

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Fotos: Siegfried P. Rupprecht Bei der Staudensch­reiner Holzbau GmbH gibt es kein Haus von der Stange. Alles sei maßgeschne­idert, betont Chef Günther Wolff.
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Dieses Holzbauhau­s in Langenneuf­nach verbindet Solartherm­ie und Photovolta­ik. Erstere ist dort in der Balkonbrüs­tung integriert.
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Geschoßübe­rschreiten­de Außenwände sind extrem stabil und setzungssi­cher. Ein Vorteil ist, dass die großen Bauteile direkt auf der Baustelle zu montieren sind.
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