Viel Arbeit unbezahlt
Trotz Krise fallen zig Überstunden an
Berlin Trotz Lockdown und Kurzarbeit haben deutsche Arbeitnehmer allein im ersten Halbjahr 2020 rund 800 Millionen Überstunden gemacht – sehr oft unbezahlt. Das geht aus Zahlen hervor, welche die Linksfraktion im Bundestag zusammengetragen hat und die unserer Redaktion vorliegen. Sie stammen vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), einer Forschungseinrichtung der Bundesanstalt für Arbeit. Linken-Fraktionsvizin Susanne Ferschl sagte unserer Redaktion: „Überlange Arbeitszeiten sind ein massiver Eingriff in das Familien- und Sozialleben und schädigen die physische und psychische Gesundheit der Beschäftigten. Durch die unbezahlten Überstunden entgehen den Sozialversicherungen Milliarden an Einnahmen und werden Arbeitsplätze vernichtet.“
Das IAB zählt für die erste Jahreshälfte 794 Millionen Überstunden – 110 Millionen weniger als im ersten Halbjahr 2019. Dabei wurden 423 Millionen Überstunden nicht bezahlt, 370 Millionen Überstunden bezahlt. Bei den bezahlten Überstunden ist durch das zeitweise Herunterfahren vieler Betriebe und Einrichtungen ein Einbruch zu erkennen. Von Januar bis März wurden 207 Millionen Überstunden gemacht, von April bis Juni lediglich 163 Millionen. Bei den unbezahlten Überstunden beträgt die Differenz nur 13 Millionen Stunden.
Ferschl kritisiert: „Unsere Wirtschaft basiert auf einem Sockel von Abermillionen Stunden unbezahlter Arbeit.“Ob die unbezahlte Mehrarbeit aus Angst vor Jobverlust oder durch hohe Motivation und Arbeitsanforderung verursacht würden, sei irrelevant. In der Konsequenz würden nur die Arbeitgeber profitieren.