Wie die Vereinsakademie helfen will
Vereine finden oft kaum Ehrenamtliche für ihre Aufgaben. Viele fühlen sich nicht qualifiziert genug oder haben zu wenig Zeit. Ein neues Angebot will sie unterstützen
Langweid In der Arbeit von Freiwilligen und Ehrenamtlichen müssen immer mehr Vorgaben eingehalten werden – ob im Bereich Datenschutz, Hygiene oder Jugendschutz. Deshalb schließen sich die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) des Landkreises Augsburg und die des Bistums Augsburg mit dem Landkreis Augsburg zusammen und starten das Projekt „Vereinsakademie Schwaben“. Ab diesem Herbst können sich Ehrenamtliche und solche, die es werden wollen, bei Seminaren der Akademie zu wichtigen Themen aus dem Vereinsalltag fortbilden.
„Im Vereinswesen ist ein richtiger bürokratischer Irrgarten entstanden“, meint Silvia Gründler. Neben ihrem Job bei der katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Augsburg ist sie bei der Freiwilligen Feuerwehr Edenbergen als stellvertretende Kommandantin tätig. Zudem ist sie passives Mitglied bei der Feuerwehr Gersthofen, in einem Musikverein und einem Pferdesportverein aktiv. Die Akademie soll zukünftig Ehrenamtliche, die sich wie Gründler dennoch auf Verantwortung einlassen, unterstützen.
Die angebotenen Seminare werden an verschiedenen Orten im Landkreis stattfinden. So können sich Vereinsmitglieder und Ehrenamtliche im Landkreis vor Ort auf die Herausforderungen ihrer Tätigkeiten vorbereiten. Die Vertreter der drei großen Projektpartner Bistum Augsburg, Landkreis Augsburg und KEB freuen sich auf den Start der Akademie.
Der Augsburger Bischof Bertram Meier betont bei einer Pressekonferenz die momentane Wichtigkeit von Ehrenamt: „Ohne es sähen wir alt aus – das merkt man besonders jetzt in Corona-Zeiten.“Mit der Vereinsakademie solle keine weitere, konkurrierende Bildungseinrichtung entstehen, sondern ein Netzwerk für alle Ehrenamtlichen des Landkreises, betont der Bischof von Augsburg.
Durch das Ehrenamt gebe es mehr Lebensqualität im Landkreis, meint Landrat Martin Sailer. „Ohne es wäre der Landkreis kälter und ärmer.“Durch die Vereinsakademie sollen Ehrenamtliche Unterstützung und Anerkennung bekommen, die ihnen bisher oft verwehrt worden sei.
Peter Scherer, der Vorsitzende der KEB im Landkreis Augsburg, weiß, dass es im Landkreis viele motivierte Freiwillige gibt. Aufgefallen sei ihm das etwa in Stadtbergen. Als hier vor einigen Jahren viele Migranten ankamen, meldeten sich binnen kürzester Zeit über 100 Freiwillige. Deshalb sei es besonders wichtig, Ehrenamt vor Ort noch mehr zu unterstützen. Bereits im September fand die erste Veranstaltung zum Thema „Social Media für Vereine“statt. Die Teilnehmer im Alter von 20 bis 71 Jahren informierten sich dabei über die richtige Anwendung von sozialen Netzwerken für Vereine
und Ehrenamtliche, berichtet Silvia Gründler. Ein weiteres Thema, das angegangen werden soll, ist „Konflikte im Verein konstruktiv managen“. Im November bietet die Akademie dann unter anderem ein Seminar an, das sich mit Haftung und Versicherung im Vereinsleben beschäftigt.
Aufgrund der aktuellen Lage sei noch nicht abzusehen, wie viele Veranstaltungen vor Ort stattfinden können, räumt Sandra Hansel, Geschäftsführerin der KEB im Landkreis, ein. Für manche Themen, wie im Social-Media-Bereich, passe es gut, die Termine auch online anzubieten. Bei anderen gestalte sich das schon schwieriger. „Unser Ziel ist es, möglichst viele Veranstaltungen stattfinden zu lassen“, sagt Hansel.