Caligiuri steht für Wille und Glauben
Borussia Mönchengladbach ist die überlegene Mannschaft und hat Chancen, dennoch spricht der Torschütze des FC Augsburg von einem verdienten Unentschieden und liefert eine Erklärung dafür
Viele Mönchengladbacher Spieler waren schnell in die Kabine verschwunden. Fast schneller, als sie zuvor auf dem Platz unterwegs waren. Beim FC Augsburg dagegen war das Verlangen groß, dieses Ergebnis noch einmal richtig auszukosten. Noch lieber natürlich mit Fans, das ist aber während der Corona-Pandemie nicht möglich.
Also standen die Profis des Fußball-Bundesligisten nach dem 1:1 in Mönchengladbach auf dem Rasen des leeren Borussia-Parks und versuchten, ihre Emotionen zu kanalisieren. Der späte Ausgleich durch Daniel Caligiuri hatte für einen Ausbruch der Gefühle und eine grüne Spielertraube gesorgt. Für kollektiven Jubel, in dessen Mittelpunkt Caligiuri stand. Wenige Augenblicke später hatte er sich wieder gesammelt und fasste nüchtern den Nachmittag zusammen.
„Das war ein verdienter Punkt“, sprach der 32-Jährige also und rief damit wohl vornehmlich bei den Gladbachern Anhängern Verwunderung hervor. Hatten die Gastgeber doch während der Partie die
„Wir haben Mentalität gezeigt. Wenn man zu zehnt in Gladbach so zurückkommt, ist der Punkt verdient.“
FCAProfi Daniel Caligiuri
deutlich besseren Chancen. Caligiuri aber erklärte seine Einschätzung: „Wir haben weiter an uns geglaubt und Mentalität gezeigt. Wenn man zu zehnt in Gladbach so zurückkommt, ist der Punkt verdient.“
Eine Willensleistung sei es gewesen. Wille, den Caligiuri bei seinem Treffer mehr als deutlich zeigte. Er nahm den Ball mit Risiko aus der Luft und setzte ihn unter die Latte. Leicht abgefälscht wurde der Schuss noch, was die Arbeit von Gladbachs Torwart Yann Sommer erschwerte und ein Verhindern des Treffers letztlich unmöglich machte.
„Daniel spielt eine richtig gute Saison“, lobte Stefan Reuter. Zuletzt gegen Berlin hatte Caligiuri mal keinen guten Tag erwischt. „So etwas ist aber normal“, meinte der FCA-Sport-Geschäftsführer. Zumal Caligiuri nun in Mönchengladbach wieder seine Bedeutung bewies und ein weiteres Mal zeigte, weshalb sich die Augsburger um ihn so sehr vor dieser Saison bemüht hatten. Neben
Torwart Rafal Gikiewicz ist Caligiuri einer der wichtigsten Transfers in der jüngeren Vergangenheit des Klubs.
Caligiuri ist nicht nur wegen seiner drei Saisontore ein entscheidender Mann im Augsburger Gefüge. Auch seine Flexibilität macht ihn für Trainer Heiko Herrlich so wichtig. So begann er gegen Gladbach auf der rechten Offensivseite und wechselte nach Raphael Frambergers Gelb-Roter Karte auf die Rechtsverteidigerposition. Für ihn keine ungewohnte Aufgabe. „Er hat ja schon die ganze Seite beackert. Für uns ist wichtig, dass er immer diese Ruhe hat“, sagte Reuter. Aber im entscheidenden Moment auch die Vehemenz in der Offensive – wie beim Ausgleich.
Elf Punkte hat der FCA in acht Spielen geholt. Mit all seiner Erfahrung weiß Caligiuri den Saisonstart einzuschätzen. „Damit hat vor der Saison bei diesem Programm wohl keiner gerechnet“, meinte der 32-Jährige. Soll heißen: Die elf Zähler sind eine zufriedenstellende Bilanz. Mit dem Offensivspiel aber ist der Neuzugang vom FC Schalke 04 noch nicht einverstanden. „Wir haben versucht, offensiver als zuletzt aufzutreten. Im letzten Drittel müssen wir aber noch öfter die Ruhe bewahren und präziser spielen“, sagte
Caligiuri. Denn auffällig war, dass zwar trotz guter Ansätze bei den letzten Pässen im Angriff die Kreativität fehlte.
Caligiuri war schon vor der Saison überzeugt gewesen, dass der FCA in dieser Runde durchaus für Überraschungen sorgen könne. Mit dem Heimsieg gegen Dortmund war das schon gelungen, nun ist auch das Remis beim Champions-LeagueTeilnehmer Mönchengladbach als solches Ergebnis zu werten. Entsprechend groß war die Freude.
Wohl auch, weil nach einer Niederlage das Krisengerede begonnen hätte, da in diesem Fall vier der vergangenen fünf Partien mit einer Niederlage geendet hätten. Das aber hat Caligiuri mit seinem eminent wichtigen Treffer verhindert. Und er hat der Mannschaft den Glauben gegeben, dass auch in Unterzahl bei einem überlegenen Gegner immer etwas möglich ist.
Wenngleich die Gladbacher wohl immer noch nicht glauben können, dass sie nicht gewonnen hatten.