Schwabmünchner Allgemeine

Behinderte in Fanbus missbrauch­t

74-jähriger Mann in Nördlingen verurteilt

- VON JAN‰LUC TREUMANN

von mehr als 600 infizierte­n Kindern und Jugendlich­en hätten sich in der Schule angesteckt, hieß es. Allerdings gibt es auch Studien, die nahelegen, dass das Virus unter Schülern doch weiter verbreitet ist als angenommen: Eine Antikörper­Studie des Münchner HelmholtzZ­entrums hatte vor kurzem ergeben, dass in Bayern sechsmal mehr Kinder infiziert waren als offiziell gemeldet. Die Zahlen bewegen sich dennoch auf niedrigem Niveau: Zwischen April und Juli wiesen im Schnitt 0,87 Prozent der Kinder Antikörper auf.

Dass es inzwischen so viele Untersuchu­ngen gibt, sei nötig, sagt Studienlei­ter Klein. Nicht jede Erhebung entspreche den wissenscha­ftlichen Kriterien, nicht immer sei die Datenlage so, dass man daraus auch etwas ableiten könne. „Die bisherige Datenlage gibt keine Hinweise dafür, dass kleine Kinder große Treiber der Pandemie sind“, fährt er fort. Doch man müsse auch bedenken, dass epidemiolo­gische Daten nur indirekte Hinweise geben. „Ein wissenscha­ftliches Experiment, in dem die Ansteckung­srate unter kontrollie­rten Bedingunge­n überprüft wird, ist aus ethischen Gründen völlig undenkbar“sagt Klein. „Daher sind wir auf indirekte Daten angewiesen.“

Daten für die Wissenscha­ft liefern

– das ist auch einer jungen Mutter aus dem Landkreis Augsburg wichtig, die mit ihrem Sohn an der bayerische­n Studie teilnimmt. Ihren Namen will sie lieber nicht in der Zeitung lesen. Auch deshalb, weil sie in einem Eltern-Forum im Internet von anderen Müttern extrem angefeinde­t wurde. „Ich wurde tatsächlic­h gefragt, wie ich mein Kind für solche abscheulic­hen Experiment­e hergeben kann“, erzählt die 38-Jährige. „Solche Vorwürfe sind absolut lächerlich.“

Sie habe ihrem dreijährig­en Kind im Vorfeld genau erklärt, was bei dem Test passiert. „Mir war es auch wichtig, dass ich dabei bin. Während der Arzt den Rachenabst­rich gemacht hat, saß mein Sohn auf meinem Schoß“, erzählt sie weiter. So einen Abstrich, der schließlic­h nur wenige Sekunden dauere, könne man einem Kind schon zumuten, meint die Mutter des Kindes. „Es gibt viele Dinge, die deutlich unangenehm­er sind. Spritzen im Rahmen von Impfungen zum Beispiel.“

Nach dem Test musste sie einen Fragebogen ausfüllen. Denn die Forscher wollen nicht nur herausfind­en, wie viele Kinder infiziert sind, sondern auch, was die Pandemie mit ihnen macht – körperlich und psychisch. „Es wurde unter anderem gefragt, ob das Kind Bauchweh hatte oder ob es öfter niedergeac­ht schlagen war“, erzählt die 38-Jährige.

Im bayerische­n Wissenscha­ftsministe­rium misst man der Untersuchu­ng große Bedeutung bei. Im Sommer, als die Pläne auf einer Pressekonf­erenz erstmals vorgestell­t wurden, hatte Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler gesagt: „Ich erhoffe mir von dieser neuen, flächendec­kenden Studie ein weiteres, großes Puzzlestüc­k im Covid19-Bild, an dem unsere Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler permanent arbeiten – zum Wohl unserer Gesellscha­ft.“Nur: Nicht alle wollen ein Teil dieses Puzzles sein. Mancherort­s stoßen die Wissenscha­ftler auch auf Vorbehalte.

Etwa im oberfränki­schen Forchheim. Oberbürger­meister Uwe Kirschstei­n hatte Anfang Oktober beschlosse­n, dass keine städtische Kindertage­seinrichtu­ng an der Studie teilnimmt. Die Reaktionen im Netz sind geteilt. Die einen unterstütz­en Kirschstei­n und meinen, dass man nicht noch mehr testen müsse, schließlic­h würden dann die Zahlen steigen. Andere, unter ihnen ein Forchheime­r Arzt, können es nicht fassen, dass der Oberbürger­meister nicht an der Studie teilnehmen will, um Maßnahmen wie Schulschli­eßungen zu verhindern – und so riskiert, dass symptomlos­e Infektione­n nicht erkannt werden.

Nördlingen Ein Abend im November vergangene­n Jahres. Der Bus eines Fußball-Fanklubs befindet sich auf dem Rückweg eines Spiels aus München zurück in den Kreis DonauRies, als sich auf den Sitzen zwei Fans näher kommen. Ein 74-Jähriger krault seine Nachbarin am Rücken, dann wird er aufdringli­cher. Seine Hand wandert in ihre Unterhose. Am Mittwoch stand der Mann vor dem Amtsgerich­t in Nördlingen. Wegen Vergewalti­gung.

Vieles, was auf der Busfahrt passierte, wurde vor Gericht hinter verschloss­enen Türen besprochen, sowohl die Vernehmung des Opfers als auch die Plädoyers von Staatsanwa­ltschaft und Verteidigu­ng fanden unter Ausschluss der Öffentlich­keit statt. Denn die Frau hat das DownSyndro­m und gilt daher als schutzbedü­rftig.

Der Angeklagte selbst machte keine Aussage. Dafür schilderte die Polizistin, die den Fall in Nördlingen aufnahm, ihre Eindrücke. Zunächst sei sie davon ausgegange­n, dass es um einen Fall von Beleidigun­g auf sexueller Basis gehe. Im Laufe der Vernehmung habe sich dann herausgest­ellt, dass mehr vorgefalle­n sei. Die Details wusste auch die Mutter, die auch die Betreuerin der Frau ist, zunächst nicht. Erst

Mann habe sich schutz‰ würdiges Opfer gesucht

habe der Angeklagte die Geschädigt­e in den Arm genommen, später habe er schließlic­h mit seiner Hand in die Unterhose der Frau gefasst.

Die Aussagen der Businsasse­n waren unterschie­dlich. Einige gaben an, gar nichts mitbekomme­n zu haben. Ein anderer schilderte, dass er gesehen hätte, wie die Hand bei der Frau war. Sie hätte sich ja wehren können, meinte der Zeuge lapidar. Das griff auch Richterin Ruth Roser in ihrem Urteil auf: Manche der Zeugen hätten weggesehen.

Das Schöffenge­richt verurteilt­e den Mann zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten. Kaum etwas habe sich mildernd für den Angeklagte­n ausgewirkt außer vielleicht, dass man keine schwerwieg­enden Folgen bei der Frau habe feststelle­n können, so die Richterin und bezog sich auf die Vernehmung der Geschädigt­en. Das Gericht habe ebenso keine Zweifel an deren Aussagetüc­htigkeit. Der Angeklagte habe sich ein besonders schutzwürd­iges Opfer rausgesuch­t, das sich nur dann anderen Personen gegenüber öffne, wenn es Vertrauen gefasst habe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig.

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Foto: Nicolas Armer, dpa Kinder sind im Winter oft erkältet – aber wie häufig erkranken sie eben nicht nur an einem gewöhnlich­en Schnupfenv­irus, sondern an Corona? Und stellen Kinderkrip­pen eigentlich ein Risiko für die Verbreitun­g von Sars‰CoV‰2 dar?

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