Null-Prozent-Finanzierung klingt gut, aber… Finanzkolumne
Wer sich seine Konsumwünsche mit zinslosen Monatsraten erfüllen will, sollte daran denken, dass „0 %“nicht automatisch „kostenlos“bedeutet. Vorsicht ist bei Restschuldversicherungen geboten
Kaufen auf „Pump“oder schöner formuliert „Null-ProzentFinanzierung“. So lautet das ebenso altbekannte wie bewährte Lockmittel von Möbelhäusern, Elektromärkten und Autohändlern für konsumwillige, aber eher klamme Kunden. Doch was früher eine kurzfristige Aktion war, ist heute zum Regelfall geworden – auch weil das Schuldenmachen seinen gesellschaftlichen Makel verloren hat.
Auch wer jetzt kein Geld hat, kann sich seine Konsumwünsche ohne schlechtes Gewissen mit einer zinslosen Finanzierung erfüllen – so wird es durch den Handel suggeriert. Man soll zum unüberlegten Konsum verleitet werden. Doch eines sollte man dabei bedenken: „0 %“bedeutet weder automatisch „kostenlos“noch bekommt man die Ware günstiger als woanders.
Eine ganz schlechte Idee ist, wenn man die Monatsraten aus seinem Dispokredit finanziert und nicht ausgleicht. Mit der bequemen Teilzahlungsfunktion und ihrem variablen Zins wird es dann ganz schnell teuer. Eine üble Schuldenfalle.
Nicht besser ist es, wenn mit der Null-Prozent-Finanzierung ein weiterer Rahmenkredit vereinbart wird. Dieser wird von einer Bank zur Verfügung gestellt, die ihrerseits natürlich Zinsen verlangt. Man erhält einen zusätzlichen Kreditrahmen über eine Maestro- oder Kreditkarte. Nimmt man den Kredit in Anspruch, indem man zum Beispiel mit der zugeschickten Karte einkauft, kann sich die Rückzahlung in die Länge ziehen. Da regelmäßig nur ein monatlicher Teilbetrag eingezogen wird, muss der Kreditnehmer selbst die Ratenzahlung erhöhen, um nicht ewig hohe Kreditzinsen zu zahlen.
Hinzu kommt häufig der Abschluss einer zusätzlichen Restschuldversicherung. Eine solche wird als vermeintlich unverzichtbarer Schutz verkauft, der mögliche Probleme bei der Ratenzahlung absichern soll. Oft ist der Abschluss dieser Verträge durch das finanzierende Kreditinstitut bereits voreingestellt. Leider zahlen die Versicherungen wegen zahlreicher Ausnahmetatbestände im Ernstfall gerade nicht. Gleichzeitig sind sie aber teuer, sodass ihr Abschluss nicht zu empfehlen ist. Verbraucher dürfen solche Zusatzgeschäfte auch ablehnen.
Die Stolperfallen kann man zwar im Kleingedruckten nachlesen – wer aber vergegenwärtig sich dies in der Kaufsituation beim Möbelhändler oder beim Online-Einkauf? Die Null-Prozent Finanzierung ist letztlich eine wirksame Werbemaßnahme zur Steigerung der Verkaufszahlen.
Enthält eine „Null-Prozent-Finanzierung“Kosten, wie eine aufgedrängte Restschuldversicherung, kann der Vertrag innerhalb von 14 Tagen widerrufen werden. Doch auch hier gibt es zahlreiche Einschränkungen. Bei Problemen mit einer zinslosen Finanzierung kann man sich an die Rechtsberatung der Verbraucherzentrale Bayern wenden: Weitere Infos findet man dazu im Internet unter www.verbraucherzentrale-bayern.de.