Schwabmünchner Allgemeine

Jägerhaus geht mit einer besonderen Aktion

Neben einem Lieferserv­ice bietet das Lokal in Königsbrun­n während der Corona-Pandemie einen kontaktlos­en Service für Wohnmobile an. Ende des Jahres schließt das Lokal allerdings

- CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n, Not macht bekanntlic­h erfinderis­ch. Ein sehr gutes Beispiel dafür liefert Resi Bayrle als Wirtin des gleichnami­gen Jägerhause­s. Zusammen mit ihrem Mann Gerhard und Nichte Nicole Gerner hat sich die Wirtin ein sehr interessan­tes Konzept zu eigen gemacht, um corona-gerecht Gäste bewirten zu können: Es nennt sich „CaravanSch­lemmen“. „Zugegebene­rmaßen hat mich einer unserer Gäste draufgebra­cht“, sagt sie. Mit dem Konzept und einem Lieferserv­ice will sie ihre Gäste erfreuen, bis sie das Lokal Ende 2020 schließt.

Das Caravan-Angebot habe sich im Handumdreh­en herumgespr­ochen, denn über mangelnde Kundschaft, die nun mit dem Wohnmobil oder auch Wohnwageng­espann vorfährt, kann sich das Team nicht beklagen. Umsetzbar ist das Konzept, weil vor dem Wirtshaus eine ausreichen­d große Fläche für circa zehn Wohnmobile, deren Insassen gleichzeit­ig den Service in Anspruch nehmen wollen, vorhanden ist. Reserviere­n sollten die mobilen Gäste

Sie werden von Gerhard Bayrle entspreche­nd eingewiese­n.

Nicole Gerner nimmt im ersten Anlauf zu den Gästen ein rot-weißes Tischtuch, Blumen in der Vase, sowie die Speisekart­e und Besteck mit. „Die Fahrzeuge selbst betrete ich nicht, ich gebe alles am jeweiligen Eingang ab, alles wird mit der nötigen Distanz und regelkonfo­rm gehandhabt“, erklärt die Nichte der Wirtin.

Beim nächsten Gang gibt es die bestellten Getränke und meist haben die Besucher bis dahin auch ihr Essen ausgewählt. Einschränk­ungen gibt es hier nicht, die normal übliche Speisekart­e darf rauf und runter bestellt werden. Die junge Frau läuft hin und her, während es sich die Invorher. sassen der mobilen Fahrzeuge gut gehen lassen.

„Es wird sehr gut angenommen, die Gäste sind alle sehr nett, alle freuen sich eigentlich, dass sie sich mal wieder ein bisschen bedienen lassen können und vor allem nicht selbst kochen müssen“, erklärt Resi Bayrle. Auch den Abwasch danach übernehmen die Wirtsleute. Und jeder Gast kann essen was er persönlich mag. Viele Stammgäste kommen regelmäßig vorbei, aber auch Menschen von außerhalb, sogar aus anderen Bundesländ­ern.

Die Wirtin freut sich, dass ihr „Caravan-Schlemmen“und auch der ebenfalls eingeführt­e Lieferund Abholservi­ce so guten Anklang findet, denn es sei ein hartes Jahr 2020 gewesen. „45 Jahre arbeite ich nun in der Branche, so etwas wie jetzt habe ich noch nie erlebt“, sagt Bayrle. Nicht nur Corona schlägt ihr auf den Magen, sondern auch der anstehende Abschied. Da es zu keiner Einigung mit den Eigentümer­n der Immobilie kam, wurde der Pachtvertr­ag zu Ende 2020 aufgelöst. „Das ist für mich schon hart, ich habe in den letzten acht Jahren hier viel Energie, Arbeit und Herzblut reingestec­kt und habe aus dem Laden richtig was gemacht“, sagt die 62-jährige Königsbrun­nerin. Man kann ihr ansehen, wie aufgewühlt sie beim Gedanken daran ist, ihr Jägerhaus aufgeben zu müssen.

„Und dann noch Corona. Ich wollte wenigstens noch eine tolle Silvesterp­arty ausrichten, mit Stammgäste­n, Freunden und Familie, mit Umarmungen und allem was dazugehört“, sagt Resi Bayrle. Das geht jetzt alles nicht, aber sie und ihr Team wollen wenigstens zum Abschied an Silvester für alle, die sich vorher anmelden, kochen. „Wir liefern aus, die Leute können auch selbst abholen, jeder wie er mag und natürlich steht auch „CaravanSch­lemmen“auf dem Programm, verspricht sie. Ab dem 1. Januar sei sie dann sozusagen in Rente. Aber jetzt konzentrie­re sie sich noch auf „Resi’s Jägerhaus“und versichert: „Ich bleibe positiv eingestell­t und zwar bis ganz zum Schluss!“

 ?? Foto: Claudia Deeney ?? So schaut Caravan‰Schlemmen in der Praxis aus. Das Wohnmobil wird auf einen Parkplatz eingewiese­n und Nicole Gerner versorgt die Gäste. Die Aktion ist durch Corona aus der Not geboren, wird aber sehr gut an‰ genommen. Dennoch: In gut einem Jahr ist Schluss für Resi’s Jägerhaus in Königsbrun­n.
Foto: Claudia Deeney So schaut Caravan‰Schlemmen in der Praxis aus. Das Wohnmobil wird auf einen Parkplatz eingewiese­n und Nicole Gerner versorgt die Gäste. Die Aktion ist durch Corona aus der Not geboren, wird aber sehr gut an‰ genommen. Dennoch: In gut einem Jahr ist Schluss für Resi’s Jägerhaus in Königsbrun­n.
 ?? Foto: Florian Leupold ?? Schwäbisch­er Rostbraten, Kässpatzen und Kinderschn­itzel – den Eltern Florian und Stefanie Leupold sowie Felix, 6, und Tim, 3, hat es geschmeckt.
Foto: Florian Leupold Schwäbisch­er Rostbraten, Kässpatzen und Kinderschn­itzel – den Eltern Florian und Stefanie Leupold sowie Felix, 6, und Tim, 3, hat es geschmeckt.

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