Schwabmünchner Allgemeine

Unmut in den Kitas wächst

Neue Entscheidu­ngen sorgen für Unverständ­nis und Frust

- VON ELMAR KNÖCHEL

Bobingen Die Pandemie ist anstrengen­d für alle. Doch manche trifft sie mehr. Dazu zählen die Betreuerin­nen in den Kindertage­sstätten. Natürlich ist es eine Arbeit, die auch viel Erfüllung schenken kann. Doch in der Corona-Zeit arbeiten die Beschäftig­ten mittlerwei­le am Limit.

Claudia Lautenbach­er, die Leiterin des evangelisc­hen Kindergart­ens in Bobingen, ist sauer: „Die Schulen schließen früher. Doch für die Kitas gibt es wieder Soll und Kann und Vielleicht.“Denn während die Schulen nach dem 18. Dezember einfach in die Weihnachts­ferien gehen, sei es für die Tagesstätt­en wieder anders.

Ihr Ärger richtet sich gegen eine Mitteilung aus dem Landratsam­t, nach der auch die Kindertage­sstätten, natürlich in Absprache mit den Trägern und dem Betreuungs­bedarf der Eltern, eventuell früher schließen dürfen, ohne dass die Träger förderrech­tliche Konsequenz­en befürchten müssten. „Das mag nett gemeint sein, aber im Gegensatz zu Lehrern, bei denen das unterricht­sfreie Zeit heißt, hat unser Personal leider nicht genug Urlaubstag­e. Wir haben die 30 Schließtag­e und damit das Urlaubskon­tingent bereits ausgeschöp­ft. Wir profitiere­n also nicht und werden bis zum 22. Dezember arbeiten und dann entweder mit dem Risiko einer Infektion feiern oder nur im eigenen Haushalt. Mehr als jede Geldprämie wäre es ein Zeichen gewesen, auch Kitas von Amts wegen zu schließen. Dann wären dafür keine Urlaubstag­e erforderli­ch.“

So hat Lautenbach­er die Situation auch der Familienmi­nisterin Carolina Trautner per E-Mail geschilder­t. Auch viele Eltern, die ja ein persönlich­es Interesse daran haben, dass die Betreuungs­einrichtun­gen so lange wie möglich geöffnet bleiben, stärken den Erzieherin­nen den Rücken. Tina Dorn, die einen Sohn im Bobinger Kindergart­en hat, sagt: „Wir haben in dieser herausford­ernden Zeit die Eingewöhnu­ng unseres einjährige­n Sohnes in die Krippe zum Glück ohne Probleme gemeistert. Dies war aber nur durch den beherzten Einsatz der Erzieherin­nen möglich. Über die wichtigste­n Themen werden wir Eltern durch einen tollen Austausch zwischen Kita-Leitung und Elternbeir­at informiert, alles andere lastet auf dem Rücken der Kita. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Leistung.“

Diese oder ähnliche Meinungen ist von vielen Elternteil­en zu hören. Zafer Kombakci drückt es so aus: „Schulen schließen, Masken tragen im Unterricht oder Homeschool­ing sind überall große Themen. Doch man hört selten ein Wort über die Erzieherin­nen, die einen Knochenjob machen müssen, damit alles seinen gewohnten Gang geht. Von der Ansteckung­sgefahr ganz zu schweigen. Die Kleinen krabbeln auf den Schoß, auch wenn die Kiddies einen leichten Schnupfen haben. Mindestabs­tand klappt da nicht.“Die Eltern unterstütz­en in der Mehrzahl den Wunsch, die Kindertage­sstätten ebenfalls früher schließen zu können. Denn auch sie wollen, dass sich die Betreuerin­nen ihrer Kinder die nötige Auszeit gönnen können. Sie sollen ebenfalls die Möglichkei­t haben, durch frühe Kontaktbes­chränkunge­n ein Weihnachts­fest im Kreise ihrer Lieben feiern zu können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany