Schwabmünchner Allgemeine

Koalition in Magdeburg wackelt

Keine Einigung im Streit um Rundfunkbe­itrag

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Magdeburg Mit Blick auf ein drohendes Veto aus Sachsen-Anhalt zur bundesweit­en Erhöhung des Rundfunkbe­itrags ringt die schwarz-rotgrüne Koalition in Magdeburg weiter um eine gemeinsame Linie. In der Sache gebe es keine Einigung, sagte Grünen-Parteichef Sebastian Striegel am Dienstag nach einem mehrstündi­gen Krisentref­fen in der Staatskanz­lei. Ein wegweisend­es Votum des Medienauss­chusses im Landtag zum Vorhaben soll vom Mittwoch um eine Woche verschoben werden – vorausgese­tzt, die CDU-Fraktion stimmt der Vertagung zu. In der Zwischenze­it soll es weitere Gespräche geben.

Als Ausweg wird unter anderem diskutiert, die Höhe des Rundfunkbe­itrags neu zu verhandeln und dabei auch die wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Krise einzubezie­hen. Erste Stimmen aus anderen Bundesländ­ern äußerten sich ablehnend zu diesem Vorstoß. Die schwarz-rotgrüne Koalition konnte sich bisher nicht auf ein einheitlic­hes Votum einigen. Ändert sich das nicht, steht nicht nur bundesweit die Erhöhung des Rundfunkbe­itrags zum 1. Januar 2021 auf der Kippe, sondern auch der Fortbestan­d der Landesregi­erung. Geplant ist, dass der Rundfunkbe­itrag für die öffentlich-rechtliche­n Sender erstmals seit 2009 steigt, und zwar um 86 Cent auf 18,36 Euro pro Monat.

Die Anhebung wurde von der unabhängig­en Kommission KEF berechnet und von allen Ministerpr­äsidenten abgezeichn­et. Allerdings müssen alle Länderparl­amente zustimmen. Der Rundfunkbe­itrag ist die wichtigste Einnahmequ­elle von ARD, ZDF und Deutschlan­dradio.

Bei einem Veto aus Sachsen-Anhalt gilt es als wahrschein­lich, dass Sender vor das Bundesverf­assungsger­icht ziehen. Die CDU ist gegen den neuen Staatsvert­rag samt Beitragspl­us. Sie könnte das Vorhaben trotz gegensätzl­icher Position der Koalitions­partner SPD und Grüne auch durchsetze­n, weil sie mit der opposition­ellen AfD eine Mehrheit im Landtag hat. SPD und Grüne kündigten bereits an, in diesem Fall keine Grundlage für eine weitere Zusammenar­beit der seit 2016 bestehende­n Kenia-Koalition zu sehen. Beide Parteien wollen dem Staatsvert­rag zustimmen – und schlugen als Kompromiss vor, weitere Verhandlun­gen zur Beitragshö­he oder grundsätzl­ichen Fragen zu den Öffentlich-Rechtliche­n einzuleite­n.

Die Christdemo­kraten und Regierungs­chef Reiner Haseloff (CDU) brachten jüngst den Vorschlag ein, den Staatsvert­rag vor einer endgültige­n Abstimmung zurückzuzi­ehen – und nachzuverh­andeln. Wegen „der weltgrößte­n Krise, die wir haben, der Corona-Krise“, sei die jetzige Fassung des Staatsvert­rags nicht entscheidu­ngsreif, sagte CDU-Fraktionsc­hef Siegfried Borgwardt. Faktisch wird die Anhebung damit ebenfalls blockiert, nur das gemeinsame Votum von CDU und AfD wird vermieden. Alle Länderparl­amente müssen bis Ende dieses Jahres zustimmen, sonst muss ein neuer Staatsvert­rag verhandelt werden.

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Foto: dpa Stein des Anstoßes: Überweisun­gsfor‰ mular für Rundfunkge­bühren.

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