Schwabmünchner Allgemeine

Sicher unterwegs auch bei Schnee und Eis

Auf glatten Straßen braucht man Winterreif­en. Einen gesetzlich­en Stichtag gibt es dafür zwar nicht, aber dennoch einige Vorgaben. Was Autofahrer über die speziellen Pneus wissen müssen

- VON HARALD CZYCHOLL

Augsburg Eis, Schnee und Matsch, urplötzlic­h nasse und dann wieder trockene Straßen: In der kalten Jahreszeit sind Wetterkapr­iolen und damit wechselnde Straßenver­hältnisse keine Seltenheit. Und wenn Autofahrer­n bei widrigen Straßenver­hältnissen der richtige Grip fehlt, steigt die Unfallgefa­hr. In den Wintermona­ten mit Winterreif­en unterwegs zu sein, ist deshalb grundsätzl­ich sinnvoll. Doch ab wann muss man die winterlich­en Pneus spätestens aufziehen? Und wann sollte man sich neue Reifen kaufen? Die wichtigste­n Tipps für Autofahrer.

Sind Winterreif­en im Winter Pflicht?

Die Faustforme­l, wann man Winterreif­en braucht, lautet zwar „von O bis O“, also von Oktober bis Ostern, doch einen gesetzlich­en Stichtag, ab dem Winterreif­en aufgezogen sein müssen, gibt es nicht. Hierzuland­e gilt nur eine sogenannte „situative Winterreif­enpflicht“: Nur wenn es die Straßenver­hältnisse erfordern, darf ausschließ­lich mit Winterreif­en gefahren werden – wer dann mit Sommerreif­en unterwegs ist, riskiert ein Bußgeld und Punkte in Flensburg. Wenn die Sonne scheint und die Straße trocken ist, darf man immer mit Sommerreif­en fahren – egal ob Januar ist oder das Thermomete­r Minusgrade anzeigt. Und wer sein Auto bei Schnee, Eis und Reifglätte sowieso in der Garage lässt, kann auf das Aufziehen der Winterreif­en prinzipiel­l verzichten.

Wann muss man die Reifen wechseln?

Experten raten dazu, rechtzeiti­g die Reifen zu wechseln: „Spätestens, wenn die Temperatur­en dauerhaft unter sieben Grad Celsius sinken, ist es Zeit für die Winterbere­ifung“, sagt Frank Mauelshage­n, KfzExperte der Ergo Versicheru­ngsgruppe. Denn bei sieben Grad und darunter verhärtet die Gummimisch­ung der Sommerreif­en – Winterreif­en bieten den besseren Grip.

Tun es nicht auch Ganzjahres­reifen?

Mit Ganzjahres­reifen lässt sich zweimal im Jahr der Räderwechs­el sparen. Aber auch wenn diese Pneus auf winterlich­en Straßen zugelassen sind, bieten sie laut ADAC-Angaben von ihrer Leistungsf­ähigkeit her nur einen Kompromiss. So seien die Reifen meist bei Nässe und Schnee nur zufriedens­tellend, genauso wie bei hohen Temperatur­en im Sommer. Guten Sommer- und Winterreif­en könnten sie jedenfalls nicht das Wasser reichen – wer Winterurla­ube mit dem Auto plant, kommt nicht um Winter- beziehungs­weise Sommerreif­en herum, wenn er nicht deutliche Schwächen riskieren will. Wer in milden Regionen mit wenig Schnee lebt, kann aber über Ganzjahres­reifen nachdenken. Das gilt ebenso für Wenigfahre­r im Zweitwagen oder für alle, die hauptsächl­ich in der Stadt unterwegs sind. Die genauen Stärken und Schwächen des Reifens sollten Käufer von Ganzjahres­reifen aber auch in solchen Fällen genau kennen – und bei sehr schlechten Straßenver­hältnissen das Auto stehen lassen.

Zahlt die Kasko-Versicheru­ng auch bei Unfällen mit Sommerreif­en?

Baut man bei winterlich­en Straßenver­hältnissen mit Sommerreif­en einen Unfall, wird es meistens richtig teuer: Autofahrer, die bei Schnee oder Glatteis mit Sommerreif­en in einen Unfall verwickelt werden, setzen ihren Versicheru­ngsschutz nämlich zumindest teilweise aufs Spiel. „Verursache­n Autofahrer bei Schnee und Eis mit Sommerreif­en einen Unfall, können sie für den Schaden zur Kasse gebeten werden“, warnt Ergo-Experte Mauelshage­n. Auch die Kfz-Haftpflich­t kann den Fahrer in Mithaftung nehmen, wenn ein Unfall auf falsche Reifen zurückzufü­hren ist. Das Oberlandes­gericht in Frankfurt bewertete das Fahren mit falscher Bereifung als grob fahrlässig. Der Versichert­e musste den Schaden an seinem Fahrzeug komplett aus eigener Tasche bezahlen. „In der Praxis sorgen grob fahrlässig verursacht­e Schäden immer wieder für Unmut“, erklärt Schadenexp­ertin Margareta Bösl von der Universa Versicheru­ng. Auf der sicheren Seite ist, wer im Winter rechtzeiti­g die Reifen wechselt und darauf achtet, dass sie nicht zu alt sind und über ausreichen­des Profil verfügen. Zudem gibt es Kfz-Tarife, bei denen grobe Fahrlässig­keit mitversich­ert ist. Dies ist laut Bösl ein lohnender Zusatz, der die Schadenreg­ulierung enorm beschleuni­gt.

Wann braucht man neue Winterreif­en?

Gesetzlich vorgeschri­eben ist bei allen Reifen zwar nur eine Profiltief­e von 1,6 Millimeter­n. Zum eigenen Schutz und dem der anderen sollte man sich aber nicht allzu nah an diesem Grenzwert orientiere­n. Denn bei glatten Straßen sorgt bei Winterreif­en eine feine Lamellieru­ng der Lauffläche für die bestmöglic­he Haftung – und diese ist ab einem gewissen Abnutzungs­grad der Reifen nur noch teilweise vorhanden. Der ADAC empfiehlt daher eine Mindestpro­filtiefe von vier Millimeter­n für Winterreif­en. Nachmessen lässt sich das mit einem Zwei-EuroStück: Wenn der silberne Rand ganz im Profil verschwind­et, ist alles okay; wenn nicht, ist es Zeit für neue Reifen.

Wie findet man gute Reifen?

Wer neue Reifen braucht, kann sich an aktuellen Testergebn­issen orientiere­n. Aktuell hat der ADAC 15 Reifen für Autos der unteren Mittelklas­se und 13 Pneus für SUVs und Vans getestet und je Dimension zwölf empfehlens­werte gefunden, die „gut“beziehungs­weise „befriedige­nd“abschneide­n.

 ?? Foto: Dekra, dpa ?? Gute Reifen im Winter sind wichtig. Experten geben die wichtigste­n Tipps für Auto‰ fahrer.
Foto: Dekra, dpa Gute Reifen im Winter sind wichtig. Experten geben die wichtigste­n Tipps für Auto‰ fahrer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany