Tolles Zeugnis für Löw
In Abwandlung einer alten Lebensweisheit, wonach man nur der Statistik trauen sollte, die man selbst gefälscht hat, ist jenes Zeugnis das Beste, das man sich selbst ausgestellt hat. Das wussten früher schon Pennäler, die sich am Tag der Zeugnisausgabe mit einem Tintentod ins Gebüsch verzogen haben, um das völlig ungerechte Notenwerk der Lehrer ein wenig aufzuhübschen und Staunen auf die Gesichter der Eltern, Onkel und Tanten zu zaubern.
So ähnlich scheint nun auch Jogi Löw verfahren zu sein. Der Bundestrainer empfand es als völlig ungerechnet, dass ihn das ganze Land an diesem Spanien-Sechser maß. So, als hätte er das Klassenziel nicht erreicht. Als wäre er krachend durchgefallen. So, wie vor zwei Jahren in Russland. Als Weltmeister angetreten und dann – rumms – Vorrücken aussichtslos.
Und was passierte? Jogi hat im Cabrio einige Ehrenrunden gedreht und ist wieder gekommen, hat erzählt, was er zukünftig alles besser machen würde und erntete den Beifall des Lehrkörpers. Weiter, immer weiter mit Jogi. Es lief gut, auch wenn es häufig nicht gut aussah. Bis zum 0:6. Jogis Vorrücken war wieder gefährdet.
Der Bedrängte floh erneut in den Schwarzwald. Was er dort tat, wo doch kein Cabrio-Wetter war? Er feilte an seinem Zeugnis. Irgendeine Art Presse-Erklärung musste schließlich verlesen werden an jenem 4. Dezember zur Präsidiumssitzung auf die der DFB das Land eingeschworen hatte.
Aber warum so lange warten. In einem Überraschungsangriff der Marke rechts-antäuschen-linksvorbei zog der DFB seine wichtigste Personalie auf den Wochenbeginn vor. Zurück blieben verdutzte Medien samt staunender Öffentlichkeit. In Jogis Zeugnis, die als Presseerklärung unters Volk kam, hieß es unter anderem„ ... hochqualitative Arbeit des Trainerstabs, das intakte Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer sowie ein klares Konzept für das bisherige und weitere Vorgehen.“Was soll da demnächst noch schief gehen?