Schwabmünchner Allgemeine

Doping: Ministerin will Kronzeugen

Wer „auspackt“, soll straffrei bleiben

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Justizmini­sterin Christine Lambrecht (SPD) fordert mildere Strafen oder Straffreih­eit für Doping-Sünder, wenn diese mit ihrer Aussage die Ermittlung­sbehörden unterstütz­en. „Wir brauchen dringend eine Kronzeugen­regelung zur Bekämpfung des Dopings im Sport“, sagte sie im Interview mit unserer Zeitung. Sportler, Händler oder Ärzte, die in Machenscha­ften mit verbotenen leistungss­teigernden Substanzen verstrickt sind, sollen demnach straffrei ausgehen oder eine mildere Strafe erhalten, wenn sie „auspacken“und damit eine Aufklärung ermögliche­n.

Nur eine Kronzeugen­regelung ermögliche einen wirksamen Kampf etwa gegen Doping-Kartelle. „Ansonsten können wir in diese Strukturen nicht eindringen. Die Ermittler brauchen die Informatio­nen von Insidern, die mit drinstecke­n, aber nicht länger Teil des kriminelle­n Doping-Systems sein wollen“, sagte Lambrecht. „Die Kronzeugen­regelung hat sich auch bei Ermittlung­en im Betäubungs­mittel-Bereich bewährt, deshalb halte ich sie auch im Bereich des Dopings im Sport für wichtig“, ergänzte sie.

An diesem Mittwoch will die Bundesregi­erung eine Bilanz der Wirksamkei­t des Anti-Doping-Gesetzes ziehen, das vor fünf Jahren beschlosse­n worden war. Lambrecht fordert nun eine Erweiterun­g des Gesetzes um die Kronzeugen­regelung. „Die bisherigen Erfahrunge­n mit dem Anti-Doping-Gesetz zeigen, wie wichtig eine Kronzeugen­regelung wäre, um die Auswüchse des Dopings gerade im Profisport effektiv bekämpfen zu können“, sagte sie. „Dafür werde ich im Kabinett eintreten“, kündigte die SPD-Politikeri­n an.

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