Schwabmünchner Allgemeine

Corona: Augsburger sind noch zu viel unterwegs

Handydaten geben Auskunft über die Mobilität der Bürger. Der Lockdown light hat Auswirkung­en, aber weniger als im Frühjahr. Um die Infektions­zahlen zu senken, ist das womöglich nicht genug

- VON STEFAN KROG

Mit dem Beginn des Lockdowns light Ende Oktober sind die Augsburger wohl deutlich häufiger zu Hause geblieben. Das geht aus Daten des Statistisc­hen Bundesamte­s hervor, das im Rahmen eines bundesweit­en Versuchs anonymisie­rte Handydaten nutzt, um Aufschluss darüber zu bekommen, wie viel die Menschen unterwegs sind. Ausgewerte­t werden dabei anonymisie­rte Daten, die Aufschluss darüber geben, wie häufig Handys die Funkzelle wechseln. Die Bewegungsp­rofile einzelner Handys werden dabei nicht nachgezeic­hnet.

Für Augsburg kommt die Statistik zum Ergebnis, dass mit dem Beginn des Lockdowns light Ende Oktober, der im Stadtgebie­t wegen der steigenden Fallzahlen um einige Tage vorgezogen wurde, ein deutlicher Rückgang der Bewegungen feststellb­ar ist. Am ersten Tag des Augsburger Herbst-Lockdowns, am Samstag, den 31. Oktober, ging die Mobilität im Vergleich zum Vorjah

um 20 Prozent nach unten. In den Nachbarlan­dkreisen, wo der landesweit­e Lockdown erst einige Tage später in Kraft trat, waren die Bürger unveränder­t viel unterwegs. Vergangene Woche lag der Rückgang bei der Mobilität in Augsburg laut einer Auswertung von RobertKoch-Institut und Berliner Humboldt-Universitä­t, die teils auf dieselben Daten wie das Statistisc­he Bundesamt zurückgrei­fen, bei etwa minus 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Am ersten Adventswoc­henende gab es dann einen Rückgang um 23 bzw. 28 Prozent zu den November-Samstagen und -Sonntagen des Vorjahrs.

Die weitere Entwicklun­g der Pandemie in den nächsten Wochen werde von der Zahl der Kontakte der Bürger abhängen, so Dr. Thomas Wibmer, stellvertr­etender Leiter des Gesundheit­samtes. Um die Zahlen zu senken, sei der Rückgang der Mobilität um 15 Prozent aber wohl nicht ausreichen­d. Die Mobilität gilt als Indikator dafür, wie die Bevölkerun­g auf behördlich­e Corona-Maßnahmen oder allein schon steigende Infektions­zahlen reagiert. Im Vergleich zum Frühjahrsl­ockdown seien die Menschen nach wie vor viel unterwegs, sagt Wibmer. Laut Robert-Koch-Institut und Humboldt-Uni gab es im März, als das öffentlich­e Leben eingefrore­n wurde, teils Rückgänge um bis zu 70 Prozent. „Im Frühjahr hatten wir nach einer Woche Mobilitäts­rückrestag gang deutlich geringere Fallzahlen“, sagt Wibmer. In Augsburg habe der Herbst-Lockdown nach einem Monat zwar ein weiteres Ansteigen der täglichen Zahl an Neuinfizie­rten verhindert, die täglichen Zahlen seien aber weiterhin zu hoch. Vergangene Woche wurden täglich mehr als 100 Neuinfekti­onen bekannt.

Im Trend gleiche die Entwicklun­g der Zahlen in Augsburg denen von anderen bayerische­n Städten, allerdings spiele sich in Augsburg alles auf höherem Niveau ab. Warum in Augsburg die Infektions­zahlen im Oktober explodiert­en, sei nach wie vor unklar, weil auch der Zufall eine erhebliche Rolle spiele. „Geringste Veränderun­gen führen bei einem exponentie­llen Wachstum zu großen Effekten“, so Wibmer. Ob am Anfang der zweiten Welle drei oder sechs womöglich unbemerkt Infizierte standen, könne für die Frage, ob man einige Wochen später einer der bundesweit­en Hotspots sei, mit entscheide­nd gewesen sein. Gleichzeit­ig, so Wibmer, habe man mit der Reduzierun­g von Kontakten einen wirksamen Hebel. Gehe man davon aus, dass eine Gesellscha­ft sich in ihren Kontakten nicht einschränk­t, könnte ein Infizierte­r eine Welle von mehr als 400 Infizierte­n nach 30 Tagen auslösen. Reduzierte­n hingegen alle ihre Kontakte um 75 Prozent, stünden bei ansonsten gleichen Rahmenbedi­ngungen nach 30 Tagen nur 2,5 Infizierte da.

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Foto: Annette Zoepf Schilder in der Innenstadt weisen auf Corona‰Regeln hin.

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