Schwabmünchner Allgemeine

In der Region droht ein massiver Stellenabb­au

Ein Institut prognostiz­iert einen starken Anstieg der Arbeitslos­en für den Raum Augsburg. Die Arbeitslos­enquote liegt aktuell bei 4,3 Prozent, viele Firmen setzen weiterhin auf Kurzarbeit

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Situation vieler heimischer Unternehme­n bleibt während der Corona-Pandemie angespannt. Es drohen Firmenplei­ten. Auf dem Arbeitsmar­kt in der Region schlägt sich die schwierige Ausgangsla­ge derzeit allerdings bei Weitem nicht so gravierend nieder. Die Arbeitslos­enquote im November liegt bei 4,3 Prozent. In absoluten Zahlen sind es 16.750 Erwerbslos­e. Dass es nicht mehr Arbeitslos­e sind, liegt auch am Instrument der Kurzarbeit. Im November meldeten 275 Betriebe für einen Teil ihrer Belegschaf­t Kurzarbeit an. Seit März sind in der Region somit mehr als 7700 Kurzarbeit­erAnzeigen eingegange­n.

Handel, Gastronomi­e und Gesundheit­swesen sind Branchen, in denen die Kurzarbeit stark ausgeprägt ist. Weil die Geschäftsl­age für diese Unternehme­n herausford­ernd ist, gibt es eine Verbindung, die sich an anderer Stelle zeigt: Die Zahl der offenen Stellen ist gegenüber dem Vorjahr massiv zurückgega­ngen. Gegenwärti­g sind 4385 offene Stellen aufgeführt. Im November 2019 waren es fast 1100 mehr. Elsa Koller-Knedlik, Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit Augsburg, sagt: „Gerade in der Zeitarbeit, dem Handel, dem Verarbeite­nden Gewerbe und dem Gastgewerb­e sind die Rückgänge nach wie vor deutlich“.

Positiv stimmt Elsa Koller-Knedlik, dass die Zahl der Arbeitslos­en im Vergleich zum Oktober gesunken sei. Die Auswirkung­en der Corona-Pandemie zeigten sich dennoch auf dem Arbeitsmar­kt. In der Region liege die Zahl der Arbeitslos­en derzeit ein Drittel höher als im Vorjahr. In absoluten Zahlen sind es 4200 mehr Arbeitslos­e als 2019.

Nicht nur die Agentur für Arbeit liefert statistisc­hes Material. Das Institut für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung (IAB) kommt in seiner Prognose zum Schluss, dass im Jahresdurc­hschnitt 2021 die Erwerbslos­enzahlen in der Region Augsburg weiter steigen werden. Das Institut berechnet einen Mittelwert von 17.600 Arbeitslos­en. Zum Vergleich: Aktuell im November sind 16.750 Frauen und Männer ohne Job.

Bertram Brossardt, Hauptgesch­äftsführer der Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft, sieht die Entwicklun­g mit Sorge: „2020 und 2021 werden wir einen seit über zehn Jahren nicht mehr gesehenen Anstieg der Arbeitslos­igkeit erleben“. Das Institut habe vorerst einen Anstieg von 700 Personen für den Mittelwert berechnet. Aus 16.900 Personen würden so 17.600 Arbeitslos­e. Ein Negativsze­nario der IAB-Prognose weise sogar einen Anstieg um 2300 Personen aus. Welche Folgen die Corona-Pandemie haben wird, zeige sich in den nächsten Monaten, sagen die Arbeitsmar­ktexperten. Unabhängig vom Bericht der Arbeitsage­ntur hat jüngst die Stadt Augsburg eine Statistik präsentier­t. Demnach stieg im Stadtgebie­t in einem Zeitraum von zehn Jahren die Zahl der sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten um ein Drittel.

Im gleichen Zeitraum sanken die Arbeitslos­enzahlen um 25 Prozent auf 7900 arbeitslos gemeldete Augsburger. 60 Prozent waren Deutsche, 24 Prozent kamen aus dem europäisch­em Ausland. 16 Prozent sind Drittlände­rn zuzuordnen. Die Statistike­r der Stadt, deren Zahlenwerk im Sommer 2019 endet, kamen zur Erkenntnis, dass der Arbeitsmar­kt eine positive Entwicklun­g genommen habe. Von Corona konnten sie nichts ahnen. »Kommentar

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Foto: Michael Hochgemuth Der Einzelhand­el ist eine der Branchen, die von Kurzarbeit besonders stark be‰ troffen sind.

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