In der Region droht ein massiver Stellenabbau
Ein Institut prognostiziert einen starken Anstieg der Arbeitslosen für den Raum Augsburg. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 4,3 Prozent, viele Firmen setzen weiterhin auf Kurzarbeit
Die Situation vieler heimischer Unternehmen bleibt während der Corona-Pandemie angespannt. Es drohen Firmenpleiten. Auf dem Arbeitsmarkt in der Region schlägt sich die schwierige Ausgangslage derzeit allerdings bei Weitem nicht so gravierend nieder. Die Arbeitslosenquote im November liegt bei 4,3 Prozent. In absoluten Zahlen sind es 16.750 Erwerbslose. Dass es nicht mehr Arbeitslose sind, liegt auch am Instrument der Kurzarbeit. Im November meldeten 275 Betriebe für einen Teil ihrer Belegschaft Kurzarbeit an. Seit März sind in der Region somit mehr als 7700 KurzarbeiterAnzeigen eingegangen.
Handel, Gastronomie und Gesundheitswesen sind Branchen, in denen die Kurzarbeit stark ausgeprägt ist. Weil die Geschäftslage für diese Unternehmen herausfordernd ist, gibt es eine Verbindung, die sich an anderer Stelle zeigt: Die Zahl der offenen Stellen ist gegenüber dem Vorjahr massiv zurückgegangen. Gegenwärtig sind 4385 offene Stellen aufgeführt. Im November 2019 waren es fast 1100 mehr. Elsa Koller-Knedlik, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Augsburg, sagt: „Gerade in der Zeitarbeit, dem Handel, dem Verarbeitenden Gewerbe und dem Gastgewerbe sind die Rückgänge nach wie vor deutlich“.
Positiv stimmt Elsa Koller-Knedlik, dass die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Oktober gesunken sei. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigten sich dennoch auf dem Arbeitsmarkt. In der Region liege die Zahl der Arbeitslosen derzeit ein Drittel höher als im Vorjahr. In absoluten Zahlen sind es 4200 mehr Arbeitslose als 2019.
Nicht nur die Agentur für Arbeit liefert statistisches Material. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kommt in seiner Prognose zum Schluss, dass im Jahresdurchschnitt 2021 die Erwerbslosenzahlen in der Region Augsburg weiter steigen werden. Das Institut berechnet einen Mittelwert von 17.600 Arbeitslosen. Zum Vergleich: Aktuell im November sind 16.750 Frauen und Männer ohne Job.
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, sieht die Entwicklung mit Sorge: „2020 und 2021 werden wir einen seit über zehn Jahren nicht mehr gesehenen Anstieg der Arbeitslosigkeit erleben“. Das Institut habe vorerst einen Anstieg von 700 Personen für den Mittelwert berechnet. Aus 16.900 Personen würden so 17.600 Arbeitslose. Ein Negativszenario der IAB-Prognose weise sogar einen Anstieg um 2300 Personen aus. Welche Folgen die Corona-Pandemie haben wird, zeige sich in den nächsten Monaten, sagen die Arbeitsmarktexperten. Unabhängig vom Bericht der Arbeitsagentur hat jüngst die Stadt Augsburg eine Statistik präsentiert. Demnach stieg im Stadtgebiet in einem Zeitraum von zehn Jahren die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um ein Drittel.
Im gleichen Zeitraum sanken die Arbeitslosenzahlen um 25 Prozent auf 7900 arbeitslos gemeldete Augsburger. 60 Prozent waren Deutsche, 24 Prozent kamen aus dem europäischem Ausland. 16 Prozent sind Drittländern zuzuordnen. Die Statistiker der Stadt, deren Zahlenwerk im Sommer 2019 endet, kamen zur Erkenntnis, dass der Arbeitsmarkt eine positive Entwicklung genommen habe. Von Corona konnten sie nichts ahnen. »Kommentar