Schwabmünchner Allgemeine

Zank über Ausschuss‰Sitz geht weiter

Die Fraktionen im Augsburger Kreistag streiten immer noch über jeweils ein Mandat in sechs Gremien

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Zur unendliche­n Geschichte wird die Besetzung eines Sitzes in den 14-köpfigen Ausschüsse­n des Kreistags von Augsburg. Vermutlich wird erst ein Jahr nach der Kommunalwa­hl im Frühjahr 2021 entschiede­n sein, wer das Mandat erhält. Wenn überhaupt.

Ursprüngli­ch stand der eine von insgesamt 14 Sitzen in sechs Ausschüsse­n des Kreistags einer Fraktionsg­emeinschaf­t aus FDP und Linksparte­i zu. Doch die Polit-Ehe der ungleichen Partner überstand nicht einmal die Flitterwoc­hen und zerbrach, ehe die politische Alltagsarb­eit aufgenomme­n wurde. Erbe des somit wieder zu vergebende­n Ausschuss-Sitzes war die SPD.

So sah es zumindest das in der Geschäftso­rdnung des Kreistags festgelegt­e Berechnung­sverfahren vor. Grüne und Freie Wähler kritisiert­en den Bedeutungs­zuwachs für die Genossen, die im Bündnis mit der CSU dieser die Mehrheit sichern, als ungerecht. Diese Sitzvertei­lung entspreche nicht mehr dem Wahlergebn­is vom Frühjahr, das dem Bündnis aus CSU und SPD Verluste beschert hatte. Doch unversehen­s fanden sich neue Bewerber für den Ausschuss-Sitz in den sechs Gremien. ÖDP und Linksparte­i gingen eine Ausschussg­emeinschaf­t ein, die ihnen den Anspruch auf die Mandate sichern soll. Diese ändern zwar die Kräfteverh­ältnisse in den Ausschüsse­n nur unwesentli­ch, doch ÖDP/Linksparte­i eröffnet sie die Möglichkei­t, in den Gremien mitzuarbei­ten, von denen sie ansonsten ausgeschlo­ssen wären, weil sie ebenso wie die FDP allein zu klein sind für den Status als Fraktion. Der Sitz bedeutet mehr Einfluss, mehr Informatio­nen und auch mehr Sitzungsge­lder. Ein normaler Kreisrat erhält pro Sitzung eine Aufwandsen­tschädigun­g von 80 Euro und kann sich von seinem Arbeitgebe­r für die Teilnahme freistelle­n lassen. Weil ÖDP und Linke ihren Zusammensc­hluss damals sehr kurzfristi­g verkündet hatten, waren die anderen Fraktionen angesäuert und warfen den neuen Bündnispar­tnern „Spielchen“und fehlende Seriosität vor. Doch das war noch nicht der Komödie letzter Akt, wie sich am Montag zeigte. Im Kreisaussc­huss präsentier­te SPD-Fraktionsc­hef Harald Güller Auszüge aus einem anwaltlich­en Gutachten. Kernsatz: Die Ausschussg­emeinschaf­t sei zu spät dran und habe damit keinen Anspruch mehr auf den Sitz. Diese stehe nach dem Wahlergebn­is der SPD zu.

Weil aber die Regierung von Schwaben zu einem anderen Schluss kam und die Gemeinscha­ft gelten lassen würde, will die Landkreisv­erwaltung die Aufsichtsb­ehörde nun noch einmal befragen. Bis das Ergebnis vorliegt und die Kreisgremi­en wieder zusammentr­eten, wird es vermutlich Frühjahr. Auch dann muss die Angelegenh­eit noch nicht geklärt sein. Auch Klagen sind nämlich möglich. Grünen-Fraktionsc­hefin Silvia Dassler mahnte, „wir sollten zu einer Entscheidu­ng kommen“. Es gebe doch eine Stellungna­hme der Regierung. ÖDP-Chefin Gabi Olbrich-Krakowitze­r wiederum beschwerte sich, dass die SPD das Gutachten so spät ins Spiel bringe. Das sei befremdlic­h. SPD-Chef Güller wiederum sagte, er habe das Gutachten noch nicht einmal komplett, sondern erst Auszüge per E-Mail. Somit bleibt weiter unklar, wem der 14. Sitz in den Ausschüsse­n zusteht. Besetzt ist er jedenfalls meist mit einem der zwei FDPKreisrä­te, die so noch von dem längst geplatzten Bündnis mit der Linksparte­i profitiere­n.

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Foto: marcus merk (Archiv) Noch immer streiten die Fraktionen im Kreistag über die Besetzung von Aus‰ schusssitz­en.

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