Schwabmünchner Allgemeine

Herrlich sieht den FCA auf dem richtigen Weg

Mit zwölf Punkten aus neun Spielen gelang Augsburg der beste Saisonstar­t in der Bundesliga-Geschichte. Trotzdem gibt es am Offensivsp­iel Kritik. Auch der Trainer ist noch nicht zufrieden. Für ihn ist es ein längerer Prozess

- VON ROBERT GÖTZ

Natürlich wird Heiko Herrlich den Auftritt der TSG 1899 Hoffenheim am Donnerstag­abend (18.55 Uhr) im letzten Euro-League-Vorrundens­piel bei Roter Stern Belgrad beobachten. Doch eine allzu große Gewichtung will der Trainer des FC Augsburg diesem für Hoffenheim sportlich eigentlich nicht mehr relevanten Spiel, die TSG ist bereits für die K.-o.-Runde qualifizie­rt, nicht geben. „Ich denke, sie werden durchrotie­ren und Leute schonen, die sie am Montag bringen wollen“, sagt der FCA-Trainer vor dem Auswärtssp­iel am Montag (20.30 Uhr/ DAZN) in Sinsheim.

Wie seine Personalau­sstattung am Montag sein wird, weiß Herrlich selbst noch nicht. Gegen Freiburg blieben sogar zwei Plätze aufgrund des Personalma­ngels leer. Zu den Langzeitve­rletzten Jan Moravek und Noah Sarenren Bazee gesellten sich auch noch Fredrik Jensen, Mads Petersen und Stürmer Alfred Finnbogaso­n mit einer Sprunggele­nksverletz­ung aus dem Gladbachsp­iel. Doch Herrlich hat kaum Hoffnung, dass einer aus dem Trio gegen Hoffenheim einsatzber­eit sein wird. Gerade bei Finnbogaso­n ist er skeptisch: „Da muss man aufpassen, dass man bei einer Sprunggele­nksverletz­ung keine Fehler macht. Ich will es nicht komplett ausschließ­en, es wird aber eher schwierig.“

Er wäre schon froh, wenn keine neuen Ausfälle dazukommen. So musste Marco Richter Anfang der Woche mit Fieber, aber ohne Corona das Bett hüten. „Ich hoffe, dass er Donnerstag oder Freitag wieder trainieren kann“, sagt Herrlich, der den 23-Jährigen nach seinem ersten längeren Einsatz, er wurde in der zweiten Hälfte eingewechs­elt, lobte: „Marco hat einen guten Eindruck hinterlass­en.“Der Kreativspi­eler könnte gegen Hoffenheim eine wichtige Rolle spielen, um das noch stotterend­e Offensivsp­iel in die Gänge zu bringen. Denn auch gegen Freiburg war gerade in der ersten

Hälfte zu sehen: Noch ist der FCA nicht so weit, aus eigenem Ballbesitz viel Kapital zu schlagen. 60 Prozent Ballbesitz hatte der FCA – die Ausbeute an Torchancen war sehr überschaub­ar. Dieses Manko gesteht Herrlich ein. „So viel Ballbesitz hatten wir in dieser Saison noch nie, auch weil wir gut gepresst haben und Freiburg viele weite Bälle spielen musste. Aber unser Spiel bei eigenem Ballbesitz war nicht das beste“, sagt der ehemalige Bundesliga­Profi. Das müsse man verbessern. „Das ist unser Anspruch, aber das ist ein Prozess.“Gegen Gladbach, als der FCA in Unterzahl noch zum 1:1 ausglich, sei es ein Schritt nach vorne gewesen, gegen Freiburg gefühlt einer zurück.

Beim Auswärtssp­iel in Hoffenheim könnte sich der FCA aber leichter tun als wie gegen Freiburg, Mainz oder auch gegen Hertha. Das Trio ließ den FCA das Spiel machen. Die TSG 1899 Hoffenheim hingegen, so glaubt Herrlich, wird anders vorgehen. „Ich denke, sie werden sich nicht gegen uns hinten reinstelle­n, denn sie wollen nicht den Anschluss nach oben verlieren.“

Die TSG ist derzeit das Überraschu­ngs-Ei der Bundesliga. Man kann es schütteln und genau untersuche­n, doch man weiß nie, was man bekommt. Am zweiten Spieltag zum Beispiel gewann die Mannschaft von Neu-Trainer Sebastian Hoeneß, dem Sohn von Dieter Hoeneß, gegen den FC Bayern München mit 4:1, am vergangene­n Wochenende kam Hoffenheim in Mainz nicht über ein 1:1 hinaus. Dieses Auf und Ab liegt vor allem daran, dass in keinem anderen Bundesliga-Kader der Covid-19-Virus so zuschlug wie in Hoffenheim. Bis zu sieben Spieler waren im November betroffen, das Ergebnis: Hoffenheim liegt nach sieben Spielen ohne Sieg in der Bundesliga mit neun Zählern als Zwölfter drei Punkte hinter dem FCA.

Mit zwölf Zählern aus neun Spielen ist der FCA so gut wie noch nie in seiner Bundesliga-Geschichte gestartet. Dabei hat der FCA bisher gegen sechs der sieben Spitzentea­ms gespielt, nur der FC Bayern fehlt noch. Auch das ein Grund, warum das Spiel nach vorne mit bisher elf Toren ausbaufähi­g ist. „Die Spielanlag­e bei den schweren Spielen war auch so, dass wir nicht ins offene Messer rennen wollten. Es ist nicht immer gut, Mannschaft­en genau die Räume zu geben, die sie stark machen. Da musst du manchmal clever und schlau spielen“, sagt Herrlich. Er ist überzeugt, dass er mit dem FCA auf dem richtigen Weg ist, auch wenn es noch viel zu tun gibt.

Mit über 30 Jahren Profi-Erfahrung bleibt er gelassen. Deswegen nimmt er auch die Veröffentl­ichung der Bild-Zeitung seines angebliche­n Gehaltes beim FCA mit einem Achselzuck­en hin. 800 000 Euro Grundgehal­t, das bei sportliche­m Erfolg auf 1,2 Millionen Euro steigen kann, soll er verdienen. „Schon als ich 1989 Profi in Leverkusen geworden bin, gab es Berichte im Boulevard, dass die Bayer-Spieler Millionäre gewesen seien. Herbert Waas soll angeblich einen Vertrag mit Bayer 04 und der Bayer AG gehabt haben.“Er könne sich nicht erinnern, dass nicht über Gehälter spekuliert worden sei. Herrlich weiter: „Als Fußballpro­fi musst du akzeptiere­n, dass dies Teil der Berichters­tattung ist. Und ich akzeptiere es.“

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Foto: Ulrich Wagner Heiko Herrlich auf dem langen Weg von der Kabine zum Trainingsp­latz. Ein Bild mit Symbolchar­akter.

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