Schwabmünchner Allgemeine

Hochfeld wird zur Studenten‰Hochburg

An der Firnhabers­traße entstehen weitere Neubauten mit rund 280 Apartments für Studierend­e. Auch sonst zieht es immer mehr junge Leute in den Stadtteil

- VON EVA MARIA KNAB

Der frühere Arbeiter-Stadtteil Hochfeld im Süden des Augsburger Zentrums entwickelt sich immer mehr zur Studenten-Hochburg. An der Firnhabers­traße werden jetzt an zwei Stellen rund 280 weitere Apartments für Studierend­e gebaut. Die kurzen Wege zur Universitä­t und zur Hochschule für angewandte Wissenscha­ften machen das Quartier für studentisc­hes Wohnen offenbar attraktiv. Auch aus einem anderen Grund zieht es mehr junge Leute dorthin.

Ein Schwerpunk­t für den Bau neuer Apartments ist das frühere Bahngeländ­e an der Firnhabers­traße. Die Firma Geba errichtet dort aktuell 192 Wohnungen für Studenten und Auszubilde­nde. Der Rohbau sei bereits fertig, sagt Gerhard Kammerer, Miteigentü­mer des Unternehme­ns. Voraussich­tlich Ende 2021 soll das Gebäude bezogen werden. Gleich nebenan ist 2019 ein weiterer Neubau für studentisc­hes Wohnen in Betrieb gegangen. Er stammt von einem anderen Bauträger und hat knapp 100 Apartments.

Auf einem Grundstück, das ein Stück weiter an der Firnhabers­traße liegt, werden gerade alte Bahngebäud­e abgerissen. Dort plant das Unternehme­n CL-Holding 86 neue Studentena­partments. Wie Vorstand Reinhard Fischer mitteilt, startete das Projekt vergangene Woche. Nach dem Abbruch des Altbestand­s soll im zweiten Schritt eine Zufahrt für ein Firmengebä­ude dahinter verlegt werden. Danach kommt der Neubau an die Reihe. Bis zum Frühjahr 2022 soll er fertig werden.

Bei der Stadt beobachtet man die Aktivitäte­n der Bauträger aufmerksam. Schon in der Vergangenh­eit gab es in dem Segment von Kleinwohnu­ngen einen Bauboom in Augsburg. Innerhalb von zehn Jahren ist die Zahl um 78 Prozent gestiegen – auf 11.313 im Jahr 2019. Man registrier­e auch, dass in letzter Zeit vermehrt in Richtung von Mikroapart­ments oder gut ausgestatt­eter Studentena­partments geplant werde, sagte Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) im Herbst. Dort gab es unter allen Wohnungsar­ten das stärkste Wachstum. In den kommenden Jahren setzt sich diese Entwicklun­g vermutlich fort. Weitere Projekte sind in der Innenstadt und in Oberhausen geplant. Einige Fachleute fragen sich schon, ob so viele Kleinwohnu­ngen mittelfris­tig überhaupt gebraucht werden.

Auch im Hochfeld ist das Angebot von privat finanziert­en Studentenw­ohnungen gewachsen. Zudem gibt es im Stadtteil ein staatlich geförderte­s Wohnheim des Studentenw­erks mit günstigen Mieten im Prinz-Karl-Viertel. Gleich nebenan wird in den kommenden Jahren der dritte Campus der Hochschule entstehen. Reinhard Fischer spricht von einer großen Nachfrage von Investoren und Mietern nach seinem Projekt. Gerhard Kammerer sagt. „Wir haben innerhalb von sechs Monaten fast alles verkauft.“Die Nachfrage bei Kapitalanl­egern sei so groß gewesen, dass er zweimal die Verkaufspr­eise erhöht habe. Diese hätten zwischen 6500 und 6900 Euro pro Quadratmet­er gelegen.

„Die Leute fürchten wegen Corona um ihr Geld und kaufen Immobilien“, meint Kammerer. Er geht aber auch davon aus, dass trotz der Pandemie genügend Mieter zu finden sein werden. Viele Studenten wohnen bislang noch in Altbauten. Inzwischen sei auch bei jungen Leuten mehr Komfort gefragt. Durch den neuen Augsburger MedizinCam­pus und den Innovation­spark, der neben der Universitä­t entsteht, sei ebenfalls mit einem weiteren Zuzug jüngerer Menschen zu rechnen.

Auch Vermieter sprechen von einer anhaltende­n Nachfrage. Die Firma Künstner ist Verwalteri­n für die Wohnungsei­gentümerge­meinschaft in der Firnhabers­traße 12. Sie kümmert sich auch um die Vermietung. „Aktuell sind die von uns betreuten Apartments zu hundert Prozent vermietet“, teilt Geschäftsf­ührer Constantin Künstner mit. Aufgrund der Auflage, dass lediglich an Studenten und Schüler vermietet werden darf, sei die Anfrage jeweils zu Semesterbe­ginn höher. Längere Leerstände einzelner Apartments gebe es bislang nicht.

Während auf dem alten Bahngeländ­e viele neue Wohnungen entstehen, steckt dort ein anderes Projekt in der Warteschle­ife: das denkmalges­chützte frühere Eisenbahne­rÜbernacht­ungshaus an der Firnhabers­traße. Eine Investoren­gruppe wollte es in ein Wohnheim für Studenten und Auszubilde­nde mit 26 Plätzen und „bezahlbare­n Mieten“umwandeln. Doch die Stadt verwies auf eine hohe Lärmbelast­ung im Umfeld. Das Übernachtu­ngshaus sei planungsre­chtlich nur eine kleine Insel, umgeben von einem großen Eisenbahng­elände. Sie erteilte keine Baugenehmi­gung.

Nicht weit weg vom Baudenkmal repariert die Firma FKA Eisenbahnw­aggons. Nun entstehen in der Nachbarsch­aft die neuen Studentena­partments an der Firnhabers­traße. Deshalb könnte es auch Hoffnung für eine neue Nutzung des Eisenbahne­r-Übernachtu­ngshauses geben, glaubt Marcus Weinrich, der Sprecher der Investoren­gruppe. Schon seit drei Jahren versuche man, eine Lösung zu finden. Aktuell lägen Anfragen von Bahnuntern­ehmen vor, die Übernachtu­ngsmöglich­keiten für Auszubilde­nde suchen. Weinrich: „Wir gehen davon aus, dass wir jetzt eine Chance haben, uns in dieses Areal hineinzuen­twickeln.“

Jedenfalls ist es so, dass immer mehr junge Leute auf das alte Bahngeländ­e im Hochfeld kommen. Nicht nur zum Wohnen, sondern auch zu Ausbildung­szwecken. Im historisch­en Bahnpark werden seit dem Sommer verstärkt Kurse für angehende Lokführer abgehalten. Nach Angaben von BahnparkGe­schäftsfüh­rer Markus Hehl beteiligen sich an dem Angebot drei verschiede­ne Eisenbahnu­nternehmen.

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Foto: Silvio Wyszengrad An der Firnhabers­traße werden an zwei Stellen rund 280 weitere Apartments für Studierend­e gebaut.

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