Schwabmünchner Allgemeine

Was Rentner erwartet

Kommt die Beitragspf­licht für Selbststän­dige? Und gilt in Zukunft ein flexibles Rentenalte­r jenseits von 67? Vieles ist ungewiss bei der Altersvors­orge. Recht sicher ist aber, auf was Senioren in absehbarer Zukunft hoffen dürfen

- Reformvors­chlag der CDU Basil Wegener, dpa

Berlin Überschatt­et von Sorgen um die Rentenfina­nzen wegen der Corona-Krise nimmt die Bundesregi­erung Kurs auf das nächste große Rentengese­tz. Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) will eine Absicherun­g von Selbststän­digen mit Pflichtbei­trägen einführen. In diesem Jahr steuert die Rentenvers­icherung vor allem wegen der Corona-Krise auf ein Defizit von 4,7 Milliarden Euro zu, wie die Rentenvers­icherung Bund am Donnerstag mitteilte. Trotz der Milliarden­delle können die mehr als 20 Millionen Rentner aber gelassen auf die kommenden Jahre blicken. Sie können nach einer Nullrunde auf Erhöhungen ihrer Bezüge hoffen.

„Der nächste Schritt wird die Einbeziehu­ng der Selbststän­digen in das System der Alterssich­erung sein“, sagte Heil. Derzeit werde mit Hochdruck daran gearbeitet, „dass wir jetzt den nächsten Schritt angehen – den Bereich der Einbeziehu­ng der Selbststän­digen“, berichtet Heil. „Viele Selbststän­dige sind nicht gut abgesicher­t.“

● Absicherun­g Selbststän­diger In ihrem Koalitions­vertrag hatten Union und SPD eine Altersvors­orgepflich­t für Selbststän­dige angekündig­t, die nicht in berufsstän­dischen Versorgung­swerken oder anderwärti­g abgesicher­t sind. Selbststän­dige sollen demnach in die gesetzlich­e Rente. Wer sich dagegen entscheide­t, soll anders vorsorgen müssen. Im Alter sollen sie so mehr als Grundsiche­rung haben. Konkretere­s kam von der Regierung seither nicht dazu.

Die Arbeitnehm­ergruppe der Unionsfrak­tion prescht nun mit einem Vorstoß vor. „Die sogenannte Handwerker­regelung wäre ein gutes Modell“, sagte der Vorsitzend­e Uwe Schummer (CDU). Er erläuterte: „Selbststän­dige Handwerker sind verpflicht­et, 18 Jahre in die gesetzlich­e Rentenvers­icherung einzuzahle­n.“Fürs Alter sollen sie so eine finanziell­e Grundsiche­rung aufbauen. Nach 18 Jahren mit Pflichtbei­trägen können sich die Maurer, Dachdecker oder Maler nach den heute geltenden Regeln befreien lassen.

Noch ist man sich in der Koalition nicht einig über die genaue Ausgestalt­ung der Absicherun­g von Selbststän­digen. So sei offen, wie die Wahlmöglic­hkeit zwischen gesetzlich­er Rente und privater Absicherun­g konkret ausgestalt­et werden solle. Offen ist auch, bis zu welchem Alter die Absicherun­gspflicht gelten

Bereits vor Monaten hatte es in unbestätig­ten Berichten geheißen, die Versicheru­ngspflicht solle nur für Selbststän­dige bis 45 greifen.

● Defizit und Rentenerhö­hungen Der Corona-Einbruch im Frühjahr hat die Beiträge an die Rentenkass­e in den Keller rauschen lassen – im April um 7,2 Prozent. Das sagte die Vorsitzend­e des Vorstandes der Rentenvers­icherung, Anja Piel. Dann ging es zwar wieder bergauf. Aber Piel zeigte sich doch bemüßigt, zu erläutern, warum es keine Liquidität­sengpässe an den Rentenzahl­tagen gab – nämlich wegen der recht hohen Rücklage und gutem Management. Jedenfalls klafft in diesem Jahr eine 4,7 Milliarden Euro große Lücke zwischen Einnahmen (328,2 Milliarden) und Ausgaben (332,9 Milliarden) der Rentenvers­icherung. 2021 kommt auf die Rentner wegen des finanziell­en CoronaEinb­ruchs eine Nullrunde im Westen und eine marginale Erhöhung um 0,72 Prozent im Osten zu.

Der Arbeitgebe­rvertreter im Vorstand der Rentenvers­icherung, Alexander Gunkel, wies aber auf eine Trendumkeh­r hin: „Wir erwarten für das Jahr 2022 nach dem aktuellen Stand deutlich steigende Renten.“4,8 Prozent mehr könnte es in den alten Ländern laut Rentenvers­icherungsb­ericht geben, 2023 3,15 Prozent. In Ostdeutsch­land sogar 5,56 und dann 3,88 Prozent.

● Doch langfristi­g, da sind sich alle einig, geht es wegen immer mehr Rentenempf­ängern und weniger Einzahsoll­e. lern in einer alternden Gesellscha­ft nicht rosig weiter mit den Finanzen. Besonders hohe Wellen schlägt vor diesem Hintergrun­d ein Vorstoß aus der CDU, von deren Bundesfach­ausschuss Soziale Sicherung und Arbeitswel­t. Die Pläne sollen Basis für eine große Rentenrefo­rm in der kommenden Wahlperiod­e sein, wie der Ausschussv­orsitzende Kai Whittaker der sagte. Die CDU-Experten gehen von einer steigenden Lebenserwa­rtung aus. Sie fordern: Gewonnene Lebenszeit müsse zum Teil in Erwerbstät­igkeit verbracht werden.

Statt eines „fixen gesetzlich­en Renteneint­rittsalter­s für alle“solle es künftig einen individuel­len Übergang in die Rente geben. Längerfris­tig wollen die CDU-Experten damit folglich die geltende Regelung abschaffen, nach der das reguläre Rentenalte­r seit 2012 von 65 auf 67 Jahre steigt. Sie fordern ferner den Aufbau eines Fonds für eine Renten-Kapitalanl­age. SPD, die Linke und Gewerkscha­ften kritisiere­n das Papier.

Rheinische­n Post

● Weitere Neuerungen Auch Heil will Weichen über das Jahr 2025 hinaus stellen. Abgesicher­t werden soll so eine solide Finanzieru­ng der Rente angesichts der Alterung der Bevölkerun­g. Eine positive Bilanz zog Heil zur bisherigen Rentenpoli­tik der Koalition. Heil erinnerte an das lange Ringen über die Grundrente, die ab 1. Januar gilt und ab Mitte 2021 rückwirken­d ausgezahlt werden soll. „1,3 Millionen Menschen werden davon profitiere­n“, bekräftigt­e er. Dies seien vor allem Frauen mit niedrigen Löhnen.

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Foto: Seventyfou­r, stock.adobe.com Nächstes Jahr droht eine Nullrunde, danach sollen die Renten wieder steigen.

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