Suizid nach ReichsbürgerErmittlungen
Ein Soldat tötet sich in seiner Heimatstadt Krumbach selbst, nachdem er in Verdacht gerät, zu den Staatsleugnern zu gehören. SPD-Politiker Brunner fordert Konsequenzen
Krumbach/Ulm Es war ein rätselhafter Vorfall, der sich da am Mittwochvormittag in Krumbach (Landkreis Günzburg) ereignete: Ein Mann betrat das Gelände des örtlichen Krankenhauses und erschoss sich ohne Vorwarnung in der Nähe der Notaufnahme. Klinikmitarbeiter versuchten vergeblich, sein Leben zu retten. Einige Stunden danach wurde bekannt, dass der 63-Jährige zu einer Gruppe von acht in Ulm stationierten Bundeswehrsoldaten gehört, gegen die der Militärische Abschirmdienst (MAD) ermittelt. Sie sollen der Reichsbürgerszene nahestehen.
In der Heimatstadt des Mannes sorgte diese Nachricht für Fassungslosigkeit. Auch Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer kannte den Verstorbenen, der in zahlreichen Vereinen der Kleinstadt aktiv war. „Ich bin sprachlos und auch ratlos“, sagte Fischer gegenüber unserer Redaktion. „Das passt für mich nicht zusammen. Ich kenne ihn anders.“Er hätte den Mann nie mit der Reichsbürgerszene oder der Leugnung des Staates in Verbindung gebracht, betont Fischer. Soweit ihm bekannt, habe sich der 63-Jährige nie in diese Richtung geäußert. „Ich kann mir nicht erklären, wie es zu dieser Kurzschlussreaktion kommen konnte.“
Das Bundesverteidigungsministerium hält sich auf Anfrage bedeckt und verweist auf noch laufende Ermittlungen. Bekannt ist über den Mann bisher, dass er, ebenso wie alle anderen Verdächtigen, in der Regionalstelle der Bundeswehr in Ulm in der Abteilung für Qualitätsmanagement tätig war – ebenso wie alle anderen Verdächtigen. Der langjährige Sportschütze galt als waffenaffin und hatte mehrere Schusswaffen zu Hause. Eine davon verwendete er laut Polizei zum Suizid. Auch ein Abschiedsbrief wurde gefunden, zu dessen Inhalt allerdings nichts bekannt ist.
Nach Bekanntwerden des Vorfalls und der Ermittlungen fordert der Illertisser Bundestagsabgeordnete Karl-Heinz Brunner, „Lehren daraus zu ziehen“. Der Tod sei tragisch, vor allem für die Familie und die Angehörigen. „Da darf sich jetzt niemand als schuldlos bezeichnen.“
Der Verteidigungs-Experte der SPD-Fraktion im Bundestag fordert im Gespräch mit unserer Redaktion unter anderem eine Sicherheitsüberprüfung von Soldaten und zivilen Mitarbeitern der Bundeswehr, aber auch der Polizei. Über ein Gutachten solle so herausgefunden werden können, wo und wie jemand in welche Kreise vernetzt ist. Es könne nicht sein, dass Menschen, die ein
Gelöbnis auf das Grundgesetz abhalten und auch im Auftrag dessen handeln sollen, dieses gar nicht anerkennen. „Hier müssen wir frühzeitig handeln“, so Brunner.
Zudem verlangt der Bundestagsabgeordnete, der kürzlich von der parlamentarischen Versammlung der Nato zum „Special Rapporteur“für den Wissenschafts- und Technologieausschuss gewählt wurde, Hilfen für Menschen, die in entsprechende Milieus wie beispielsweise die Reichsbürgerszene abgedriftet sind. Er spricht von einer Art „Aussteigermodell“, um diesen Menschen überhaupt eine Alternative anbieten zu können. „Wir müssen ihnen eine Chance geben.“
Im aktuellen Fall laufen die Ermittlungen bereits seit Ende 2019. Am Dienstag wurden die acht Verdächtigen vom MAD befragt. Am Mittwoch geschah dann der tragische Vorfall in Krumbach.
Augsburg Ist die Lage finanziell stark angespannt, führen schon kleinste Veränderungen in die absolute Armut. Das musste ein 51-Jähriger in der Region erleben. Seit Jahren ist er psychisch krank. Er arbeitet in einer Werkstatt für behinderte Menschen. Als er dort von einem Bereich in einen anderen wechselte, fiel vorübergehend der Zuschuss fürs Mittagessen weg. Weil er mehr Geld für Lebensmittel brauchte, konnte er sich kein Zugticket mehr leisten, das er aber für den Weg in die Arbeit benötigte. Prompt wurde er beim Schwarzfahren erwischt und schämte sich so, dass er seine Not lange nicht einmal seiner Betreuerin erzählte. Aufgrund der Pandemie konnte der 51-Jährige dann über Wochen nicht in die Werkstatt. Als er wieder arbeiten durfte, lief er eine Zeit lang die 13 Kilometer zu Fuß zur Arbeit. Da er dies eines Tages nicht mehr schaffte, kaufte er sich eine Fahrkarte – dann reichte ihm aber das Geld für Lebensmittel nicht mehr. Als seine Betreuerin von der prekären Lebenslage erfuhr, stellte sie einen Antrag bei der Kartei der Not. Das Leserhilfswerk unserer Redaktion unterstützte den Mann beim Kauf von Lebensmitteln und Hygieneartikeln.
Möchten auch Sie Menschen aus der Region unterstützen? Das sind die Spendenkonten der Kartei der Not:
● Kreissparkasse Augsburg
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