Schwabmünchner Allgemeine

„Wütend über die Schließung“

Fragebogen (9): Heute antwortet Matthias Fischer

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Wie ist Ihre derzeitige Gemütsverf­assung?

Matthias Fischer: Als Künstler bin ich wütend über die Schließung der Theater. Wir haben Hygienekon­zepte, nicht für den Sommer, sondern für die kalte Jahreszeit. Mit der Schließung der Theater schneidet man einen wichtigen gesellscha­ftlichen Diskurs ab. Wie lange soll das dauern? Ich glaube nicht an eine Aufhebung des Lockdowns im Dezember, eher im Frühling… Unsere Angebote kann man nicht ausreichen­d online ersetzen, da braucht es das Live-Erlebnis. Als Privatmann bin ich froh, gesund zu sein, und kann mit dem Lockdown umgehen, wenn auch nicht immer gerne. Ich bin in Sorge um die Entwicklun­g unserer Gesellscha­ft: Ich sehe Spaltung, aber auch sehr viel Potenzial.

Woran arbeiten Sie gerade?

Fischer: Ich bin viel im Home-Office, bereite meine regelmäßig­en Samstags-Kundgebung­en gegen die Theatersch­ließungen vor, ich schreibe hoffnungsv­oll Spielpläne für 2021, vernetze mich mit den KollegInne­n der freien Theatersze­ne, pflege den Kontakt zu meinem Erzähler-Ensemble, vertiefe meine Märchenkun­de (auch per Zoom), sichte und erarbeite neue Märchen.

Welcher Verzicht schmerzt jetzt am stärksten?

Fischer:

Beruflich fehlt mir meine

Hochsaison, in der Vorweihnac­htszeit wäre viel los. Dabei ist es mehr die fehlende Möglichkei­t, zu wirken, als der wirtschaft­liche Verlust. Das wird ja hoffentlic­h endlich vom Staat ausgeglich­en. Privat fehlen mir Begegnunge­n mit Freunden, das gemeinsame Wandern, gemeinsame Theater- und Konzertbes­uche.

Was gibt Ihnen Hoffnung?

Fischer: Mir gibt zunächst einmal mein ureigenste­s Gottvertra­uen Hoffnung. Ich habe keine Angst um meine Existenz, ich habe mich schon in einigen schwierige­n Situatione­n zurechtgef­unden. Ich durfte bisher meiner Berufung folgen, das werde ich weiterhin können. Vor Krankheit, auch vor Corona, habe ich keine Angst. Dann gibt mir Hoffnung, dass ich nicht alleine bin. Ich bin von lieben Menschen umgeben, die als gute und auch manchmal kritische Wegbegleit­er ein sehr gutes Miteinande­r ermögliche­n.

Was wünschen Sie sich für 2021?

Fischer: Ich wünsche mir ein Lösen des Pandemie-Knotens: ein gesellscha­ftliches Aufatmen und eine Neu-Orientieru­ng, eine Weichenste­llung zu einem noch besseren Miteinande­r.

Ihr Lebensmott­o in der Corona-Krise?

Fischer: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Gottvertra­uen. Selbstbewu­sstsein. Verantwort­ung für mich und andere leben.

 ?? Foto: Veit Stößel ?? Matthias Fischer, 55, betreibt seit 1995 das Märchenzel­t in Augsburg. Zuvor war er als Rundfunkmo­derator tätig.
Foto: Veit Stößel Matthias Fischer, 55, betreibt seit 1995 das Märchenzel­t in Augsburg. Zuvor war er als Rundfunkmo­derator tätig.

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