Sie sind Mutmacher während des Lockdowns
Ein Pfarrer, Sportler, eine Tanzlehrerin und eine Schwester erzählen, was ihnen dieser Tage Zuversicht gibt
Landkreis Corona bremst das öffentliche Leben aus. Trotzdem gibt es einiges, das Hoffnung macht. Was treibt Sportler, einen Pfarrer, eine Tanzlehrerin und eine Schwester an? Diese Tipps haben si.
Für den Zehnkämpfer Roman Jocher aus Königsbrunn ist die Corona-Zeit ein Neuanfang. Er ist zum Studieren nach Ulm gezogen und zum SSV Ulm gewechselt. „Ich bin nicht mehr in meinem Alltagstrott, alles was ich mache ist neu.“Das sei ein Vorteil, weil man dadurch nicht in Einsamkeit verfalle. „Ich erfahre immer noch jeden Tag Neues, auch wenn ich nur für mich selbst bin.“Jocher muss sich erstmals selbst bekochen. Er sieht auch neue Perspektiven: Im Onlinestudium sieht er die Möglichkeit, die Digitalisierung an den Unis voranzubringen, weil die Infrastruktur verbessert wird und die Lehrkräfte digital dazulernen. In der Vorweihnachtszeit sei die Familie wichtig, gerade weil es schwieriger sei, Freunde zu treffen.
„Nächstenliebe ist das Wichtigste“, sagt Tanja Kuschill. Sie leitet ein Tanzstudio in Königsbrunn und bietet während des Lockdowns Online-Kurse für Kinder und Erwachsene an. Damit will sie auch Depressionen vorbeugen: „Man muss trotzdem positiv denken, es wird irgendwann vorbei sein.“Zeit mit der Familie und Bewegung seien wichtig, um die Stimmung zu heben, genauso wie der Versuch, die Normalität so gut es geht zu erhalten.
Das gelte auch im Umgang mit Kindern: „Das Schlimmste wäre, nur zu Hause zu sitzen und gar nichts mehr zu machen.“Das könne bei Eltern und bei Kindern zu Depressionen führen, sagt sie und nennt eine Lösung: „Die Eltern sollen ihren Kindern weiter ermöglichen, die Online-Angebote von Tanzschulen, Sportvereinen und Fitnessstudios anzunehmen.“Das gelte auch für Erwachsene: „Die Leute werden aggressiver, man braucht ein Gegenmittel, zum Beispiel, sich körperlich auszulassen beim Sport.“Auch positive Rituale, wie in den Spiegel zu schauen und dankbar für etwas zu sein, seien wichtig. „Das müssen wir uns vornehmen, damit wir auch nach Corona alle miteinander leben können.“
Ein Ritual gibt Schwester Regina aus der Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld Kraft: das Gebet. „Ich kann meine Sorgen an Gott abgeben. Danach geht es wieder leichter, und ich bin gelassener“, sagt die Klosterschwester. Sie denkt an einen ganz bestimmten Psalm, der besagt: „Wirf deine Anliegen auf den Herrn.“Und für sich selbst ergänzt sie gerne: „Dann bleiben dir die
Runzeln fern.“Gerade den jungen Menschen, die im Moment keinen Ausweg sehen, möchte Schwester Regina Mut zusprechen: „Trotz allem wird im Leben noch so viel Gutes und Schönes kommen.“
Viele Menschen schöpften Hoffnung und Grundvertrauen aus dem Glauben, sagt der Bobinger Pfarrer Thomas Rauch. Die Abendmessen sind bewusst meditativ, ruhig und besinnlich gestaltet. Das gebe vielen Geborgenheit und Hoffnung, sagt Rauch. Eine noch größere Rolle als früher spiele der Adventskranz: „Gerade momentan ist es wichtig, jeden Tag die Kerze anzuzünden“, sagt Rauch und empfiehlt es als Ritual. So spüre man auch zu Hause die Geborgenheit im Glauben und das Licht der Hoffnung. Kontakt zu anderen zu halten, sei auch sehr wichtig, sagt Rauch. Genauso wie Zeit an der frischen Luft. Er gehe jeden Tag nach draußen, um für sich den Rosenkranz zu beten.
Bewegung an der frischen Luft empfiehlt auch Fitnesstrainer Winfried Spieker. Sein Fitnessstudio in Schwabmünchen bietet Onlinekurse und Outdoortraining im Luitpoldpark an. Er empfiehlt Ungewöhnliches: Zum Beispiel das Haus ein wenig zu renovieren, oder Gesellschaftsspiele mit der Familie zu spielen. Auch wer alleine lebt, könne sich mit einem Freund zum Spieleabend verabreden. „Wenn man zu Mau-Mau spielt, hat man schon etwas zu lachen.“Wichtig sei, sich auf das zu freuen, was noch kommt. „Die Motivation ist, dass man ein Ziel vor Augen hat.“