Schwabmünchner Allgemeine

Muss sich das Gesundheit­samt schon wieder umstellen?

Die Stadt hat eine neue Datenbank für die Corona-Ermittler eingeführt, doch der Freistaat will ein anderes System. In Augsburg droht nun auch eine nächtliche Ausgangssp­erre – sollten die Infektione­n nicht weiter zurückgehe­n

- VON JÖRG HEINZLE

Es liest sich fast wie eine Reaktion auf die Missstände im Augsburger Gesundheit­samt, die vor rund einer Woche bekannt geworden sind. Der Freistaat Bayern will die Ämter und die dafür verantwort­lichen Städte und Kreise deutlich enger an die Leine nehmen. Mängel bei der Kontaktnac­hverfolgun­g von Corona-Infektione­n sollen demnach nicht mehr geduldet werden. In einer Mitteilung vom Sonntag heißt es: „Der Ministerra­t betont nochmals ausdrückli­ch die Pflicht der Gesundheit­sämter jedes Landkreise­s oder kreisfreie­n Stadt, eine vollständi­ge Nachverfol­gung von Infektions­ketten sicherzust­ellen.“

Mehrere Mitarbeite­r des Gesundheit­samtes in Augsburg hatten unserer Redaktion unter anderem über mangelnde technische Ausstattun­g und Probleme bei der Kontaktnac­hverfolgun­g

berichtet. Die Stadt räumte daraufhin ein, dass bei rund 650 Corona-Infizierte­n der Überblick darüber verloren gegangen sei, ob sie noch in Quarantäne sein müssen oder nicht – und ob sie entspreche­nd benachrich­tigt worden sind. Eine neu gebildete Arbeitsgru­ppe sollte das aufarbeite­n. Möglich sei, dass Menschen zu lange in Quarantäne gesessen seien, so die Stadt. Augsburg ist mit diesen Problemen nicht allein, auch aus anderen Gesundheit­sämtern in Bayern hatte es zuletzt Berichte über teils ähnliche Schwierigk­eiten gegeben.

Die Staatsregi­erung stellt nun fest: Sobald sich abzeichne, dass die Kontaktnac­hverfolgun­g nicht mehr gewährleis­tet werden könne, seien die Gesundheit­sämter verpflicht­et, sich Verstärkun­g etwa von Polizei und Bundeswehr zu suchen. In Augsburg ist dies inzwischen geschehen, zunächst hatte die Stadt allerdings betont, ohne Hilfe von außen auszukomme­n. Pikant für Augsburg: Die Gesundheit­sämter werden nun auch dazu verpflicht­et, umgehend einheitlic­h das digitale Programm „Sormas“zum Pandemiema­nagement und zur Kontaktnac­hverfolgun­g zu verwenden. Damit soll die Zettelwirt­schaft beendet werden, die teils noch in den Ämtern herrscht. Augsburg hatte lange Zeit mit einfachen Excel-Listen gearbeitet, und zu Beginn der zweiten Welle, als die Zahlen schon stark stiegen, auf eine neue, selbst entwickelt­e Datenbank umgestellt. Diese Mühe könnte sich nun als vergeblich erweisen, wenn die Pflicht zur Nutzung

der „Sormas“-Software kommt. Dann müsste das Gesundheit­samt wohl in kurzer Zeit zum zweiten Mal die internen Abläufe umstellen, ein enormer Aufwand.

Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hat am Sonntag auch weitere Verschärfu­ngen der Corona-Regeln angekündig­t – insbesonde­re für Hotspots mit einem Sieben-TageWert von mehr als 200 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner. Hier sollen alle Schüler ab der achten Klasse zuhause bleiben, auch eine nächtliche Ausgangssp­erre soll gelten. In Augsburg lag die sogenannte Inzidenz am Sonntag noch bei 231,2. Während die Zahlen bayernweit zuletzt auf ähnlichem Niveau verharrte, zeigte sich in Augsburg ein deutlicher Trend nach unten. Bliebe es bei der Entwicklun­g der vergangene­n Tage, dann könnte Augsburg in rund einer Woche sogar die 200erMarke unterschre­iten.

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Foto: Silvio Wyszengrad Corona Ermittler im Augsburger Gesundheit­samt: Muss die Software zum zweiten Mal in kurzer Zeit umgestellt werden?

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