Muss sich das Gesundheitsamt schon wieder umstellen?
Die Stadt hat eine neue Datenbank für die Corona-Ermittler eingeführt, doch der Freistaat will ein anderes System. In Augsburg droht nun auch eine nächtliche Ausgangssperre – sollten die Infektionen nicht weiter zurückgehen
Es liest sich fast wie eine Reaktion auf die Missstände im Augsburger Gesundheitsamt, die vor rund einer Woche bekannt geworden sind. Der Freistaat Bayern will die Ämter und die dafür verantwortlichen Städte und Kreise deutlich enger an die Leine nehmen. Mängel bei der Kontaktnachverfolgung von Corona-Infektionen sollen demnach nicht mehr geduldet werden. In einer Mitteilung vom Sonntag heißt es: „Der Ministerrat betont nochmals ausdrücklich die Pflicht der Gesundheitsämter jedes Landkreises oder kreisfreien Stadt, eine vollständige Nachverfolgung von Infektionsketten sicherzustellen.“
Mehrere Mitarbeiter des Gesundheitsamtes in Augsburg hatten unserer Redaktion unter anderem über mangelnde technische Ausstattung und Probleme bei der Kontaktnachverfolgung
berichtet. Die Stadt räumte daraufhin ein, dass bei rund 650 Corona-Infizierten der Überblick darüber verloren gegangen sei, ob sie noch in Quarantäne sein müssen oder nicht – und ob sie entsprechend benachrichtigt worden sind. Eine neu gebildete Arbeitsgruppe sollte das aufarbeiten. Möglich sei, dass Menschen zu lange in Quarantäne gesessen seien, so die Stadt. Augsburg ist mit diesen Problemen nicht allein, auch aus anderen Gesundheitsämtern in Bayern hatte es zuletzt Berichte über teils ähnliche Schwierigkeiten gegeben.
Die Staatsregierung stellt nun fest: Sobald sich abzeichne, dass die Kontaktnachverfolgung nicht mehr gewährleistet werden könne, seien die Gesundheitsämter verpflichtet, sich Verstärkung etwa von Polizei und Bundeswehr zu suchen. In Augsburg ist dies inzwischen geschehen, zunächst hatte die Stadt allerdings betont, ohne Hilfe von außen auszukommen. Pikant für Augsburg: Die Gesundheitsämter werden nun auch dazu verpflichtet, umgehend einheitlich das digitale Programm „Sormas“zum Pandemiemanagement und zur Kontaktnachverfolgung zu verwenden. Damit soll die Zettelwirtschaft beendet werden, die teils noch in den Ämtern herrscht. Augsburg hatte lange Zeit mit einfachen Excel-Listen gearbeitet, und zu Beginn der zweiten Welle, als die Zahlen schon stark stiegen, auf eine neue, selbst entwickelte Datenbank umgestellt. Diese Mühe könnte sich nun als vergeblich erweisen, wenn die Pflicht zur Nutzung
der „Sormas“-Software kommt. Dann müsste das Gesundheitsamt wohl in kurzer Zeit zum zweiten Mal die internen Abläufe umstellen, ein enormer Aufwand.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat am Sonntag auch weitere Verschärfungen der Corona-Regeln angekündigt – insbesondere für Hotspots mit einem Sieben-TageWert von mehr als 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Hier sollen alle Schüler ab der achten Klasse zuhause bleiben, auch eine nächtliche Ausgangssperre soll gelten. In Augsburg lag die sogenannte Inzidenz am Sonntag noch bei 231,2. Während die Zahlen bayernweit zuletzt auf ähnlichem Niveau verharrte, zeigte sich in Augsburg ein deutlicher Trend nach unten. Bliebe es bei der Entwicklung der vergangenen Tage, dann könnte Augsburg in rund einer Woche sogar die 200erMarke unterschreiten.
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