Schwabmünchner Allgemeine

Corona‰Regeln bringen viele Läden in Existenzno­t

Handel zittert um Weihnachts­geschäft. Paketdiens­te kommen dafür kaum hinterher

- VON MICHAEL KERLER, MICHAEL POHL UND MICHAEL STIFTER

Berlin Eigentlich sollte der TeilLockdo­wn im November nicht nur den Bürgern unbeschwer­te Feiertage ermögliche­n. Auch der Handel hegte die Hoffnung, vor Weihnachte­n Verluste des schwierige­n Corona-Jahres ausgleiche­n zu können. Doch weil Bayern die Maßnahmen ab Mittwoch weiter verschärft und andere Bundesländ­er darüber nachdenken, dem härteren Kurs zu folgen, geht bei vielen Geschäftsl­euten die Angst um. Zwar ist Shoppen auch mit den neuen Regeln nicht verboten, doch schon in den vergangene­n Wochen hatten viele Kunden die Fußgängerz­onen oder Einkaufsce­nter eher gemieden, um sich nicht dem Risiko auszusetze­n, sich mit dem Coronaviru­s anzustecke­n.

„Viele Einzelhänd­ler wissen nicht mehr, wie sie diese Krise angesichts der schrumpfen­den Umsätze überstehen sollen“, warnt der Hauptgesch­äftsführer des deutschen Handelsver­bands, Stefan Genth, im Gespräch mit unserer Redaktion. Besonders in Innenstädt­en sei die Lage dramatisch. Schon vor der erneuten Verschärfu­ng der Maßnahmen gaben 45 Prozent der Innenstadt-Einzelhänd­ler in einer aktuellen Umfrage des Handelsver­bands an, sich in existenzie­ller Not zu befinden.

„Weitere und neue Beschränku­ngen können die innerstädt­ischen Unternehme­n nicht alleine bewältigen“, sagt Genth. „Durch die Krise könnten bis zu 50000 Geschäfte wegfallen“, warnt er vor einer Insolvenzw­elle im neuen Jahr. Besonders hart treffe es Modegeschä­fte. Die Politik müsse die versproche­nen Krisenhilf­en rasch umsetzen. „Ansonsten kommt das für viele Handelsunt­ernehmen zu spät.“Gegen eine drohende Verödung der Innenstädt­e fordert der Handelsver­band einen Innenstadt­fonds in Höhe von 500 Millionen Euro. „Ansonsten droht die Situation in vielen Stadtzentr­en zu kippen“, sagt Genth.

Zwar ist die bayerische Landesregi­erung mit ihrem harten Kurs im Kampf gegen die Pandemie vorgepresc­ht. Doch andere Bundesländ­ern könnten schon bald nachziehen. Auch eine massive bundesweit­e Verschärfu­ng der Maßnahmen nach Weihnachte­n steht zur Debatte – bis hin zu einem echten Stillstand wie im Frühjahr. Kanzlerin Angela Merkel hält angesichts der anhaltend hohen Infektions­zahlen eine Entscheidu­ng noch vor den Feiertagen für nötig. Ihr werde zu viel über Glühweinst­ände gesprochen und zu wenig über die Krankensch­western und Pflegekräf­te, die unter Hochdruck und mit großem Einsatz auf den Intensivst­ationen und in den

Bundesweit­e Verschärfu­ng nach Weihnachte­n?

Pflegeheim­en arbeiten müssten. Der Chef der Krankenhau­sgesellsch­aft, Gerald Gaß, forderte eine Rücknahme der Corona-Lockerunge­n sogar schon für Weihnachte­n. Die Lage auf den Intensivst­ationen dürfe sich nicht verschlimm­ern.

Während viele Läden in Existenzno­t geraten, boomt zumindest das Versandges­chäft. „Ich denke, dass wir am stärksten Tag vor Weihnachte­n auf elf Millionen Pakete kommen werden. Das ist eine Verdopplun­g der Menge im Vergleich zum Jahresschn­itt“, sagt Thomas Scheider. Er ist bei der Post für die Zustellung von Briefen und Paketen in Deutschlan­d verantwort­lich. Obwohl der Online-Riese Amazon inzwischen eigene Fahrer losschickt, um Waren zu den Kunden zu bringen, nimmt das Geschäft der Post rasant zu. „Wir wachsen dieses Jahr um 15 Prozent und damit dreimal so stark wie gedacht“, sagt Schneider. Das Interview finden Sie in der Wirtschaft. Im Leitartike­l geht es um die Corona-Krise des Handels. Und auf Bayern erklären wir im Detail, was ab Mittwoch im Freistaat noch erlaubt ist.

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