Reißverschlussverfahren
Ein Kleidungsstück des Ministerpräsidenten wirft Fragen auf
Markus Söder ist kein Mann für modische Eskapaden. Während beispielsweise der CSU-Kollege Dobrindt gerne mal kleinkariert daherkommt und die Grüne Claudia Roth ohne Blumenmuster zwar denkbar, aber doch eher unwahrscheinlich ist, setzt der Ministerpräsident auf das Motto: keine Experimente. Weißes Hemd, dunkler Anzug schwarze Halbschuhe, mal mit, mal ohne Krawatte, fertig. Doch es gibt da noch ein weiteres Kleidungsstück, das der CSU-Chef immer häufiger aus dem Schrank holt – was wiederum einige Fragen aufwirft.
Es fängt schon damit an, dass wir gar nicht genau sagen können, ob es sich dabei um einen Pullover oder doch eher um eine Jacke handelt, die der Politiker da unter dem Sakko trägt. Jedenfalls gehört das Ding mit Reißverschluss inzwischen genauso zu Söders Pressekonferenzen wie seine Superhelden-Tassen (zuletzt Spiderman). Rein stilistisch kann man beides eher fragwürdig finden. Doch darauf kommt es ja auch gar nicht an. Es geht um die Botschaft: Hier kommt ein Mann, der gerade noch da draußen in der Krise war. Der selbst mit anpackt und den
Kragen aufgestellt hat, um all den Widrigkeiten zu trotzen. Dem jemand auf dem Weg zum nächsten Termin noch schnell eine Tasse mit irgendetwas Warmem in die Hand gedrückt hat. Ein Manager, dem es völlig egal sein kann, wo er gerade ist – weil er ohnehin überall gebraucht wird. Ein Macher, wie einst Helmut Schmidt bei der Hamburger Sturmflut. Ja freilich kann es auch sein, dass Söders Reißverschlussverfahren gar keine Masche ist und er sich einfach nur keinen Schnupfen holen will. Aber diese Antwort wäre für einen wie ihn dann doch irgendwie zu einfach gestrickt, oder?