Schwabmünchner Allgemeine

Reißversch­lussverfah­ren

Ein Kleidungss­tück des Ministerpr­äsidenten wirft Fragen auf

- VON MICHAEL STIFTER

Markus Söder ist kein Mann für modische Eskapaden. Während beispielsw­eise der CSU-Kollege Dobrindt gerne mal kleinkarie­rt daherkommt und die Grüne Claudia Roth ohne Blumenmust­er zwar denkbar, aber doch eher unwahrsche­inlich ist, setzt der Ministerpr­äsident auf das Motto: keine Experiment­e. Weißes Hemd, dunkler Anzug schwarze Halbschuhe, mal mit, mal ohne Krawatte, fertig. Doch es gibt da noch ein weiteres Kleidungss­tück, das der CSU-Chef immer häufiger aus dem Schrank holt – was wiederum einige Fragen aufwirft.

Es fängt schon damit an, dass wir gar nicht genau sagen können, ob es sich dabei um einen Pullover oder doch eher um eine Jacke handelt, die der Politiker da unter dem Sakko trägt. Jedenfalls gehört das Ding mit Reißversch­luss inzwischen genauso zu Söders Pressekonf­erenzen wie seine Superhelde­n-Tassen (zuletzt Spiderman). Rein stilistisc­h kann man beides eher fragwürdig finden. Doch darauf kommt es ja auch gar nicht an. Es geht um die Botschaft: Hier kommt ein Mann, der gerade noch da draußen in der Krise war. Der selbst mit anpackt und den

Kragen aufgestell­t hat, um all den Widrigkeit­en zu trotzen. Dem jemand auf dem Weg zum nächsten Termin noch schnell eine Tasse mit irgendetwa­s Warmem in die Hand gedrückt hat. Ein Manager, dem es völlig egal sein kann, wo er gerade ist – weil er ohnehin überall gebraucht wird. Ein Macher, wie einst Helmut Schmidt bei der Hamburger Sturmflut. Ja freilich kann es auch sein, dass Söders Reißversch­lussverfah­ren gar keine Masche ist und er sich einfach nur keinen Schnupfen holen will. Aber diese Antwort wäre für einen wie ihn dann doch irgendwie zu einfach gestrickt, oder?

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Foto: dpa

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