Lesend durch den Lockdown?
So wirkte Corona auf den Buchmarkt
Keine Überraschung: Wenn alle mehr zu Hause bleiben müssen und auch keine Live-Kultur mehr geboten ist, steigt die Mediennutzung. Film- und Serienstreaming hat 30 Prozent zugenommen im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie, Musikstreaming um 16, selbst das ganz normale Fernsehen um zehn. Und das gute alte Buch und die von ihm lebende Branche, die sich im Frühjahrslockdown mit düstersten Prognosen konfrontiert sah? Vielleicht doch überraschend: „+13 Prozent“meldet das Börsenblatt des Deutschen Buchhandels.
Das betrifft die Zeit, die Menschen mit Büchern verbringen. Was den Kauf angeht, liegt der Markt bislang noch unter den Zahlen des Vorjahrs, hat aber zuletzt stark aufgeholt. Die Warengruppe, die ein flächendeckendes Plus verzeichnet, ist die der Kinder- und Jugendbücher. Bei Carlsen etwa wird der Umsatz deutlich über den 76 Millionen von 2019 liegen.
In anderen Bereichen gibt es wenig überraschende Verschiebungen und ziemlich überraschende Knüller. Im Sachbuch war das Jahr durchwachsen. FernreiseSpezialisten wie die in Bielefeld sitzende Gruppe Reise Know-How steckt darum in einer existenzgefährdenden Situation – Wanderführer wie die des Rother-Verlags in München wurden dagegen teils dreimal so oft verkauft. Gute Zeiten auch für Radführer und Deutschlandreisen, besonderer Zuwachs in der Zuhause-Zeiten bei Händlern wie Hugendubel und Zeitfracht im Bereich Koch- und Backbücher, insbesondere bei Brotbackbüchern.
In der Literatur hat sich das Jahr schnell stabilisiert, heißt es etwa bei Verlagen wie C.H. Beck oder Rowohlt. DuMont freut sich über mehr als 60 000 verkaufte Exemplare von Benjamin Myers „Offene See“, Matthes & Seitz bejubelt mehr als 100000 für von Anne Webers. „Annette“. Eine schöne Überraschung. Der Fischer-Verlag hatte das Manuskript noch als in seiner Versform zu abseitig abgelehnt.