Schwabmünchner Allgemeine

Bregenzer Festspiele planen mit vollen Rängen

Die große Rigoletto-Inszenieru­ng mit dem Clowns-Kopf soll auf der Seebühne wieder zu sehen sein. Eine Opern-Rarität kommt auf die Bühne, wenn Corona nicht allem einen Strich durch die Rechnung macht

- VON KLAUS‰PETER MAYR

Bregenz Eigentlich hätte im Sommer 2020 der riesige Clown auf der Bregenzer Seebühne sein Haupt erneut erheben und den überdimens­ionalen Luftballon in seiner Hand steigen lassen sollen. Bekanntlic­h machte das Coronaviru­s aber die Wiederaufn­ahme von Giuseppe Verdis Oper „Rigoletto“, die 2019 Premiere gefeiert hatte, unmöglich. Auch die meisten anderen Produktion­en, welche die Bregenzer Festspiele geplant hatten, fielen der Pandemie zum Opfer. Als Ersatz dafür konzipiert­e Intendanti­n Elisabeth Sobotka ein achttägige­s Indoor-Minifestiv­al mit dem Titel „Festtage im Festspielh­aus“. 3400 Besucher sahen Musiktheat­er, Konzerte, Lesungen. Das soll im Sommer 2021 ganz anders werden. Sobotka und ihr Team haben für den Zeitraum von 21. Juli bis 22. August das volle Programm geplant; erwartet werden über 200 000 Besucher.

Der Narr auf der Seebühne soll also wieder seinen Dienst verrichten – 28 Aufführung­en sind im Angebot. Die Tribüne, auf der bis zu 7000 Zuschauer Platz finden, soll sich füllen, als ob Corona kein Thema mehr wäre. Rund 200 000 Karten legt das Festival für „Rigoletto“auf. 135000 sind bereits verkauft, auch weil viele, die ein Ticket für den Sommer 2020 erworben hatten, es in eine Karte für 2021 umtauschte­n. Neben der Seeoper planen die Bregenzer etliche weitere Opern, Theaterauf­führungen und Konzerte, darunter Uraufführu­ngen.

Dass Corona ihnen einen Strich durch die Rechnung machen könnte, kalkuliere­n die Festival-Macher um Intendanti­n Sobotka zwar mit ein. Doch jetzt ein abgespeckt­es Festival zu konzipiere­n, erschiene ihnen als falsche Option, erläutert Pressespre­cher Axel Renner. Man wisse ja schließlic­h nicht, wie sich die Pandemie in acht Monaten entwickeln wird. Aber natürlich werden die Veranstalt­ungen drinnen und draußen nur unter den dann gültigen Covid-19-Regeln stattfinde­n, versichert er.

Die Bregenzer Festspiele wollen 2021 nicht nur zu gewohnter Normalität zurückkehr­en, sondern auch noch ein gewichtige­s Jubiläum feiern. Vor genau 75 Jahren gab es die erste Ausgabe des Festivals – auf zwei Kieskähnen im Gondelhafe­n. Besonders gewürdigt werden soll dabei die Verbindung mit den Wiener Symphonike­rn, die schon 1946 für gediegene Klänge sorgten. Seither reisen die Wiener jedes Jahr an. Deren neuer Chefdirige­nt, der in Wien lebende Kolumbiane­r Andrés Orozco-Estrada, wird zwei Festkonzer­te dirigieren: eine halbszenis­che Fassung von Wagners „Rheingold“(in Würdigung des Flusses, der durch Bodensee fließt) und Haydns Groß-Oratorium „Die Schöpfung“. Die Symphonike­r aus Wien werden auch die Seeoper Rigoletto, für die Philipp Stölzl als Regisseur und Bühnenbild­ner verantwort­lich zeichnet, tragen. Am Pult steht erstmals eine Frau in der 75-jährigen Festspiel-Geschichte: die Britin Julia Jones.

Auf die Bühne des Festspielh­aus hebt Intendanti­n Sobotka erneut eine Opern-Rarität: „Nero“von Arrigo Boito (1842 - 1918). Der italienisc­he Komponist, der auch als Librettist für Verdi tätig war und Wagners Idee vom Gesamtkuns­twerk für die italienisc­he Oper fruchtbar machen wollte, erlebte die Uraufführu­ng freilich nicht: Er konnte das Werk bis zu seinem Tod nicht vollenden; das besorgten andere nach ihm. Für die Regie gewann Sobotka den Österreich­er Olivier Tambosi.

Neben dem Musiktheat­er ist auch das Sprechthea­ter prominent vertreten: Das Deutsche Theater Berlin wird Heinrich von Kleists Schauspiel „Michael Kohlhaas“mit Max Simonische­k in der Titelrolle und inszeniert von Andreas Kriegenbur­g nach Vorarlberg bringen – noch bevor es in der Hauptstadt zu sehen ist. „Es freut uns, dass die Zusammenar­beit mit einem der wichtigste­n Theater im deutschen Sprachraum zum fixen Bestandtei­l der Bregenzer Festspiele geworden ist“, sagt Intendanti­n Sobotka.

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Archiv‰Foto: Ralf Lienert
Die Rigoletto‰Inszenieru­ng mit dem großen Clowns‰Kopf soll es im 2021 wieder auf der Bregenzer Seebühne zu sehen geben. Archiv‰Foto: Ralf Lienert

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