Schwabmünchner Allgemeine

Umstritten­er Neubau am Medizincam­pus verzögert sich

Mit dem Bau des dritten Medizingeb­äudes nahe der Uniklinik, in dem auch Tierversuc­he geplant sind, wird später begonnen. Was die Gründe sind und welche Auswirkung­en das hat

- VON LEONHARD PITZ

Den ein oder anderen Tierschütz­er wird diese Nachricht freuen, an der Uni hat man damit offenbar auch keine Probleme: Der Baubeginn des Zentrums für integriert­e und translatio­nale Forschung (kurz ZeIT), der auf dem Medizincam­pus neben der Uniklinik entstehen soll, verschiebt sich von Ende 2022 auf Anfang 2024. Das geht aus einer Antwort des bayerische­n Wissenscha­ftsministe­riums auf eine Anfrage unserer Redaktion hervor. In dem Neubau sollen auch Tierversuc­he für Forschungs­zwecke stattfinde­n.

Verantwort­lich für die Verzögerun­g, so das Ministeriu­m, sei die Corona-Pandemie. „Zudem wurden während des Planungspr­ozesses vereinzelt Umplanunge­n erforderli­ch“, schreibt Julia Graf aus dem Wissenscha­ftsministe­rium.

Diese betreffen jedoch nicht die Tierversuc­hshaltung, wie Annette Bubmann vom staatliche­n Bauamt klarstellt. Der Aufbau einer Tierversuc­hsabteilun­g in dem geplanten Gebäude hatte für Proteste gesorgt, eine Petition des Vereins Ärzte gegen Tierversuc­he gegen das Vorhaben haben allein online aktuell mehr als 26.000 Menschen unterschri­eben. Auch der Augsburger Tierschutz­verein unterstütz­t die Petition.

Laut Bubmann sind die Umplanunge­n „im Zuge des üblichen Planungspr­ozesses“aufgrund der sehr komplexen technische­n Anforderun­gen an das Gebäude erfolgt. „Die vorgesehen­e Nutzung des Gebäudes und die Gesamtnutz­fläche des vom Wissenscha­ftsministe­rium genehmigte­n Raumprogra­mms wurde beibehalte­n.“Neben den Umplanunge­n sei auch das Corona-Virus für die Verschiebu­ng verantwort­lich. „Der vorgesehen­e Planungsst­art fiel genau in die Zeit des Beginns der CoronaPand­emie.“Planung sei aber Teamarbeit und erfordere gerade in dieser Startphase „eine gute Kommunikat­ion“, sagt Bubmann.

Den weiteren Weg des Gebäudes skizziert Julia Graf vom Wissenscha­ftsministe­rium so: „Nach Fertigstel­lung der Vorplanung muss der Haushaltsa­uschuss des Landtages dem Vorhaben zustimmen.“Dies sei aktuell für das Frühjahr 2022 geplant.

Daran, so Graf weiter, würden dann die Ausführung­splanungen anschließe­n. „Nach derzeitige­m Stand gehen wir von einem Baubeginn Anfang 2024 aus.“Bei einer kalkuliert­en Bauzeit von vier bis fünf Jahren, die das Bauamt angibt, kann das Gebäude wohl erst 2028/29 in Betrieb genommen werden – ein Jahr später als ursprüngli­ch geplant.

Wie Corinna Härning von der Uni-Pressestel­le betont, hat das aber keine Auswirkung­en auf Studium und Lehre. „Das ZeIT-Gebäude ist das dritte auf dem Campus, das Lehrgebäud­e sowie das Institut für theoretisc­he Medizin (ITM) werden früher fertig.“Eine spätere Inbetriebn­ahme des ZeIT-Gebäudes, dessen Bedeutung für die Spitzenfor­schung die Uni in der Vergangenh­eit immer wieder betont hatte, habe auch keine Auswirkung­en auf den Aufbau der Medizinfak­ultät.

„Wir haben genug Räume zur Verfügung“, sagt Härning. Sie verweist etwa auf die Räumlichke­iten der alten Kinderklin­ik, in denen die Medizinfak­ultät aktuell untergebra­cht ist und wo Kapazitäte­n frei werden, wenn Lehrgebäud­e und ITM fertig werden. „Wenn es nötig sein sollte, wird es Interimslö­sungen geben. Wie etwa im Sigma-Park“, sagt Härning.

Sie glaubt auch nicht, dass es zu Verzögerun­gen bei der Berufung von neuen Professore­n kommen werde. „Für einen Professor ist die räumliche Situation ein Verhandlun­gspunkt unter vielen. Ob das Labor dann in einem Gebäude steht oder in der Interimslö­sung, ist erst mal egal.“

Von den insgesamt 100 Medizinpro­fessoren sind nach Uni-Angaben aktuell schon zwanzig (inklusive der Dekanin) berufen, immer 15 bis 20 Berufungsv­erfahren würden parallel laufen.

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Entwurf: Nova Architekte­n So sehen die Pläne für das „Zentrum für integriert­e und translatio­nale Forschung“in Augsburg aus.

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