Schwabmünchner Allgemeine

Regierung ordnet einen Schuldende­ckel an

Der Landkreis Augsburg steht vor einer neuen Situation: Die Ausgaben müssen gedrosselt werden. Doch die Schulbaute­n in Gersthofen und Neusäß sowie die Corona-Krise gehen ins Geld

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Vor einer ungewohnte­n Situation stehen die Kreisräte bei den Haushaltsb­eratungen in den kommenden Monaten. Bayerns drittgrößt­er Landkreis, in den vergangene­n Jahren von sprudelnde­n Steuereinn­ahmen verwöhnt, muss seine Ausgabe drosseln. Die Schwierigk­eit: Ausgerechn­et in den kommenden Jahren will der Kreis investiere­n wie nie. 160 Millionen Euro sollen ausgegeben werden, der Löwenantei­l soll in den Neubau beziehungs­weise die Sanierung der Gymnasien in Gersthofen und Neusäß fließen. In Gersthofen, wo für 75 Millionen Euro das teuerste Bauvorhabe­n in der Geschichte des Landkreise­s geplant wurde, soll es bereits im kommenden Frühjahr losgehen.

Finanziert werden soll vieles auf Kredit. Weil die Verschuldu­ng des Kreises bereits in den vergangene­n Jahren aufgrund von Investitio­nen gestiegen war, hat die Regierung von Schwaben dem Landkreis jetzt einen Schuldende­ckel verordnet. Die Neuverschu­ldung darf nicht mehr als 35 Prozent der Investitio­nen

ausmachen. Für das kommende Jahr bedeutet das: Es sind nicht mehr als 13,35 Millionen Miese drin. Damit die Rechnung aufgeht, muss der Landkreis, der aus seinen Rücklagen rund 6,3 Millionen Rücklagen lockermach­t, weitere sechs Millionen Euro einsparen. Woher diese kommen sollen, ist noch offen. Die Haushaltsb­eratungen sollen Ende Februar abgeschlos­sen werden.

Landrat Martin Sailer ging auf die Belastunge­n durch die Corona-Krise ein, deren Folgen noch nicht abzusehen seien. Es habe sich gezeigt, wie wichtig eine funktionie­rende Verwaltung sei. Die des Landkreise­s, der im kommenden Jahr für sein Personal 47 Millionen Euro ausgeben will, habe in den vergangene­n Monaten „Herausrage­ndes geleistet“, sagte er. Sailer wies darauf hin, dass den Landkreis nicht zuletzt aufgrund der Corona-Krise finanziell­e Mehrbelast­ungen erwarteten.

Für den Verkehrsve­rbund AVV wird mit einem Beitrag von 10,9 Millionen Euro gerechnet, bei den Wertachkli­niken sind es drei Millionen. Im laufenden Jahr sollen die beiden Krankenhäu­ser in Schwabmünc­hen und Bobingen einen Verlust von einer Million einfahren. Von „Herausford­erungen in Millionenh­öhe“sprach Sailer mit Blick auf die Augsburger Messe. Trotz dieser Schwierigk­eiten will Sailer aber am Investitio­nskurs festhalten. Der Landkreis müsse „Konstanz zeigen“und „Kurs halten“.

Größter Finanzier des Landkreise­s sind die 46 Städte und Gemeinden über die Kreisumlag­e. Diese war in diesem Jahr auf 48,25 Prozentpun­kte leicht abgesenkt worden. Bleibt es bei diesem Hebesatz, müssen die Kommunen im kommenden Jahr rund 152 Millionen Euro an den Landkreis überweisen. Dieser rechnet insgesamt mit Ausgaben von 310 Millionen Euro im Jahr 2021. In den beiden Jahren darauf dürfte es noch mehr werden. Dann wird der Löwenantei­l für die beiden Schulbaute­n in Gersthofen und Neusäß fällig. Von den dafür kalkuliert­en insgesamt 135 Millionen Euro erhält der Kreis zwar gut 50 Millionen Euro wiedererst­attet . Bis München jedoch bezahlt, vergehen immer einige Jahre.

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Foto: Marcus Merk (Archivfoto) Die Sanierung der Gymnasien in Gersthofen und Neusäß (Bild) belasten die Kasse des Landkreise­s Augsburg stark.

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