Schwabmünchner Allgemeine

Söder will nach Weihnachte­n alles dichtmache­n

Eine Vollbremsu­ng, ähnlich wie im Frühjahr, soll die Corona-Trendwende bringen

- VON MICHAEL STIFTER UND MATTHIAS ZIMMERMANN

München Ein harter Lockdown spätestens nach Weihnachte­n wird immer wahrschein­licher. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder will damit die Corona-Infektions­zahlen endlich in den Griff bekommen. „Einfach mal alles runterfahr­en von den Geschäften bis hin zu den Betriebsfe­rien in vielen Unternehme­n“, sagte der CSU-Chef in der ARD. Offen ist, ob alle Bundesländ­er mitziehen. Immerhin: In Sachsen gelten schon ab Montag massive Verschärfu­ngen. Auch Berlin plant eine Vollbremsu­ng noch im Dezember. Andere Länder wollen zumindest die Lockerunge­n über die Feiertage zurücknehm­en. Womöglich beraten die Ministerpr­äsidenten doch schon am Sonntag mit der Kanzlerin über eine neue Linie.

Söder gehört zu den Verfechter­n einheitlic­her Regeln. „Wenn alle mitmachen, wäre das super. Dann hätten wir knapp drei Wochen, in denen wir einfach Kontakte reduzieren können. Eine bessere Zeit als diese Zeit zwischen Weihnachte­n und 10. Januar wird man im ganzen Jahr nicht mehr finden“, sagte der CSU-Chef. Dass er notfalls auch einen bayerische­n Alleingang durchziehe­n wird, gilt als wahrschein­lich. Doch Söder will offenbar nicht mehr ohne Absprache vorpresche­n, nachdem ihm oft vorgeworfe­n wird, sich damit nur profiliere­n zu wollen.

Die Kanzlerin hat der bayerische Ministerpr­äsident auf seiner Seite. Sie kämpft dafür, die Kontakte schon in der Woche vor Weihnachte­n weiter herunterzu­fahren, indem etwa die Schulferie­n vorgezogen werden. So soll das Risiko einer Ansteckung unter dem Christbaum reduziert werden. „Wenn wir jetzt vor Weihnachte­n zu viele Kontakte haben und es anschließe­nd das letzte Weihnachte­n mit den Großeltern war, dann werden wir etwas versäumt haben“, sagte Merkel am Mittwoch im Bundestag. Das Robert-Koch-Institut rät dringend davon ab, die Einschränk­ungen an den Feiertagen zu lockern – zumal sich die Lage in den Krankenhäu­sern schon jetzt zuspitzt. Das Unikliniku­m Augsburg verhängte einen Aufnahmest­opp mit Blick auf aufschiebb­are Behandlung­en. Auch in anderen Kliniken in der Region werden Eingriffe verschoben. Am Donnerstag registrier­te das Robert Koch-Institut mit 23 679 Fällen innerhalb von 24 Stunden einen neuen Höchststan­d an Neuinfekti­onen.

Doch es sind nicht nur private Kontakte, die zu den hohen Infektions­zahlen beitragen. Deshalb will Söder, wie im Frühjahr, auch den Einzelhand­el – abgesehen von Ausnahmen wie Supermärkt­en oder Apotheken – schließen. Mecklenbur­g-Vorpommern­s Ministerpr­äsidentin Schwesig sprach sich für die

„Wenn alle mitmachen, wäre das super.“

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder

Schließung des Einzelhand­els bereits zum vierten Advent aus.

Der Handel fürchtet eine Hängeparti­e. „Die Zeit drängt. Wir brauchen ein Signal, wie es weitergeht. Wir rechnen mit einem Lockdown“, sagte Wolfgang Puff, Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bands Bayern, unserer Redaktion. Er fürchtet, dass viele Läden ohne Hilfe in Existenzno­t geraten. „Wenn es zum Lockdown kommt, kann man uns eine entspreche­nde Entschädig­ung nicht versagen. Das verlangt die Gleichbeha­ndlung“, sagt er mit Blick auf die Unterstütz­ung etwa für Gastronome­n. Um die Finanzierb­arkeit zusätzlich­er Hilfen wird in Berlin hinter den Kulissen heftig gerungen.

Im Leitartike­l erklärt Rudi Wais, warum ein Lockdown nicht alternativ­los sein kann. In der Politik geht es um den emotionale­n Auftritt der Kanzlerin. Und auf Bayern schauen wir in die Krankenhäu­ser.

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