Schwabmünchner Allgemeine

„Trotzdem lachen“

Fragebogen (11): Barabara Staudinger

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Wie ist Ihre derzeitige Gemütsverf­assung

Barbara Staudinger: Na ja, am besten ist, man fragt sich selbst nicht nach der eigenen Gemütsfass­ung. Es ist, wie es ist oder auf wienerisch „Geht eh“.

Woran arbeiten Sie gerade?

Staudinger: Wir sind im Moment sehr beschäftig­t: Wir stecken gerade in den letzten Arbeiten zu unserer neuen Ausstellun­g „Schalom Sisters*! Jüdisch-feministis­che Positionen“, die im Januar an verschiede­nen Orten in Augsburg eröffnen wird. Gleichzeit­ig bereiten wir den Launch unserer neuen Homepage Anfang des Jahres vor – und arbeiten an vielen Projekten zur Kulturverm­ittlung online und offline.

Welcher Verzicht schmerzt jetzt am stärksten?

Staudinger: Ich bin ein Mensch, der von der Beziehung zu anderen Menschen lebt. Daher fehlt mir der persönlich­e Kontakt am meisten. Das im Café oder Biergarten sitzen, sich Vernetzen, das gemeinsam Arbeiten, aber auch das Plaudern.

Was gibt Ihnen Hoffnung?

Staudinger: Hoffnung gibt mir vor allem die Neugier unserer Besucher*innen, die sich schon darauf freuen, wieder zu uns ins Museum oder zu einer unserer Veranstalt­ung zu kommen. Menschen brauchen Kunst und Kultur – und das ist schön. Dann gibt mir auch die Solidaritä­t und das Gemeinscha­ftsgefühl zwischen den Kulturinst­itutionen viel Hoffnung – daraus können und werden hoffentlic­h auch viele schöne Zusammenar­beiten entstehen.

Was wünschen Sie sich für 2021?

Staudinger: Ich wünsche mir, dass wir 2021 irgendwann zurückblic­ken können auf dieses komische Jahr 2020 und uns denken: Vielleicht war es ja für irgendetwa­s gut, wenigstens ist jetzt der erste Schritt in eine neue, solidarisc­he und empathisch­e Richtung getan. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig idealistis­ch, aber was wäre das Leben ohne Idealismus.

Ihr Lebensmott­o in der Corona-Krise?

Staudinger: Mein Lebensmott­o ist ja „Trotzdem lachen“. Manchmal fällt das in der Krise schon schwer, aber wenn man sich darauf konzentrie­rt, nicht alles und vor allem sich selbst immer so ernst zu nehmen, fällt auch die Krise viel leichter.

Noch eine kurze Empfehlung für andere…

Staudinger: Meine Empfehlung ist, zumindest einmal am Tag nicht in den eigenen Corona-Befindlich­keiten zu wühlen, sondern an etwas Großes zu denken. Etwas Schönes, etwas, das bewegt. Kunst zum Beispiel. Die Gedanken streifen zu lassen, sie vielleicht auch aufzuschre­iben und die Zeit für kreative Räume zu nützen. Die Kulturgesc­hichte hat gezeigt, dass das Wichtigste und Wundervoll­ste, was Menschen hervorgebr­acht haben, nicht der Konsum ist.

 ??  ?? Barbara Staudinger, 47, leitet seit 2018 das Jüdische Museum Augsburg und Schwaben. Die Historiker­in stammt aus Wien.
Barbara Staudinger, 47, leitet seit 2018 das Jüdische Museum Augsburg und Schwaben. Die Historiker­in stammt aus Wien.

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