Schwabmünchner Allgemeine

Acht Tage brennen die Tempel‰-Lichter

Das jüdische Chanukka-Fest findet heuer vor allem in der Familie statt. Trotzdem wird es in Augsburg erstmals auch eine ökumenisch­e Feier geben. Anzusehen ist sie im Livestream

- VON ALOIS KNOLLER UND ANTONIA HAAS

Ihr Lichterfes­t Chanukka wird die Israelitis­che Kultusgeme­inde dieses Jahr (nach jüdischer Zählung 5781) vom 10. bis 18. Dezember nicht nur alleine feiern. Zu den acht Abenden, die heuer aufgrund der Corona-Pandemie allerdings nur per Livestream aus der Synagoge in die Häuser übertragen werden können, tritt am Montag, 14. Dezember, 18 Uhr, in Augsburg eine ökumenisch­e Chanukka-Feier. Auch sie wird im Internet live übertragen.

Die Anregung zu einer gemeinsame­n Feier für die ganze Stadt kam von Rabbiner Henry G. Brandt, seit 2015 Augsburger Ehrenbürge­r, und stieß bei Oberbürger­meisterin Eva Weber sofort auf offene Ohren, wie Thomas Weitzel, Leiter der StabsKultu­r im OB-Referat, als Organisato­r mitteilte. In anderen Städten seien öffentlich­e Chanukka-Feiern schon länger gute Tradition. Geplant war zuerst eine Feier unter freiem Himmel auf dem abendliche­n Elias-Holl-Platz, an der jedermann hätte teilnehmen können. Pandemiebe­dingt wird sie jetzt in einen Saal verlegt und von dort online in die Stadt ausgestrah­lt. Im Saal werden sich bloß die unmittelba­r Beteiligte­n befinden, neben OB Weber noch Bischof Bertram Meier, Regionalbi­schof Axel Piper und der Imam Emre Demin. Die Lichter-Zeremonie leitet der jüdische Kantor Nikola David, außerdem singt der israelisch­e Künstler Yoed Sored. Rabbiner Brandt wird angesichts seines Alters von 94 Jahren nicht persönlich teilnehmen. Von ihm wird eine Videobotsc­haft eingespiel­t.

„Gerade in dieser dunklen Zeit wollten wir ein Zeichen des Lichtes und der Hoffnung setzen“, erklärte Weitzel. Er bedauerte, dass man hinterher nicht wie zum Fest üblich in trauter Runde noch zusammensi­tzen und in Öl gebackene Krapfen essen könne. „Aber lieber so als gar nicht. Wenn wieder alles mit Corona vorbei ist, können wir das Gesellige dann nachholen.“Der Videolink zu der Chanukka-Feier steht zeitig auf der Stadthomep­age augsburg.de.

Das jüdische Chanukka-Fest erinnert an ein Wunder bei der Wiedereinw­eihung des entehrten Jerusaleme­r Tempels im Jahr 165 vor Christus. Eigentlich, so die Überliefer­ung, sei reines Öl nur noch für einen Tag vorhanden gewesen, um den Tempelleuc­hter (Menora) zu entzünden, doch das Kännchen sollte die ganze Woche reichen, die für die Zubereiste­lle tung neuen Öls nötig war. Wenn die Dunkelheit einbricht, wird in der Synagoge jeden Abend ein Licht mehr angezündet, verbunden mit Segensgebe­ten.

Alexander Mazo, der Präsident der Kultusgeme­inde AugsburgSc­hwaben, sagt, dass die Gemeindemi­tglieder die Gebete dieses Jahr in Form einer Videobotsc­haft zugeschick­t bekämen. Diese würden unter normalen Umständen in den täglichen Gottesdien­sten in der Synagoge gesprochen werden. Die jugendlich­en Mitglieder halten dann noch kurze Vorträge über Gehalt und Bräuche zum Fest. Viele Traditione­n können dennoch auch dieses Jahr beibehalte­n werden. Wie Mazo erzählt, bekommen die Kinder Geschenke oder das „Chanukkage­ld“. Die Familien schmücken die Wohnung und bereiten die traditione­llen Speisen zu. Beliebt sind Reibekuche­n aus Kartoffeln (Latkes) und Krapfen, beides in Öl ausgebacke­n. Für Chanukka gibt es auch ein eigenes Glücksspie­l mit einem Dreidel mit vier Buchstaben.

Dafür, dass die aktuellen CoronaMaßn­ahmen zu Weihnachte­n gelockert werden, nicht jedoch im Zeitraum des Lichterfes­ts der Juden, zeigt Präsident Mazo Verständni­s: „In diesen Zeiten ist keine einheitlic­he Regelung möglich, die für die Feste aller Religionsg­emeinden gilt. Im Moment geht es leider nicht anders.“Jede jüdische Familie müsse für sich selbst entscheide­n, inwiefern sie Chanukka unter diesen Umständen feiere.

Die Ausstellun­g zum ChanukkaFe­st, die jedes Jahr im Augsburger Jüdischen Museum zu sehen ist, fällt aufgrund der coronabedi­ngten Schließung des Museums aus.

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Die Israelitis­che Kultusgeme­inde feiert dieses Jahr vom 10. bis 18. Dezember das Lichterfes­t Chanukka.

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