Schwabmünchner Allgemeine

Warum die Corona‰Zahlen plötzlich stark sinken

Der wichtige Sieben-Tage-Wert nähert sich am Donnerstag deutlich der 200er-Marke. Das liegt aber daran, dass die Stadt jetzt eine andere Statistik nutzen muss. Zudem meldet das Gesundheit­samt 19 weitere Todesfälle

- VON JÖRG HEINZLE

Auf den ersten Blick sieht die Zahl gut aus. Der wichtige Sieben-TageWert in Augsburg ist deutlich gesunken von 233,6 am Mittwoch auf 207,4 am Donnerstag. Ein deutlicher Rückgang, Augsburg kommt damit der 200er-Grenze nahe. Würde der Wert dauerhaft unter 200 bleiben, dann könnte die nächtliche Ausgangssp­erre wieder aufgehoben werden. Schaut man genauer hin, so zeigt sich aber: Der Rückgang liegt an einer Umstellung der Statistik, in Wirklichke­it war er viel geringer.

In der Corona-Pandemie hängt vieles von Zahlen ab. Neue Infektione­n, akute Fälle, wieder Genesene – alles wird von den Behörden erfasst. Die Politik begründet ihre Maßnahmen vor allem mit diesen Zahlen. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) wiederholt einen Satz immer wieder: „Die Zahlen sind zu hoch.“Die Stadt steckt dabei in einer Zwickmühle. Das Augsburger Gesundheit­samt erfasst die CoronaInfe­ktionszahl­en und leitet sie dann weiter – ans Landesamt für Gesundheit und an das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin. Jede Behörde berechnet für sich die Sieben-TageInzide­nz, das ist die Summe der Neuinfekti­onen innerhalb von sieben Tagen, gerechnet auf 100.000 Einwohner. Weil es bei der Weitermeld­ung der Daten einen gewissen Verzug gibt, melden die Stadt, das Landesamt und das RKI regelmäßig Sieben-Tage-Werte, die voneinande­r abweichen.

Bisher setzte die Stadt auf den von ihr selbst berechnete­n Wert, mit dem sie auch täglich an die Öffentlich­keit ging. Er sei der aktuellste Wert und bilde das Infektions­geschehen damit am besten ab, lautete die Begründung dafür. Für die Frage, ob und ab wann die Corona-Regeln verschärft werden müssen, zog die Stadt die eigenen Zahlen zurate. Nun aber ist bayernweit einheitlic­h geregelt worden, dass künftig die vom Robert-Koch-Institut vermeldete­n Werte die Richtschnu­r sind. Deshalb stellt die Stadt jetzt um und meldet bei der Sieben-Tage-Inzidenz täglich die RKI-Zahl.

Am Donnerstag wirkte sich das so aus, dass die Lage positiver wirkte, als sie es nach den städtische­n Zahlen ist. Rechnet man alle von der Stadt registrier­ten Neuinfekti­onen innerhalb der vergangene­n sieben Tage zusammen, kommt man auf 681 Fälle – und damit umgerechne­t auf 100.000 Einwohner auf eine Inzidenz von 228,5. Die RKI-Inzidenz dagegen lag deutlich darunter, bei nur 207,4. Das muss aber nicht immer so sein, je nach Meldeverzu­g kann die RKI-Zahl auch mal höher sein als der „echte“Wert.

Auch bei den Corona-Todesfälle­n sorgte die Statistik dafür, dass die Zahl der Toten am Donnerstag in Augsburg sprunghaft anstieg – um gleich 19 Fälle auf jetzt insgesamt 111 mit und an Covid-19 Verstorben­en seit Beginn der Pandemie. Diese Menschen – 13 Frauen und sechs Männer – sind alle tatsächlic­h gestorben. Aber nicht zur selben Zeit, sondern im Zeitraum zwischen 17. November bis 6. Dezember. Seniorenhe­ime hätten die Fälle aber erst verspätet dem Amt gemeldet, teilt die Stadt mit. Diese Verzögerun­g habe man zum Anlass genommen, die Heime an eine „umgehende Meldung“zu erinnern.

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Foto: Silvio Wyszengrad Auch in Augsburg gilt wegen des hohen Inzidenzwe­rts derzeit der Katastroph­en‰ fall.

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