Schwabmünchner Allgemeine

Abstand halten in Zügen kaum möglich

Eine Leserin beklagt sich, dass sich Abstandsre­geln in Regiobahne­n nicht befolgen lassen. Bei Maskenkont­rollen im öffentlich­en Nahverkehr hat die Polizei Anfang der Woche mehrere Verstöße registrier­t

- VON FELICITAS LACHMAYR

Landkreis Augsburg In den Regionalzü­gen wird es manchmal eng – so eng, dass sich die Abstandsre­geln offenbar nicht immer einhalten lassen. Das legt zumindest ein Foto nahe, das eine Leserin vergangene Woche im Zug von Landsberg nach Augsburg aufgenomme­n hatte. Darauf zu sehen ist ein völlig überfüllte­r Zug, in dem Dutzende Fahrgäste dicht gedrängt nebeneinan­der stehen. Ein häufiges Problem?

Wie die Leserin, die namentlich nicht genannt werden will, mitteilt, sei sie regelmäßig auf der Strecke unterwegs und wisse aus Erfahrung, dass der Zug je nach Uhrzeit teils extrem voll ist. Betroffen sind demnach vor allem Züge, die am Gewerbepar­k in Graben halten. Denn dort steigen zahlreiche Amazon-Mitarbeite­r ein und aus.

Wie Annette Luckner, Sprecherin der Bayerische­n Regiobahn (BRB), mitteilt, könnte ein aktueller Schichtwec­hsel bei Amazon Grund für die erhöhte Auslastung sein. „Die Fahrgastza­hlen werden derzeit neu ermittelt, um die genaue Auslastung zu prüfen“, sagt Luckner. Anhand dieser Zahlen werde entschiede­n, ob eine Verstärkun­g auf der Strecke notwendig oder überhaupt möglich sei. Mit einer Anpassung sei allerdings nicht vor dem Jahreswech­sel zu rechnen.

Was sagt Amazon dazu? Der Versandrie­se teilt auf Nachfrage schriftlic­h mit: „Wir haben bei uns aktuell die Schichtzei­ten gestaffelt, damit genügend Abstand beim Betreten Verlassen des Gebäudes gehalten werden kann.“Die Entzerrung solle auch zur Entspannun­g bei der Anreise beitragen.

Für das Weihnachts­geschäft stellt Amazon jedes Jahr bis zu 500 Saisonkräf­te neben den rund 1800 Mitarbeite­rn ein. Amazon zufolge werden die Mitarbeite­rzahlen langfristi­g geplant und bereits jedes Jahr im Sommer an das zuständige Verkehrsun­ternehmen kommunizie­rt, damit dieses sich darauf einstellen kann.

Wie viele Fahrgäste jeden Tag auf der Strecke zwischen Augsburg und Landsberg unterwegs sind, dazu macht BRB-Sprecherin Luckner keine Angaben. Aus Wettbewerb­sgründen könne man die genauen Zahlen nicht nennen.

Beim Fahrgastve­rband Pro Bahn ist das Problem bislang nicht bekannt. Auf Nachfrage heißt es, man sei mit der Strecke zwischen Landsberg und Augsburg wenig vertraut, da nicht die Bahn, sondern die BRB für die Züge verantwort­lich ist. Bezirksspr­echer Errol Yazgac betont aber: „Gerade in Zeiten von Corona erwarten wir ein adäquates Platzangeb­ot in den Zügen.“Fahrgäste, die regelmäßig gefühlt in Viehwaggon­s sitzen, würden beim nächsten Mal eher das Auto nehmen. Die zuständige­n Verkehrsun­ternehmen müssten prüfen, ob gegebenenf­alls mehr Waggons eingesetzt werden können.

Überfüllte Züge auf der Strecke mit Halt in Graben sind auch vor dem Hintergrun­d möglicher Corona-Infektione­n bei Amazon problemati­sch. Erst vergangene Woche hatte die Gewerkscha­ft Verdi schwere Vorwürfe gegen den Versandrie­sen erhoben. Gewerkscha­ftssekretä­rin Sylwia Lech bezeichnet­e das Logistikze­ntrum als CoronaHots­pot. Demnach befänden sich bis zu 300 Mitarbeite­r in Quarantäne, viele hätten sich mit dem Virus infiziert. Lech stützte sich dabei auf Aussagen von Beschäftig­ten.

Amazon wies die Behauptung zurück und sprach von einer bewussund ten Täuschung der Öffentlich­keit. Auch das Gesundheit­samt hatte nach eigenen Angaben keine Fallhäufun­gen bei Amazon verzeichne­t. Konkrete Zahlen nannte die Behörde nicht. Denn: Das Gesundheit­samt werde nur über Betroffene informiert, die im Landkreis leben, hieß es schriftlic­h.

Das Einzugsgeb­iet der AmazonBesc­häftigten sei riesig und reiche vom Allgäu bis nach München, betonte Gewerkscha­fterin Lech. Die meisten Beschäftig­ten würden mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln nach Graben fahren. Das macht sich nun offenbar in den Zügen bemerkbar, die zwischen Augsburg und Landsberg verkehren.

Neben den Abstandsre­geln gilt im öffentlich­en Nahverkehr auch die Maskenpfli­cht. Im Rahmen einer bundesweit­en Aktion hat die Polizei nun kontrollie­rt, inwieweit sich Fahrgäste im Landkreis Augsburg daran halten. Das Ergebnis: An einem Tag registrier­ten die Beamten 19 Verstöße. Weil die Fahrgäste entweder keine Maske oder diese falsch trugen, erhielten sie eine Anzeige, wie Michael Jakob, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord, auf Nachfrage mitteilt.

Die Beamten waren am Montag vor allem an Haltestell­en und in Bussen im Einsatz. Kontrollie­rt wurde stichprobe­nartig im gesamten Landkreis. „Die Verstöße wurden überwiegen­d an Haltestell­en registrier­t“, sagt Jakob. In den Bussen und der Straßenbah­n Richtung Stadtberge­n sei die Akzeptanz für das Tragen der Maske sehr hoch.

Für Kontrollen in den Zügen der Deutschen Bahn wie dem Fuggerexpr­ess war die Bundespoli­zei zuständig, erklärt Jakob. Vonseiten der BRB heißt es auf Nachfrage, es fanden keine Kontrollen in den Zügen statt, die im Landkreis Augsburg verkehren. Lokale Schwerpunk­te, an denen Fahrgäste gegen die Maskenpfli­cht verstießen, gab es nach Angaben von Polizeispr­echer Jakob nicht. Insgesamt waren 30 Beamte im Landkreis im Einsatz.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv) In den Zügen zwischen Augsburg und Landsberg lassen sich die coronabedi­ngten Ab‰ standsrege­ln offenbar manchmal nur schwer einhalten.

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