Schwabmünchner Allgemeine

Vom Dorf in die Bundesliga

Roland Stegmayer spielte erst für den FCA und war später auch in Bielefeld aktiv

- VON HERBERT SCHMOLL

Wenn Arminia Bielefeld heute in der Fußball-Bundesliga den FC Augsburg zu Gast hat, dann wird Roland Stegmayer dieses Duell der Krisenteam­s mit besonderem Interesse am Bildschirm verfolgen. Warum? Der ehemalige Profi, der aus dem nordschwäb­ischen Altenberg (Kreis Dillingen) stammt, spielte in seiner aktiven Zeit für beide Klubs. Beim BCA und FCA in der Jugend und im Bayernliga­team, in Ostwestfal­en kickte er in der Bundesliga.

Er war gerade 16 Jahre alt, als ihn der BC Augsburg bei einem internatio­nalen Jugendturn­ier in Sontheim an der Brenz, bei dem auch sein Heimatvere­in SV Altenberg dabei war, entdeckte. „Vermutlich habe ich dort gut gespielt“, blickt er mehr als 50 Jahre zurück, „denn wenige Tage nach dem Turnier bekamen meine Eltern Besuch von BCA-Jugendleit­er Paul Renz und Trainer Toni Niggel.“Der Familienra­t tagte, der talentiert­e Fußballer zog in die Stadt zwischen Lech und Wertach.. „Natürlich war dies für mich eine Umstellung, ich kam ja vom Dorf, war bei einer älteren Frau untergebra­cht“, erinnert er sich.

Fußballeri­sch kam er schnell gut zurecht, schon als Jugendspie­ler durfte er in der ersten Mannschaft, die in der Bayernliga spielte, ran. Nach der Fusion 1969 wurde er von Trainer Herbert Erhardt, Weltmeiste­r von 1954, gleich in den Elitekader berufen. Stegmayer: „Wir hatten damals eine sehr gute Mannschaft, mit Spielern wie Willi Miller, Kurt Haseneder, Walter Sohnle, Heiner Schuhmann oder Alwin Fink, leider ist uns der Aufstieg nicht gelungen.“Doch der junge Schwabe stand längst in den Notizbüche­rn der Profiklubs. Er nahm ein Angebot des traditions­reichen 1. FC Nürnberg an, in der Regionalli­ga gelangen ihm für den Club in 32 Punktspiel­en 15 Treffer.

Die Noris war in Stegmayers Laufbahn nur ein Zwischensc­hritt,

Bundesligi­st Arminia Bielefeld lockte ihn nach Ostwestfal­en. „In Bielefeld habe ich mich sehr wohl gefühlt, vor allen Dingen zu Torhüter Dieter Burdenski entwickelt­e sich eine echte Freundscha­ft“, blickt er zurück. Sportlich durften sie auf der Alm den Klassenerh­alt feiern, doch dann kam der Schock. Da die Bielefelde­r

Archivfoto­s: Fred Schöllhorn, Karl Aumiller

Anfang der 1970er Jahre in den Bundesliga­skandal verwickelt waren, wurde der Verein in die Regionalli­ga zwangsvers­etzt, Hannover 96 war für zweieinhal­b Jahre die nächste Station des Linksaußen. Dann erfolgte der Ruf aus dem Saarland, die Zeit beim 1. FC Saarbrücke­n sollte eine besondere für ihn werden. Denn im Ludwigspar­k sorgte er für Tore und Furore, für die Anhänger des mittlerwei­le wieder in der dritten Liga spielenden Vereins ist Roland Stegmayer eine lebende Legende. Beim 3:1-Sieg gegen den 1. FC Köln gelangen ihm drei Treffer, im April 1977 sorgte er im Heimspiel gegen den FC Bayern München, der mit den Superstars wie Torhüter Sepp Maier, Franz Beckenbaue­r, Gerd Müller oder Georg Schwarzenb­eck antrat, mit vier Toren für Schlagzeil­en. Saarbrücke­n feierte ein Fußballfes­t und schoss den amtierende­n Europacups­ieger der Landesmeis­ter mit 6:1 förmlich aus dem Stadion.

Im Jahr darauf ging es für die Saarländer wieder abwärts in die zweite Liga, Stegmayer schloss sich für zwei Jahre dem SC Fortuna Köln an, für den er in zwei Spielzeite­n 24 Tore erzielte. Seine außergewöh­nlichen Leistungen blieben auch dem Deutschen Fußballbun­d (DFB) nicht verborgen. Stegmayer durfte 22 Begegnunge­n in der damals noch existieren­den Amateur-Nationalma­nnschaft absolviere­n. In der Kölner Südstadt beendete der Linksaußen seine Karriere und zog zurück nach Altenberg. In der Heimat war er dann als Trainer bei verschiede­nen Klubs wie der SpVgg Gundremmin­gen, Eintracht Landshause­n oder dem SV Altenberg tätig.

Heute lebt Roland Stegmayer mit seiner Frau den Großteil des Jahres in Ungarn. Coronabedi­ngt wird er seinen 70. Geburtstag am 22. Dezember im Osten feiern. Die Bundesliga verfolgt er intensiv am Fernsehsch­irm, ganz besonders am Mittwoch die Partie des FCA auf der Alm. „Es freut mich, dass die Arminia den Aufstieg wieder geschafft hat,“sagt er, doch die Daumen wird er an diesem Abend dem FCA drücken. „Zehn Jahre Bundesliga sind schon eine tolle Sache“, sagt er und fügt an: „Auch wenn es im Moment nicht ganz nach Wunsch läuft, in Augsburg wird hervorrage­nd gearbeitet.“

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Roland Stegmayer war nicht nur bei Hannover 96 (linkes Bild rechts) als Profi am Ball, heute treffen seine Ex‰Vereine aus Augsburg und Bielefeld in der Bundesliga aufeinande­r.
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