Schwabmünchner Allgemeine

Frauen in die Luft

Die letzte Männerbast­ion des Winterspor­ts ist gefallen

- VON ANDREAS KORNES

Um die Qualität dieses langjährig­en Kampfes zu illustrier­en, wird gerne ein Zitat von Gian Franco Kasper bemüht. Der 76-jährige Schweizer ist seit vielen Jahren Präsident des Internatio­nalen Skiverband­es (Fis). Wir wollen Ihnen, werte Leser, die ganze Dämlichkei­t seiner hobbymediz­inischen Analyse aus den späten 1990ern ersparen. Im Kern behauptete er damals, dass der weibliche Körper den Kräften beim Skispringe­n nicht standhalte­n könne. Die Frauen bewiesen das Gegenteil. Skispringe­rinnen sind seit 2011 fester Bestandtei­l des Weltcupund olympische­n Programms. Stets aber klaffte noch ein anderer weißer Fleck auf der Karte der sportliche­n Gleichbere­chtigung. Die nordische Kombinatio­n hatte sich als letzte der etablierte­n Winterspor­tdisziplin­en einer weiblichen Beteiligun­g auf höchster Ebene verschloss­en. Bis zum Freitag. In Ramsau starteten erstmals auch Frauen im Weltcup. Nächstes Jahr werden sie in Oberstdorf ihre WM-Premiere feiern. Auf die Frage, warum das alles so lange gedauert hat, gibt es keine logische Antwort. Es waren sehr viele, sehr dicke Bretter, die wahlweise gebohrt oder von den meist männlichen Funktionär­sköpfen entfernt werden mussten.

Doch noch sind die Kombiniere­rinnen nicht am Ziel. Wie alle Nischenspo­rtarten – und das ist das Duett aus Skispringe­n und Skilanglau­f auch in seiner männlichen Variante – zieht es sie auf die größte aller Bühnen: Olympia. 2022 gastieren die Winterspie­le in Peking. Aller Wahrschein­lichkeit wird es dort aber noch keine Kombiniere­rinnen zu sehen geben. Die olympische­n Mühlen mahlen tatsächlic­h noch langsamer als die der Fis. Angepeilt sind die Winterspie­le 2026 in Cortina d’Ampezzo – schlappe 102 Jahre nachdem ein gewisser Thorleif Haug erster Olympiasie­ger in der Nordischen Kombinatio­n wurde.

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