Frauen in die Luft
Die letzte Männerbastion des Wintersports ist gefallen
Um die Qualität dieses langjährigen Kampfes zu illustrieren, wird gerne ein Zitat von Gian Franco Kasper bemüht. Der 76-jährige Schweizer ist seit vielen Jahren Präsident des Internationalen Skiverbandes (Fis). Wir wollen Ihnen, werte Leser, die ganze Dämlichkeit seiner hobbymedizinischen Analyse aus den späten 1990ern ersparen. Im Kern behauptete er damals, dass der weibliche Körper den Kräften beim Skispringen nicht standhalten könne. Die Frauen bewiesen das Gegenteil. Skispringerinnen sind seit 2011 fester Bestandteil des Weltcupund olympischen Programms. Stets aber klaffte noch ein anderer weißer Fleck auf der Karte der sportlichen Gleichberechtigung. Die nordische Kombination hatte sich als letzte der etablierten Wintersportdisziplinen einer weiblichen Beteiligung auf höchster Ebene verschlossen. Bis zum Freitag. In Ramsau starteten erstmals auch Frauen im Weltcup. Nächstes Jahr werden sie in Oberstdorf ihre WM-Premiere feiern. Auf die Frage, warum das alles so lange gedauert hat, gibt es keine logische Antwort. Es waren sehr viele, sehr dicke Bretter, die wahlweise gebohrt oder von den meist männlichen Funktionärsköpfen entfernt werden mussten.
Doch noch sind die Kombiniererinnen nicht am Ziel. Wie alle Nischensportarten – und das ist das Duett aus Skispringen und Skilanglauf auch in seiner männlichen Variante – zieht es sie auf die größte aller Bühnen: Olympia. 2022 gastieren die Winterspiele in Peking. Aller Wahrscheinlichkeit wird es dort aber noch keine Kombiniererinnen zu sehen geben. Die olympischen Mühlen mahlen tatsächlich noch langsamer als die der Fis. Angepeilt sind die Winterspiele 2026 in Cortina d’Ampezzo – schlappe 102 Jahre nachdem ein gewisser Thorleif Haug erster Olympiasieger in der Nordischen Kombination wurde.